News • Chancen und Risiken

KI in der Altersmedizin: Mit Big Data grobe Schnitzer vermeiden

In einer Zeit, in der Gesundheitsdaten in einem noch nie dagewesenen Ausmaß erzeugt werden, verspricht Künstliche Intelligenz (KI) bahnbrechende Einblicke in biologische Prozesse und klinische Ergebnisse.

Portraitfoto von Dr. Sebastian Lobentanzer
Dr. Sebastian Lobentanzer

Bildquelle: DGG; Foto: privat

Vor allem sogenannte Large Language Models wie ChatGPT versprechen eine Produktivitätssteigerung und erleichterten Zugang zu Wissen. Die Entwicklung und angemessene Nutzung der Technologie erfordert allerdings viel Vorwissen über ihre Chancen und Risiken – ihr Einsatz in der Altersmedizin muss vorab einer gründlichen Überprüfung standhalten. „Wir sollten den passenden KI-Einsatz jetzt diskutieren, um damit besser und vor allem schneller auf gesundheitliche Veränderungen hochaltriger Menschen reagieren zu können“, sagt der biomedizinische Forscher Dr. Sebastian Lobentanzer von der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Er setzt sich seit einigen Jahren intensiv mit dieser zukunftsweisenden Thematik auseinander und gilt als einer der führenden Experten in der Entwicklung von Forschungssoftware. In seinem Keynote-Vortrag beim Gerontologie- und Geriatrie-Kongress, der vom 11. bis 14. September 2024 in Kassel stattfindet, wird Lobentanzer einen aktuellen Überblick zu KI-Systemen für die molekulare und klinische Modellierung präsentieren. Außerdem spricht er über die Möglichkeiten eines nachhaltigen Einsatzes in der klinischen Praxis.

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Blickpunkt: KI in der Medizin

Künstliche Intelligenz soll menschliche Denkprozesse nachbilden und die Arbeit fast aller medizinischer Teilgebiete erleichtern. Doch was geht im Inneren eines KI-Algorithmus vor, worauf basieren seine Entscheidungen? Kann man einer Maschine gar eine medizinische Diagnose anvertrauen?

„Moderne Machine-Learning-Modelle haben das Potenzial, Erkenntnisse schneller als je zuvor zu generieren, während sie gleichzeitig auch für Akteure ohne Expertenwissen zugänglich sein könnten“, sagt Lobentanzer. In seinem Vortrag beim gemeinsamen Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) sowie der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG) spricht der Biomediziner auch darüber, wie richtig eingesetzte KI-Systeme umfangreiches Wissen liefern und Fragen beantworten, wie zum Beispiel: „Besteht bei meinem Patienten das Risiko einer neurologischen Verschlechterung?“ 

In der klinischen Praxis befindet sich die KI-Anwendung aktuell noch in den Kinderschuhen, in der Forschung beschränkt sie sich – abgesehen von ChatGPT – meist auf die Forschenden, die sich für KI interessieren und entsprechendes Know-how besitzen. Damit sich das ändert und KI den Patienten und letztendlich der Gesellschaft zugutekommt, sind noch viele technische, organisatorische, ethische und regulatorische Fragen zu klären. „Es braucht dafür politischen Willen, praktische Umsetzungsfähigkeit und technologische Entwicklung. Zum Beispiel auch das Angebot eines KI-Tools, das vom Fachkollegium akzeptiert wird. Und ein Krankenhaus, dessen Führung bereit ist, es zu implementieren und zu bezahlen“, erklärt Lobentanzer. 


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Geriatrie

10.07.2024

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