Der größte gemeinsame Nenner: Radiologen und Kardiologen einigen sich in der Herzbildgebung

Es ist eine kleine Sensation, worauf sich die Deutschen Radiologen, Kardiologen und Kinderkardiologen geeinigt haben. Alle drei Fachgesellschaften haben gemeinsam eine Konsensusempfehlung zum Einsatz der Herzbildgebung mit Computertomografie und Magnetresonanztomografie herausgegeben.

Prof. Dr. Roman Fischbach
Prof. Dr. Roman Fischbach

Für die Diagnostik zahlreicher kardiologischer Krankheitsbilder und klinischer Szenarien, insgesamt für mehr als 100 Indikationen, wurden die beiden Schnittbildmodalitäten CT und MRT vergleichend gegenübergestellt und hinsichtlich ihres klinischen Stellenwertes bewertet. Diese in der RöFo (Fortschr. Röntgenstr. 2012;184:345-368) und parallel in der Zeitschrift „Der Kardiologe“ veröffentlichten Konsensusempfehlungen demonstrieren, wie stark beide Verfahren in der Herzdiagnostik etabliert sind.

„Durch die rasche technische Entwicklung, Verbesserung der Untersuchungsprotokolle und durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse zum klinischen Nutzen ist es für Nicht-Spezialisten manchmal schwierig zu entscheiden, für welche klinischen Fragestellungen die CT oder die MRT des Herzens ein geeignetes Untersuchungsverfahren darstellt. Für eine Vielzahl unterschiedlicher Fragestellungen haben wir nun klare Empfehlungen, die von Experten aus Radiologie und Kardiologie gemeinsam getragen werden“, erklärt Prof. Dr. Roman Fischbach, Chefarzt der Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin an der Asklepios Klinik Altona und Vorstandsmitglied der AG Herz- und Gefäßbildgebung in der DRG.

Die AG Herz- und Gefäßbildgebung hat gemeinsam mit Arbeitsgruppen der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung und der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie über zwei Jahre hinweg das Konsensuspapier erarbeitet, welches die derzeitigen Anwendungsgebiete für die kardiale CT und die kardiale MRT zusammenfasst und kategorisiert. Zu jeder klinischen Fragestellungen ist dargestellt, ob CT und MRT zur Beantwortung einer speziellen Frage geeignet sind, ob sie ein Verfahren der ersten Wahl darstellen, ob sie nur eingesetzt werden sollten, wenn andere bildgebende Verfahren zu keiner eindeutigen Aussage führen, oder ob sie keinen sinnvollen Beitrag liefern können. Eine umfangreiche und bis Anfang 2012 aktualisierte Bibliografie mit 395 Literaturangaben und Verweisen auf entsprechende Studien untermauert die getroffenen Aussagen.

„Der Konsens der Experten ist ein Meilenstein, weil hier zwei zum Teil konkurrierende Fächer zu einer abgestimmten Einschätzung gekommen sind. Ich gehe davon aus, dass das Papier den klinischen Einsatz der MRT und CT in der Herzbildgebung stärkt und die Radiologie und Kardiologie zu einem weiteren konstruktiven Zusammenarbeit animiert“, hofft der Hamburger Radiologe.

 

 

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Im Profil

Prof. Dr. Roman Fischbach studierte Medizin an der Universität zu Köln und der University of Washington, Seattle. Nach der Ausbildung zum Facharzt für Radiologie in Köln, wechselte er 1999 an das Universitätsklinikum Münster. 2002 wurde er leitender Oberarzt der Klinik und habilitierte sich im gleichen Jahr mit einer Arbeit über die Optimierung der Untersuchungstechnik von Thorax, Abdomen und Gefäßen und der retrospektiv EKG synchronisierten Untersuchung des Herzens. 2006 folgte eine außerplanmäßige Professur am Institut für Klinisch Radiologie/Münster. Seit 2007 ist er Chefarzt der Abteilung für Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin der Asklepios Klinik Altona in Hamburg. Fischbach ist seit vielen Jahren aktiv in der AG Herz- und Gefäßbildgebung der Deutschen Röntgengesellschaft und war mehrere Jahre im Vorstand der Arbeitsgruppe.
 

10.05.2012

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