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News • Intensität der T-Zell-Reaktion
Covid-19-Impfung bei Senioren: Immunantwort folgt eigenen Regeln
Japanische Forscher haben festgestellt, dass die Antikörperproduktion nach einer Covid-19-Impfung bei älteren Menschen langsamer einsetzt und schneller abklingt. In einer Studie gehen sie der Reaktion auf den Grund.
Bekanntlich nimmt die Immunfunktion im Allgemeinen mit dem Alter ab (Immunoseneszenz). Wie und in welchem Ausmaß das Altern die Reaktionsfähigkeit von T-Zellen - die eine zentrale Rolle bei Immunantworten gegen Viren und Krebs spielen - auf Stimulationen in vivo beeinflusst, war bislang jedoch weitgehend unklar. Ein Forscherteam am Center for iPS Cell Research and Apllication (CiRA) an der Universität Kyoto nutzte die Covid-Impfkampagne, um dieser Frage auf den Grund zu gehen. Die Wissenschaftler veröffentlichen ihre Erkenntnisse jetzt im Fachjournal Nature Aging.
Im Rahmen der massiven Impfkampagne wurden große Gruppen von Personen einem identischen Antigen ausgesetzt werden, um ihr Immunsystem zu stimulieren. Für ihre Studie rekrutierten die Forscher insgesamt 216 gesunde Freiwillige, von denen etwa die Hälfte Erwachsene unter 65 Jahre, die andere Hälfte über 65 Jahre alt waren. Nach der Covid-19-Impfung mit BNT162b2 von Pfizer untersuchten die Forscher die T-Zell-Antworten dieser Personen und bewertete, wie sie mit der Antikörperproduktion und unerwünschten Reaktionen korrelierten.
Dabei fanden sie heraus, dass die T-Helferzellen-Antwort nach der Impfung bei älteren Menschen durch einen langsamen Beginn und ein schnelles Abklingen der Immunantwort gekennzeichnet war. Darüber hinaus wiesen die impfspezifischen T-Helferzellen älterer Menschen eine höhere Konzentration von PD-1 (programmierter Zelltod-1) auf, einem Protein, das die T-Zell-Aktivierung unterdrückt. Dies deutet auf eher schwach ausgeprägte Reaktion hin. Unabhängig vom Alter stellten die Forscher außerdem fest, dass Personen mit einer langsamer einsetzenden Helfer-T-Zell-Antwort niedrigere maximale Antikörpertiter und eine geringere Killer-T-Zell-Aktivierung aufwiesen, aber auch weniger wahrscheinlich unter systemischen Nebenwirkungen litten.
Aus diesen Ergebnissen schließen die Forscher, dass der Schlüssel zu wirksameren Impfstoffen in der Verstärkung der T-Helferzell-Antwort und der Sicherstellung einer ausreichenden Zytokinproduktion während der Erstimpfung liegt. Allerdings wurde auch deutlich, dass nicht nur das Alter, sondern auch individuelle Faktoren zu großen Unterschieden in der durch die Impfung ausgelösten Immunantwort führen könnent.
Diese Ergebnisse können für die Entwicklung wirksamerer Impfstoffe für ältere Menschen und andere Personen mit nachlassender Immunfunktion von Nutzen sein. Auch eine Anpassung von Impfplänen an den individuellen Immunstatus eines Patienten sei denkbar, so die Wissenschaftler. Weitere Langzeitbeobachtungen sollen zeigen, ob es altersbedingte Unterschiede bei der Aufrechterhaltung des Immungedächtnisses gibt. Darüber hinaus könnte ein besseres Verständnis der altersbedingten und individuellen Unterschiede in der Immunantwort auch dazu beitragen, andere Arten von Immuntherapien zu verbessern und in Zukunft Interventionen gegen die Immunalterung (im Sinne einer Immunverjüngung) zu entwickeln.
Quelle: Univerity of Kyoto
15.01.2023