CT-Untersuchungen: Systematische Abwägung von Nutzen und Schaden

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Artikel • Projekt EU-JUST-CT

CT-Untersuchungen: Systematische Abwägung von Nutzen und Schaden

Wann ist eine Untersuchung mittels Computertomographie gerechtfertigt? Sprich: Wann überwiegt der Nutzen eines CT-Scans für die Gesundheit des Patienten den möglichen gesundheitlichen Schaden aufgrund der Strahlenexposition? Mit dieser Frage der Rechtfertigung („Justification“) setzt sich Radiologie intensiv auseinander, seit CT breit verfügbar ist und entsprechend häufig eingesetzt wird. Die Antwort kommt im sogenannten ALARA-Prinzip zum Ausdruck: „As Low As Reasonable Achievable“ („So niedrig wie vernünftigerweise erreichbar“). Das EU-JUST-CT-Projekt (European co-ordinated action on improving justification of computed tomography) will den Prozess der Rechtfertigung verbessern. Auf dem ECR in Wien wurde eine Zwischenbilanz gezogen.

Artikel: Michael Krassnitzer

Schon seit Längerem verlangt eine EU-Richtlinie, dass jegliche Anwendung radioaktiver Stoffe oder ionisierender Strahlung am Menschen einer rechtfertigenden Indikation bedarf, die nur ein fachkundiger Arzt stellen darf. In der Richtlinie zur Festlegung grundlegender Sicherheitsnormen (BSSD, Basic Safety Standards Directive) hat die EU nochmals nachgelegt: Die Direktive schreibt nämlich dezidiert vor, dass mit Strahlenbelastung verbundene radiologische Untersuchungen in einem standardisierten Prozess vorab gerechtfertigt werden müssen. Die EU-Mitgliedsstaaten sind aufgefordert, entsprechende Richtlinien zu erlassen.  

Die angemessene Rechtfertigung und Optimierung aller Prozesse, bei denen Patienten ionisierender Strahlung ausgesetzt werden, sind wesentliche Elemente einer guten und sicheren klinischen Praxis.

Prof. Dr. Boris Brkljačic

„Die angemessene Rechtfertigung und Optimierung aller Prozesse, bei denen Patienten ionisierender Strahlung ausgesetzt werden, sind wesentliche Elemente einer guten und sicheren klinischen Praxis“, unterstreicht Projektleiter Prof. Dr. Boris Brkljačic, Universität Zagreb School of Medicine. [„Appropriate justification and optimization of all procedures involving patient ionizing exposure are essential elements of good and safe clinical practice”] 

Beim diesjährigen Europäischen Radiologie-Kongress zog Brkljačic eine Zwischenbilanz des über drei Jahre laufenden Projektes, das im März kommenden Jahres endet.  


Zwei Projektziele bereits erreicht

Zwei der vier Projektziele, die sich EU-JUST-CT gesetzt hat, sind bereits abgeschlossen: In 145 Zentren aus sieben EU-Ländern wurde der aktuelle Stand in Sachen Rechtfertigung von CT-Untersuchungen in Europa eruiert. Tatsächlich besteht Handlungsbedarf: Laut einer in Luxemburg durchgeführten Untersuchung waren 39 Prozent der von Zuweisern angeforderten CT-Scans unangemessen. In 35 Prozent der Fälle waren die medizinischen Begründungen so vage oder unvollständig, dass sich die Notwendigkeit der angeforderten CT-Untersuchungen nicht abschätzen ließ. Auch eine gemeinsame Methodik für Audits zur Überprüfung der Rechtfertigung von CT-Untersuchungen wurde entwickelt. Der dritte Schritt ist ebenfalls fast vollständig vollzogen: die Durchführung koordinierter Pilotaudits betreffend die Rechtfertigung von CT-Untersuchungen.  


Der vierte und letzte Schritt steht noch bevor: „Die Diskussion über den Status quo der CT-Untersuchungen mit den Mitgliedsstaaten“ – mit anderen Worten: das Anstoßen der rechtlichen Implementierung der ausgearbeiteten Rechtfertigungs-Audits. [„discuss the status of justification of CT examinations with the Member States“] 

Besonderes Augenwerk liegt dabei auf CT-Untersuchungen von Kindern und jungen Erwachsenen. „Die Bedeutung von CT-Untersuchungen bleibt aufgrund der diagnostischen Information bei zahllosen Erkrankungen unbestritten, aber in den letzten Jahren haben ein paar epidemiologische Studien, die CT mit einem erhöhten Risiko für Gehirntumore bei Kindern in Verbindung brachten, Besorgnis ausgelöst“, erläutert Brkljačic. [„The role of CR examinations is undisputed, thanks to the diagnostic information provided in countless clinical conditions. However, in the past years a few epidemiological studies raised concerns about its use in children, as CT studies were linked to an increase in the risk of brain tumors.”] Dazu gehört eine soeben im „Lancet Oncology“ publizierte Auswertung der Kohortenstudie EPI-CT: Demnach entwickelt einer von 10.000 jugendlichen Patienten fünf bis 15 Jahre nach einem Schädel-CT einen Gehirntumor. Diese Ergebnisse werden große Auswirkungen für den Gesundheitsbereich haben, ist Brkljačic überzeugt, und werden auch das Thema der Rechtfertigung von CT-Untersuchungen weiter anheizen. 

21.04.2023

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