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News • Künstliches Pankreas
Diabetes und Nierenversagen: Gerät reguliert Blutzucker automatisch
Diabetes in Verbindung mit Nierenversagen macht die Regulierung des Blutzuckerspiegels sehr anspruchsvoll. Forscher aus Bern und Cambridge haben untersucht, ob und wie eine vollautomatische Blutzuckerregulierung mit Closed-Loop-Systemen funktionieren kann.
Diabetes in Verbindung mit Nierenversagen macht die Regulierung des Blutzuckerspiegels sehr anspruchsvoll. Forscher aus Bern und Cambridge haben untersucht, ob und wie eine vollautomatische Blutzuckerregulierung mit Closed-Loop-Systemen funktionieren kann.
Die Forschungsgruppe aus dem Inselspital, Universitätsspital Bern, und dem Addenbrooke’s Hospital in Cambridge hat ihre Erkentnnisse in der Zeitschrift Nature Medicine veröffentlicht.
Voll automatisierte Closed-Loop-Systeme kontrollieren und korrigieren den Blutzuckerspiegel bei Diabetespatienten automatisch. Eine separate Messung des Blutzuckerspiegels und Insulinspritzen entfallen. Closed-Loop-Systeme, gelegentlich auch 'künstliches Pankreas' genannt, wurden in verschiedenen Studien und Einsatzgebieten untersucht und haben sich generell bewährt. Die vorliegende Studie untersucht nun den Einsatz bei Menschen mit Typ-2-Diabetes, die wegen schweren Nierenschäden auf eine Dialyse angewiesen sind. Diese Patientengruppe ist gesundheitlich fragil und der Blutzuckerspiegel kann bei diesen mehrfach erkrankten, vulnerablen Personen leicht aus den Normwerten abgleiten. Die neue Studie zeigt, dass bei Diabetespatienten, die auf Dialyse angewiesen sind, die Blutzuckereinstellung mit einem voll automatisierten Closed-Loop-System deutlich verbessert werden kann. Die Einhaltung der Blutzucker-Zielwerte gelang hier während 53% der Zeit gegenüber 38% mit einer herkömmlichen Insulin-Spritzentherapie. Zusätzlich konnte mit dem Closed-Loop-System das Risiko für Unterzuckerungen vermindert werden.
Die Studienleiterin Prof. Dr. Lia Bally vom Inselspital, Universitätsspital Bern und Universität Bern folgert: "Closed-Loop-Systeme verbessern die Blutzuckereinstellung und verringern Unterzuckerungen gegenüber Standard-Insulintherapien auch bei dialysepflichtigen Diabetespatientinnen und -patienten, die besonders anfällig auf Blutzuckerentgleisungen sind."
In zwei Zentren (Universitätsspital Bern, CH, und University Hospital Cambridge, UK) erhielten 26 Patienten in zufälliger Reihenfolge während je 20 Tagen eine Closed-Loop-Insulintherapie (Intervention) oder eine herkömmliche Insulinspritzentherapie. Die Blutzuckereinstellung wurde durchgehend mit einem Glukosesensor gemessen. Während der Studienzeit erhielten die Teilnehmer eine normale ambulante medizinische Betreuung (3 Dialysesitzungen pro Woche) und waren in ihrem Alltag nicht eingeschränkt. Das Ziel der Studie war, dass die Probanden möglichst viel Zeit im Blutzuckerzielbereich 5.6 bis 10.0 mmol/l zubrachten. Die Studie wurde am Inselspital, Universitätsspital Bern in der Universitätsklinik für Diabetologie, Endokrinologie und Metabolismus (UDEM) und der Universitätsklinik für Nephrologie und Hypertonie durchgeführt.
Die Studie zeigt die Vorteile einer voll automatisierten Closed-Loop-Insulintherapie bei dialysepflichtigen Personen mit Diabetes. Prof. Dr. Christoph Stettler, Direktor der Universitätsklinik für Diabetologie, Endokrinologie, Ernährungsmedizin und Metabolismus (UDEM) in Bern hält fest: "Damit ist der Nutzen moderner Diabetestechnologie auch in dieser überaus verletzlichen Patientengruppe belegt: Mehr als 3.5 Stunden täglich bewegten sie sich länger innerhalb des Blutzuckerzielbereiches. Das ist ein enormer Gewinn von Therapiekontrolle, Sicherheit und Lebensqualität."
Da in dieser Studie Systeme eingesetzt wurden, die vollautonom funktionieren und sich laufend über einen intelligenten Lern-Algorithmus den individuellen Bedürfnissen der Patienten anpassen, fügt Prof. Bally hinzu: "Die Studie zeigt die große Bedeutung von lernenden, auf die Person abgestimmten Therapien bei einer anspruchsvollen Patientengruppe mit schnell wechselndem Insulinbedarf. Die Blutzuckereinstellung hat sich während der Beobachtungszeit von 20 Tagen stetig verbessert. Von einer weiteren Zunahme des Nutzens mit einer Tragzeit über 20 Tage ist auszugehen."
Quelle: Insel Gruppe
06.08.2021