Bildquelle: Simon Orlob auf Pixabay
News • Patient Krankenhaus
Dauerbelastung durch COVID-19: Kliniken brauchen "Recht auf Reparatur"
Während der COVID-19-Pandemie waren viele medizinische Geräte im Dauereinsatz, oft mit entsprechenden Verschleißerscheinungen. Vor diesem Hintergrund fordert die US Public Interest Research Group (USPIRG) in einer Studie ein "Recht auf Reparatur" für Beatmungsgeräte, Defibrillatoren und Co.
Denn unter 222 befragten US-Medizintechnikern gab fast die Hälfte an, dass Hersteller während der Pandemie den Zugang zu Wartungsinformationen oder Ersatzteilen verweigert hätten. Das macht es Krankenhäusern schwer, in der Krise den Betrieb optimal aufrecht zu erhalten.
Die Studie "Hospital Repair Restriction" ist unter diesem Link als PDF-Dokument verfügbar.
Es gibt einen großen finanziellen Anreiz für Hersteller, Reparaturen zu beschränken. Sie wollen, dass Kliniken bei ihnen Serviceverträge abschließen
Nathan Proctor
Viele Konsumenten kennen das von Apple-Geräten: Nur vom Hersteller zertifizierte Personen dürfen Reparaturen durchführen, sonst verfällt die Garantie, was Apple mit Qualitätssicherung begründet. Doch Kritiker sehen in den Einschränkungen reine Geldmache. Ähnliches gilt auch im Bereich medizinischer Geräte. Hersteller begründen Einschränkungen hier oft mit der Patientensicherheit. "Es gibt einen großen finanziellen Anreiz für Hersteller, Reparaturen zu beschränken. Sie wollen, dass Kliniken bei ihnen Serviceverträge abschließen", meint dagegen Nathan Proctor, einer der Studienautoren. Diese sind meist teurer als Alternativen.
Von den 222 Medizintechnikern, die die Geräte in Kliniken am Laufen halten sollen, gaben 91,8 Prozent an, dass ihnen schon zumindest ein Mal Serviceinformationen für kritische Ausrüstung wie Beatmungsgeräte, Defibrillatoren oder Anästhesiegeräte vorenthalten wurde. Von 153 Befragten, deren Abteilungen Beatmungsgeräte nutzen, gaben immerhin 29,2 Prozent an, dass Mitte Juni zumindest ein Gerät aufgrund fehlender Teile oder Wartungsinformation nicht nutzbar war. Die COVID-19-Pandemie dient der Interessensgruppe somit als deutliches Beispiel dafür, wie Wartungsbeschränkungen letztlich Menschenleben gefährden können.
Während ein iPhone nur gefühlt lebenswichtig ist, gilt das für medizinische Ausrüstung meist wirklich. "Wie viele andere Medizintechniker, war ich mit Situationen von Leben und Tod konfrontiert, in denen ein Gerät in ein oder zwei Stunden repariert werden muss, oder ein Patient stirbt", betont Nader Hammoud, Clinical Engineering Manager der California Medical Instrumentation Association. "Unser Zugang zu Servicematerial muss diese Realität widerspiegeln - wir brauchen Zugang auf Anfrage."
Quelle: US Public Interest Research Group (USPIRG)/pressetext
14.07.2020