Artikel • Fortschritt, der begeistert
Die zweite Generation der Sonoelastographie-Geräte
Die frühzeitige und sichere Detektion von Prostatakarzinomen stellt eine der größten Herausforderung der urologischen Diagnostik dar. Ein Themenkomplex „Prostatadiagnostik“ darf deshalb auf einem Fortbildungskongress wie dem RadiologieKongressRuhr, der unter dem Motto „Ihr Forum für Innovationen“ läuft, nicht fehlen.
Die momentan zur Verfügung stehenden Früherkennungsverfahren sind immer noch unpräzise und spekulativ – ohne eine anschließende Biopsie können verdächtige PSA-Werte, Tastbefunde und Bildinformationen nicht ausgewertet werden. Um überflüssige invasive Eingriffe zu vermeiden, wird auf Hochtouren nach neuen bildgebenden Technologien gefahndet, die eine gezieltere Früherkennung ermöglichen. Eine Aufgabe, der sich auch Dr. Thilo Eggert von der Urologischen Klinik der Ruhr-Universität Bochum verpflichtet hat.
Eggert kennt die Trends und Entwicklungen auf dem Gebiet der Prostatadiagnostik. „Es gibt verschiedene Ansätze der Forschung, die Früherkennung zu optimieren. Einerseits werden neue Serummarker erforscht, um den PSA-Wert zu spezifizieren, weil dieser momentan unser einziger Laborparameter bei Krebsverdacht darstellt, andererseits werden verschiedene Ansätze auf dem Gebiet der Bildgebung verfolgt, Karzinome frühzeitig und besser aufzuspüren. Besonderen Aufschluss gibt uns hier die Elastizität oder Zelldichte des Tumorgewebes.“
Als vielversprechenden Ansatz zur Früherkennung von Karzinomen stellt er deshalb die Sonoelastograhie heraus. Diese galt schon lange als großer Hoffnungsträger der klinischen Forschung, war jedoch während der Laufzeit erster Studien technologisch noch nicht voll ausgereift: „Die Elastographiegeräte der 1. Generation blieben im Vergleich zur B-Bildsonographie weit hinter den Erwartungen zurück. Eine signifikante Verbesserung der Frühdetektion des Prostatakarzinoms konnte in einer elastographieunterstützten Biopsiestudie nicht gezeigt werden.“
Erst die neue Gerätegeneration von Hitachi mit entscheidenden Weiterentwicklungen der Technologie in jüngster Zeit, sind überzeugend. „Die Fortschritte in der Bildgebung mit Elastographie schreiten rasend schnell voran und sind wirklich beeindruckend. Sowohl die Handhabung, wie auch die feinstufigere Darstellung der Gewebehärten durch Farbskalen haben sich durch die neue Technologie jetzt stark verbessert.“
Eggert weiter: „Neu ist auch, dass das Gerät dem Anwender anzeigt, wie viel Druck er auf das Gewebe ausüben muss, um konstante Elastographie-Bilder zu erzeugen. Hierdurch wird die Untersucherabhängigkeit reduziert und die Grundlage für reproduzierbare Befunde geschaffen. Durch die Möglichkeit die elastographische Bildinformation mit dem herkömmlichen B-Bild zu kombinieren wird es dem Untersucher erleichtert elastographisch auffällige Befunde gezielt zu biopsieren.“ Die Sonoelastographie erlebt hiermit ihre erste Renaissance.
Neue Studien werden nötig, um klare Aussagen über den Nutzen des Diagnose-Tools treffen zu können. Auch am Marienhospital Herne bei Dr. Eggert werden gerade Untersuchungen mit dem Hitachi-Gerät durchgeführt. „Dafür werden wir die Daten der Sonoelastograhpie von Patienten mit gesichertem Karzinom vor einer Operation mit dem histologischen Befunden des Prostatektomiepräparates vergleichen, um die Sensitivität und Spezifität gegenüber dem herkömmlichen Ultraschall zu testen. In einem zweiten Studienarm wird das System im Rahmen der Erstbiopsie bei Patienten mit dem Verdacht eines Prostatakarzinoms getestet. Um eine möglichst aussagekräftige Datenlage zu erzielen, soll unsere Studienkohorte ca. 600 Patienten umfassen. Das heißt, wir rechnen schon im nächsten Jahr mit Resultaten. Bis dahin kann die Gewebeelastizitätsmessung nur als ergänzende Methode angesehen werden.“
Neuere Studien zeigen jedoch vielversprechende Ergebnisse bei der kontrastmittelverstärkten Duplex-Sonographie der Prostata
Thilo Eggert
Neben der Sonoelastographie beobachtet Eggert noch einen weiteren Zukunftstrend in der Detektion von Prostatakarzinomen mittels transrektalem Ultraschall. „Ein interessanter, wenn auch nicht neuer Ansatz ist die Darstellung pathologischer Gefäßvermehrung in Tumorgewebe. Innovativ auf diesem Gebiet ist jedoch der Einsatz von nichtinvasivem Ultraschall in Kombination mit einem Kontrastmittel“, sagt er. „Auch hier gibt es noch Probleme z.B. zwischen entzündlichen ebenfalls vermehrt vaskularisierten Arealen und malignen Herden zu differenzieren. Neuere Studien zeigen jedoch vielversprechende Ergebnisse bei der kontrastmittelverstärkten Duplex-Sonographie der Prostata.“
23.10.2008