Ringen um Kontraste
Die Black Blood Bildgebung
Black Blood Bildgebung klingt nicht hilfreich, ist es aber. Sie sorgt dafür, dass der MRT-Spezialist mit deutlicheren Kontrasten arbeiten kann und Raumforderungen in der Tumordiagnostik oder entzündliche Gefäßwandveränderungen besser erkennt, weiß PD Dr. Tobias Saam, ‚Leiter Magnetresonanztomographie Standort Innenstadt‘ am Institut für Klinische Radiologie der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Bei MR-Techniken kann man zwischen solchen unterscheiden, die den Blutfluss hell (Bright-Blood) und denen, die ihn dunkel abbilden (Black-Blood). Obwohl letztere Technik zahlreiche Vorteile im Vergleich zu konventionellen Darstellungen hat, wird sie derzeit nicht in der klinischen Routine eingesetzt. Black-Blood-Sequenzen bilden primär die eigentlichen Gefäßwände ab und nicht den Blutfluss. Diese Sequenzen werden routinemäßig bei der Herzbildgebung und zur Identifizierung von arteriellen Gefäßdissektionen eingesetzt, haben aber auch sehr großes Potential zur Darstellung atherosklerotischer Plaques und von entzündlichen Gefäßwandveränderungen.
Bis vor wenigen Jahren gab es Black-Blood Sequenzen nur als 2D-Sequenzen. Diese zu fahren, war relativ zeitaufwendig. „Früher haben wir für die Darstellung der intrakraniellen Gefäße zum Teil 40-50 Sekunden gebraucht, um eine zwei Millimeter Schichtdicke zu erhalten. Es dauerte fünf bis sechs Minuten, um einen kleineren Stapel an Bildern zu akquirieren. Eine neue, von uns in Zusammenarbeit mit Philips Healthcare entwickelte 3D-Technik ermöglicht es nun, innerhalb des gleichen Zeitraums den gesamten Kopf zu akquirieren und das sogar noch mit einer besseren Auflösung. Die Methode ist damit jetzt viel zeiteffizienter“, beschreibt der Radiologe die Vorteile dieses neuen Verfahrens.
Vorteile bei Tumordarstellung
Diese neue 3D Black-Blood T1-TSE-Sequenz benötigt keinen Präpuls für die Blutunterdrückung und ist somit besonders zeiteffizient. In einer ersten Studie zur Darstellung von intrakraniellen Tumoren konnte Saams Team zeigen, dass mit der neuen Methode signifikant mehr Raumforderungen sichtbar sind als mit herkömmlich verwendeten Sequenzen. „Mit dieser neuen Black Blood-3D-T1-Sequenz mit variablen Flipwinkeln können wir mehr Metastasen detektieren als mit 3D Gradientenechosequenzen, die man normalerweise für die Tumordetektion verwendet. Der Unterschied ist signifikant. Darüber hinaus hat man weniger Flussartefakte als bei 2D-TSE-Sequenzen“, erklärt Saam und führt weiter aus: „Das ist durchaus klinisch von Bedeutung, denn je früher wir Metastasen oder Raumforderungen entdecken, desto besser können wir therapieren.“
Ein weiterer Effekt der neuen Sequenz: Bei herkömmlich verwendeten Gradientensequenzen erscheinen Blut und Raumforderungen hell. Die Black-Blood-Sequenz bildet zwar die Raumforderungen hell ab, nicht aber das Blut, das ist dunkel dargestellt. „Es ist einfacher, Raumforderungen zu entdecken, weil man von hellen Gefäßen weniger abgelenkt wird“, meint Saam.
Vorteile bei der Gefäßwandvisualisierung
Vaskulitiden sind seltene Erkrankungen, deren klinische Symptome oft unspezifisch sind und deren genaue und frühzeitige Diagnose eine besondere Herausforderung für jeden Kliniker darstellt. Vaskulitiden liegen primär Veränderungen der Gefäßwand zu Grunde. Erschwerend kommt hinzu, dass vorgefundene luminale Veränderungen in der Regel unspezifisch sind und ihr Auftreten auch bei anderen Erkrankungen möglich ist. Daher sind die gebräuchlichen bildgebenden Verfahren in ihrer Aussagekraft oft limitiert. Für die Bildgebung der Großgefäßvaskulitiden ist bislang der Einsatz der PET-CT der Goldstandard. Saam sieht allerdings wesentliche Vorteile in der neuen Technik. „Mit der Black Blood-Technik lässt sich die Gefäßwand direkt darstellen. Somit können in einem früheren Stadium Wandverdickungen und Kontrastmittelaufnahmen festgestellt werden, die mit Atherosklerose oder entzündlichen Gefäßwanderkrankungen einhergehen. Wir können sie also für die direkte Darstellung von entzündlichen Veränderungen der intrakraniellen, aber auch der extrakraniellen Arterien anwenden“, berichtet Saam.
Als Beispiel führt Dr. Saam die ZNS-Vaskulitis an: „Diese können mit wir mit anderen Bildgebungsverfahren nicht direkt darstellen. In diesem Fall ist die Black-Blood-Bildgebung das einzige Verfahren, das dies kann. Diese Fähigkeit hat unter Neurologen neuerdings großes Interesse ausgelöst“, so Saam. „Zwar muss dies noch in größeren Studien evaluiert werden, aber das Verfahren hat eindeutig Potenzial. Bereits heute bekommen wir Patienten von Zuweisern geschickt, die sich für die Methode begeistern“ so der Experte abschließend.
PROFIL
PD Dr. Tobias Saam studierte Medizin an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg, wo er 2003 promovierte. Im Juli 2010 habilitierte er sich zum Thema „Methodische Entwicklung und klinische Evaluierung der hochaufgelösten Magnetresonanztomographie atherosklerotischer Plaques in den Karotiden“. Seit 2006 ist Saam am Institut für Klinische Radiologie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München tätig, seit 2013 als „Leiter Magnetresonanztomographie“. Für seine Arbeiten zum Einsatz der MRT bei atherosklerotischen Plaques erhielt er mehrere Auszeichnungen, u.a. den Coolidge Award.
29.01.2015