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Ein großer Fan der Musteranalyse

Die interstitiellen Lungenerkrankungen (ILD) sind zwar seltene Lungenerkrankungen, dafür aber schwieriger zu diagnostizieren und sehr vielgestaltig. Prof. Dr. Julien Dinkel, Oberarzt im Institut für Klinische Radiologie am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, befasst sich mit diesen seltenen Vertretern und stellt die „Systematische HR-CT-Befundung Teil 1“ vor.

Im Oktober 2014 hatte Dinkel die neu eingerichtete W2-Professur für Thorakale Bildgebung im Rahmen des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) übernommen.

„Es gibt eine Reihe von Grundvoraussetzungen, um eine gute Differentialdiagnose zu erstellen“, betont Dinkel. Zu den sehr wichtigen Voraussetzungen zählen laut Dinkel die klinischen Angaben des überweisenden Pneumologen. Eine gute Zusammenarbeit ist hier unabdingbar. Die zweite Voraussetzung ist eine gute Technik. Zur Anwendung kommt dabei die HR-CT mit sehr dünnen CT-Schichten, mit hoher räumlicher Auflösung und unter Anwendung spezieller Bildrekonstruktionsalgorithmen. „In der Praxis wird fast immer eine Schichtdicke von 1mm angefordert“, berichtet Dinkel.

Im Besonderen plädiert der Radiologe dafür, CT-Aufnahmen in der Ein- als auch in der Ausatmungsphase durchzuführen, weil der Untersucher zur Beurteilung des Lungenfensters und zur Rekonstruktion des Lungenkerns damit zusätzliche Informationen erhält. „Es ist hilfreich, aber kein Muss“, konstatiert er. Insbesondere gibt es im Umgang mit dieser Methode keinen europaweiten Standard. „Man erhält zusätzliche Informationen über kleine Atemwegserkrankungen: Ob etwa eine Bronchiolitis vorliegt, kann für die Differentialdiagnose von Bedeutung sein.“

Abb. 1: Lungenfibrose
Abb. 2: Lymphangioleiomyomatose
Abb. 1: Lungenfibrose
Abb. 2: Lymphangioleiomyomatose

Für die Diagnostik der interstitiellen Lungenerkrankungen, spielt die Kenntnis der Mikroanatomie – ganz besonders des sekundären Lobulus - eine entscheidende Rolle. Der sekundäre Lobulus ist die kleinste, vollständig von Bindegewebe umgebene anatomische Struktur in der Lunge, und hat einen Durchmesser von 1-2,5 cm. „Ohne das High Resolution CT hat man in der Darstellung keine Chance“, weiß Julien Dinkel. Normalerweise sind wenige Strukturen des sekundären Lobulus beurteilbar, die meisten werden aufgrund von Pathologien sichtbar.

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Nicht spezifische inerstitelle Pneumopathie (NSIP).

Die dritte Voraussetzung für eine gute Diagnose ist die strukturierte Befundung. „Ich bin der größte Fan der musterbasierten Analyse“, sagt Dinkel mit Begeisterung. In der strukturierten Befundung wird per Musteranalyse das dominante Muster identifiziert. Dabei müssen die Relation zum sekundären Lobulus und die Lungenbeteiligung mit in Betracht gezogen werden, die Zentralerkrankung sowie Nebenbefunde diagnostiziert werden.

Erleichtert wird die Analyse der HR-CT-Bilder durch die Beachtung von 4 Grundmustern: retikuläre und noduläre Muster, zystische Veränderungen und die Verdichtung des Lungenparenchyms. Jedes Muster für sich genommen ist dabei nicht unbedingt typisch für eine Krankheit, häufig kommen sie sogar nebeneinander vor. Das dominante Muster, die Lokalisation und die klinischen Daten sind der Schlüssel zur Diagnose.

Wer sehr viel Erfahrung hat, wird sich nicht systematisch jedes Muster anschauen.

Prof. Dr. Julien Dinkel

In seinem Vortrag am Samstag wird er über retikuläre und zystische Muster berichten. Retikuläre Muster sind etwa dominant bei der Idiopathischen Lungenfibrose, manchmal bei der NSIP (Non Specific Interstitial Pneumonia), Lymphangiosis carcinomatosa (LC) und der pulmonal-venösen Stauung. Eher selten sind pur zystisch interstitielle Lungenerkrankungen wie Lymphangioleiomyomatose oder Langerhans-Zell-Histiozytosis zu verzeichnen.

Prof. Dinkel ist sich durchaus bewusst, dass es Kollegen mit anderen Vorlieben in der Diagnostik gibt: Die einen schließen zuerst die häufigste, die anderen die gefährlichste Diagnose aus. „Wer sehr viel Erfahrung hat, wird sich nicht systematisch jedes Muster anschauen.“. Doch denjenigen, die entweder in der Praxis oder auch in der Klinik nur selten mit interstitiellen Lungenerkrankungen konfrontiert sind, empfiehlt er den „sicheren Weg“. Dann aber sei eine gute Differentialdiagnose nicht nur an speziellen Zentren möglich.

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Prof. Dr. Julien Dinkel, Oberarzt im Institut für Klinische Radiologie am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Profil:
Prof. Dr. Julien Dinkel hat Humanmedizin an der Universität Louis Pasteur, Straßburg, studiert. Er promovierte 2010 an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg mit dem Titel: „Four-dimensional multislice helical CT of the Lung: Qualitative comparison and reproducibility of small volumes in an ex vivo model.“ Der Facharzt für Radiologie hat seit Oktober 2014 die W2-Professur für thorakale Bildgebung im Rahmen des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) an der LMU München inne.

Veranstaltung
Samstag, 23.01.2016, 8:30 Uhr
Systematische HRCT
Befundung - Teil 1
Julien Dinkel, München
Session: Lunge 2

22.01.2016

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