News • Forschung

Brustkrebs: Individualisierte Therapie im Visier

Wissenschaftler und Ärzte des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) und des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NTC) in Heidelberg erstellen ein genetisches Profil von Gewebeproben aus Metastasen, bevor sie auf dieser Grundlage die geeignete, für die jeweilige Patientin maßgeschneiderte Therapie auswählen.

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Farbverstärktes MRT der einzelnen Brust.

Unknown photographer, Mri of breast, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

„Noch komplizierter wird es bei fortgeschrittenem Brustkrebs, wenn bereits Metastasen aufgetreten sind“, erklärt Peter Lichter, DKFZ und NTC Heidelberg. „Dann sehen wir nicht nur stärkere Unterschiede zwischen den Betroffenen, sondern auch zwischen den einzelnen Krebszellen ein und derselben Patientin.“ Genau das mache die Behandlung von Patientinnen so schwierig, bei denen sich bereits Tochtergeschwülste vom Tumor angesiedelt haben.
 
Grund dafür ist die Tatsache, dass Krebserkrankungen durch eine Vielzahl genetischer Veränderungen entstehen. Welche das sind, ist von Patientin zu Patientin individuell verschieden. Doch diese Veränderungen entscheiden  darüber, wie die Krankheit verläuft und welche Therapieform den größten Erfolg verspricht. Im Rahmen der CATCH-Studie (Comprehensive Assessment of Clinical Features and Biomarkers To Identify Patients with Advanced or Metastatic Breast Cancer for Marker Driven Trials in Humans) nehmen Wissenschaftler und Ärzte um Peter Lichter und Andreas Schneeweiss, NCT und Universitätsklinikum Heidelberg, diese genetische Vielfalt von Brustkrebszellen unter die Lupe, um betroffenen Frauen künftig eine maßgeschneiderte Therapie anbieten zu können.
 
Dazu analysiert Lichter mit seinem Team zunächst Gewebeproben aus Metastasen von Patientinnen mit fortgeschrittenem Brustkrebs und erstellen so zunächst für jede Studienteilnehmerin ein genetisches Profil. „Auf diese Weise können wir die individuellen Unterschiede bei Brustkrebserkrankungen viel genauer erfassen, als es bislang möglich war“, erklärt der Molekulargenetiker.

Für die Zukunft planen wir aber auch Patientinnen in einem frühen Stadium und mit einem hohen Risiko für einen aggressiven Verlauf mit Metastasenbildung einzuschließen

Andreas Schneeweiss

Anschließend wählen die Krebsmediziner um Schneeweiss anhand dieses Profils die Therapie für die einzelne Patientin aus. Das kann je nach Bedarf eine erprobte Standardtherapie sein oder aber ein Wirkstoff, der eigentlich für die Behandlung anderer Erkrankungen zugelassen, bei der individuellen Brustkrebsform jedoch ebenfalls erfolgsversprechend ist, einem Off-Label-Use. Darüber hinaus werden auch innovative Therapieverfahren eingesetzt, die sich erst in der wissenschaftlichen Erprobung befinden. „Eine Besonderheit unserer Studie ist, dass wir nicht nur diese große Auswahl an Therapiemöglichkeiten haben, sondern dass sie nur Patientinnen einschließt, die wir hier vor Ort behandeln“, erklärt Schneeweiss. „Dadurch gehen die genetische Analyse und die Behandlung Hand in Hand, und wir können sehr schnell reagieren und die Therapie anpassen – je nachdem, wie die Patientin auf die Behandlung anspricht.“
 
Bislang wurden mehr als 130 Patientinnen in ihre Studie aufgenommen. Ein Teil der Teilnehmerinnen erhält bereits eine maßgeschneiderte Therapie, die aufgrund des genetischen Profils ihrer Metastase ausgewählt wurde. „Noch ist es eigentlich zu früh, um über Erfolge zu berichten“, sagt Schneeweiss. Doch er verrät, dass bei einigen Patientinnen, denen sie bei herkömmlicher Herangehensweise weniger Hoffnung auf Besserung machen könnten, bereits zu beobachten sei, dass sie auf die Behandlung ansprechen und sich ihr Zustand verbessert.
 
In der aktuellen Pilotstudie werden ausschließlich Patientinnen behandelt, deren Brustkrebserkrankung so weit fortgeschritten ist, dass das hauptsächliche Ziel einer Therapie darin besteht, ein weiteres Fortschreiten der Krankheit zu bremsen. „Für die Zukunft planen wir aber auch Patientinnen in einem frühen Stadium und mit einem hohen Risiko für einen aggressiven Verlauf mit Metastasenbildung einzuschließen“, erklärt Schneeweiss. „Wenn es uns gelingt, bei diesen Betroffenen mit unserer Herangehensweise die Heilungschancen zu verbessern und die Rückfallrate zu senken, dann können wir einen echten Erfolg für die Brustkrebstherapie verbuchen.“
 
Kontakt für Patienten und Zuweiser:
Patientenzentrum2.nct@med.uni-heidelberg.de

Quelle: Pressestelle DKFZ

03.10.2018

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