News • Total Ultrasound Body Examination
Der TUBE-Ansatz bei perioperativem Point-of-Care Ultraschall
Dank der Entwicklungen im Point-of-Care Ultraschall arbeiten Anästhesisten in perioperativer Medizin zunehmend mit einem Ganzkörperansatz zur Patientenevaluation, auch TUBE (Total Ultrasound Body Examination) genannt. Dr. Christophe Aveline, Facharzt für Anästhesie in der Intensivmedizin und Chirurgie am Privatklinikum Sévigné in Rennes, Frankreich, ist ein Befürworter des TUBE-Ansatzes und arbeitet eng mit der European Society of Regional Anaesthesia (ESRA) und der Société Française d’Anesthésie et de Réanimation (SFAR) zusammen. Er diskutiert die Relevanz des TUBE-Ansatzes für Anästhesisten, die sich auf Patientenversorgung in chirurgischen und notfallmedizinischen Maßnahmen spezialisieren, als auch in der Intensivmedizin tätig sind.
Quelle: FUJIFILM SonoSite
Das Sévigné Privatkrankenhaus in Rennes besteht aus den Fachabteilungen Onkologie, Hämatologie, Chirurgie und Notfallmedizin und versorgt über 20.000 Patienten jährlich. Zu den Eingriffen gehören Unfall-, Thorax- und HNO-Chirurgie sowie orthopädische, ophthalmische, urologische und rekonstruktive (Brust) chirurgische Eingriffe. Es verfügt über eine gemischte chirurgische und medizinische perioperative Abteilung mit acht Betten zur postoperativen Versorgung und acht weiteren Betten auf der Intensivstation. Diese werden fast ausschließlich für Patienten genutzt, die sich komplexen Thorax-, Bauch-, Orthopädie- oder Wirbelsäulenoperationen unterzogen haben sowie für Notfallpatienten.
Das Team aus 15 Anästhesisten kümmert sich hauptsächlich um Patienten der Notaufnahme, Intensivstation und Operationssäle, aber auch um diejenigen, die perioperative Konsultationen benötigen. Wir nutzen Ultraschall routinemäßig für Gefäßzugänge, Regionalanästhesie sowie für Herz- und Lungenuntersuchungen und führen mit unseren Point-of-Care Geräten bis zu 40 Verfahren pro Tag durch. Ultraschall ist für die heutigen Anästhesisten ein unentbehrliches Instrument, das ihnen bei der Patientenversorgung hilft und sie dabei unterstützt, neuesten medizinischen Richtlinien zu folgen.
Wir nutzen Point-of-Care Ultraschall, um komplexe Fragen zu unseren Patienten zu beantworten
Christophe Aveline
In der Vergangenheit nutzten Anästhesisten Ultraschall überwiegend bei ultraschallgeführten Regionalanästhesien. In den letzten fünf Jahren hat sich ihre Kompetenz im Ultraschallbereich jedoch signifikant weiterentwickelt, so dass sie mittlerweile sehr kompetent und geschickt darin sind, Untersuchungen am Patientenbett auszuführen und zu interpretieren. Wir nutzen Point-of-Care Ultraschall, um komplexe Fragen zu unseren Patienten zu beantworten. Wird zum Beispiel ein Patient mit einer gebrochenen Hüfte in die Notaufnahme eingeliefert, lindern wir mit einer femoralen Nervenblockade zunächst den Schmerz unter Zuhilfenahme von Ultraschall. Im Anschluss daran werden die Lunge und das Herz untersucht und nach Volämie und einer überdehnten Blase geschaut. Diese Symptome findet man häufig bei älteren Patienten, die noch Begleiterkrankungen, wie Herz- oder Lungenprobleme aufweisen oder viele unterschiedliche Medikamente einnehmen. Die Suche nach kardiorespiratorischen Funktionsstörungen reduziert das Risiko medizinischer Komplikationen, die durch die Verletzungen verursacht oder verschlimmert wurden, und optimiert die Patientenversorgung unter Anästhesie. Auf ähnliche Weise erlaubt uns Point-of-Care Ultraschall bei Unfallpatienten nach intraabdominalen, retro-peritonealen und pleuralen Ergüssen sowie einem Pneumothorax zu suchen, um das Vorliegen von Lungenödemen und Pneumopathien zu evaluieren. In Fällen von Hypovolämie hilft die orientierende Beurteilung des Volumenstatus mittels der Gefäßfüllung. Dieser Ganzkörperansatz, auch TUBE genannt, liefert eine Strategie zur Beurteilung von Verletzungen und entsprechender Schmerztherapie. Ultraschall gibt uns zudem Informationen zum Vorliegen einer überdehnten Blase, die eventuell durch einen Katheter entleert werden muss.
Ein Hauptanwendungsgebiet von Point-of-Care Ultraschall ist die ultraschallgeführte Regionalanästhesie. Darüber hinaus sind weitere Anwendungsbereiche entwickelt worden, wie zum Beispiel bei schwierigen Intubationen oder der selektiven Intubation in der Thoraxchirurgie. Allgemein nutzen wir die isolierte Regionalanästhesie bei lokalen Eingriffen an Gliedmaßen, wobei sie manchmal auch bei anderen chirurgischen Eingriffen (Brust- und Bauchwand, Epiduralraum, Paravertebralblockaden) oder zur Schmerztherapie von chronischen Schmerzen bei Krankenhauspatienten im Anschluss einer Thorakotomie oder anderen größeren Operationen eingesetzt wird. Die Kombination aus Regionalanästhesie und Vollnarkose wird bei Thorax- und Abdominalchirurgie, zum Beispiel zur Untersuchung des sog. perimedullären Raums sehr häufig genutzt. Dies ist besonders wichtig, um eine Fehlplatzierung bei Punktionen zu vermeiden, die häufiger bei einer blinden Punktion vorkommt. Ultraschall reduziert die Anzahl von Punktionen und 65% unserer Patienten können mittlerweile ambulant operiert werden. Alle anderen sind entweder Notfälle oder müssen aufgrund von größeren operativen Eingriffen oder des Vorliegens von mehreren Begleiterkrankungen stationär behandelt werden. Eine dauerhafte Platzierung eines Perinealkatheters kann eine effiziente Strategie sein, um chronische Schmerzen zu testen oder zu behandeln und Ultraschall unterstützt die optimale Positionierung und Sicherung des Katheters unter Rücksichtnahme auf die umliegenden Gefäßstrukturen.
Wir werden häufig in die Notaufnahme oder Intensivstation gerufen, um Patienten zu beurteilen, die schwer mobilisierbar sind und hier ermöglichen die Geräte eine echte ‚Point-of-Care‘ Lösung
Christophe Aveline
Junge Ärzte im Training, die in unserem Team ein sechsmonatiges Praktikum absolvieren, nehmen an Ultraschallvorführungen teil, um ihre Grundkenntnisse, die sie im Studium erlernt haben, zu erweitern. Unsere Aufgabe als erfahrene Anästhesisten ist es sie zu leiten und ihnen dabei zu helfen, dieses Wissen in Real-Life Szenarien anzuwenden. Wir sind dabei nicht auf Regionalanästhesie beschränkt, sondern beziehen alle Point-of-Care Anwendungen ein.
Unsere drei FUJIFILM SonoSite S-Nerve Geräte sind im täglichen Einsatz und wir schätzen ihre einfache Bedienung und das schnelle Hochfahren, ihre Mobilität, Widerstandsfähigkeit und Effizienz, sowie ein 2D-Modus und Dopplerfunktion. Wir werden häufig in die Notaufnahme oder Intensivstation gerufen, um Patienten zu beurteilen, die schwer mobilisierbar sind und hier ermöglichen die Geräte eine echte ‚Point-of-Care‘ Lösung. Sie sind ideal für unseren TUBE-Ansatz geeignet und wir sind überzeugt, dass dieser Ansatz bald medizinische Notwendigkeit wird. Momentan profitieren über 50% unserer Patienten von Point-of-Care Ultraschall als Teil ihrer allgemeinen klinischen Untersuchung.
Quelle: FUJIFILM SonoSite
08.08.2018