Dauerbrenner im Tumorboard

Lebermetastasen sind eine häufige Begleiterscheinung vieler Tumorerkrankungen. Bei der Behandlung schlägt die Stunde der interventionellen Radiologie.

CT-gezielte Mikrowellenablation eines Lebertumors
CT-gezielte Mikrowellenablation eines Lebertumors
CT-gezielte Mikrowellenablation eines Lebertumors
CT-gezielte Mikrowellenablation eines Lebertumors

„Tumorboards gibt es mittlerweile auch in kleinen Häusern“, weiß Dr. Fredrik Waneck von der Abteilung für Kardiovaskuläre und Interventionelle Radiologie der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin der Medizinischen Universität Wien, „das Tumorboard ist der perfekte Rahmen dafür, dass alle Kollegen gemeinsam Fall für Fall durchgehen und im Konsens die beste Therapie für die Patienten auswählen.“ Ein Thema, das im Tumorboard regelmäßig aufs Tapet kommt, sind Lebermetastasen. Denn diese sind eine häufige Begleiterscheinung vieler Tumorerkrankungen. Sie entstehen dadurch, dass Krebszellen aus anderen Tumoren über Blut- oder Lymphgefäße in die Leber gelangen und sich dort weiter vermehren.

„Die radiologische Bildgebung ist für jedes Tumorboard immens wichtig“, erklärt Waneck. Denn die Beurteilung, wie sich die Erkrankung entwickelt, hängt von der Bildgebung ab. „Sämtliche behandelnde Kollegen sind darauf angewiesen, dass sie gute Befunde von uns bekommen, die die Veränderungen der Erkrankung zeigen“, sagt der Wiener Radiologe. In Zusammenhang mit Lebermetastasen schlägt die Stunde der Radiologie auch in Gestalt der interventionellen Radiologie: „Hier können wir zu den chirurgischen und chemotherapeutischen Verfahren zusätzliche Behandlungsmöglichkeiten anbieten“, bekräftigt Waneck.

Bei vereinzelten Metastasen, wenn der Befall nicht allzu ausgedehnt ist und die einzelnen Metastasen nicht allzu groß sind, können thermoablative Verfahren – Radiofrequenzablation oder Mikrowellenablation – angewendet werden. Bei ausgedehnterem Befall stehen unterschiedliche Möglichkeiten der Embolisation zur Verfügung, also das Verschließen von Blutgefäßen mit oder ohne begleitende Chemotherapie.

„Stark im Kommen ist die selektive interne Radiotherapie“, berichtet Waneck. Dabei werden, vergleichbar mit der gewöhnlichen Chemoembolisation, Partikel direkt in den Tumor eingebracht. Doch die bei der selektiven internen Radiotherapie (SIRT) eingesetzten Kügelchen sind kleiner und können deshalb tiefer in die Leber eindringen. Und es handelt sich dabei nicht um ein Chemotherapeutikum, sondern um eine radioaktive Substanz, die den Tumor von innen bestrahlt.

Drei Fragen an Dr. Waneck:
Was wird der Radiologe im Hinblick auf Lebermetastasen am häufigsten gefragt?
Waneck: Zuerst einmal geht es darum: Wie sieht der Grundtumor aus? Sind Metastasen in der Leber oder anderswo vorhanden? Dann geht es natürlich um das Ansprechen auf die Therapie: Werden die Metastasen größer oder kleiner?

Was sind die Besonderheiten?
Die Lebermetastase ist eine häufige Begleiterscheinung vieler Tumorerkrankungen und stellt an sich nichts Besonderes dar. In der Diagnostik ist es vielleicht etwas Besonderes, dass uns die Lebermetastase die Wahl des Verfahrens lässt, mit dem wir sie detektieren. Etwas Besonderes sind Lebermetastasen auf jeden Fall für die interventionelle Radiologie. Diese spielt normalerweise im Tumorboard eine eher geringe Rolle. Speziell bei Lebermetastasen jedoch kann die interventionelle Radiologie zusätzlich zu den chirurgischen und chemotherapeutischen Verfahren zusätzliche Behandlungsmöglichkeiten anbieten.

Mit welcher anderen teilnehmenden Disziplin ist der Austausch beziehungsweise die Kooperation bei diesem Thema am intensivsten?
Das verteilt sich relativ gleichmäßig auf die primär behandelnden Ärzte, also die Onkologen und die Chirurgen. Auf jeden Fall ist es eine sehr intensive Zusammenarbeit, bei der jeder auf den anderen angewiesen ist.

Im Profil
Dr. Fredrik Waneck ist Facharzt an der Abteilung für Kardiovaskuläre und Interventionelle Radiologie der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin an der Medizinischen Universität Wien. Hier absolvierte der 2006 promovierte Mediziner auch seine Facharztausbildung. Sein Schwerpunkt liegt in der interventionellen Onkologie, insbesondere in der Behandlung primärer und sekundärer Lebertumoren.

29.05.2014

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