Kardiologie
Biomarker für effektive und sichere Diagnosen
Wichtige Neuerungen der medikamentösen Herz-Kreislauf-Medizin stehen auf der Agenda der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim. Besonders dynamisch entwickelt sich das Gebiet der Biomarker, die Diagnosen rascher, sicherer und effektiver machen.
„In diesem Jahr sind bedeutende Neuigkeiten der medikamentösen Therapie zu verzeichnen. Dazu zählen insbesondere die Ansätze der PCSK-9 Inhibition zur Behandlung der Hypercholesterinämie und die Angiotensin-Neprilysin-Inhibition im Rahmen der Herzinsuffizienztherapie. Beides sind Meilensteine der kardiovaskulären Medizin“, betont Prof. Dr. Stefan Blankenberg (Universitäts-klinikum Hamburg-Eppendorf), Vorsitzender der Programmkommission Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), anlässlich der Eröffnung der 82. DGK-Jahrestagung in Mannheim. Mehr als 8.500 aktive Teilnehmer treffen hier vom 30. März bis 2. April 2016 zusammen.
Hochsensitiver Troponin-Test schließt Herzinfarkte zuverlässig aus
Wichtige Neuerungen gibt es auch im Bereich der Biomarker-Forschung. „Die Verwendung von Biomarkern ist in der kardiovaskulären Medizin gut etabliert und hat einen hohen Stellenwert bei der Diagnostik von Erkrankungen“, so Prof. Blankenberg. „Die Diagnose eines Herzinfarktes beruht heute neben dem EKG vor allem auf einer Erhöhung des herzspezifischen Biomarkers Troponin, der aus untergehenden Herzmuskelzellen sezerniert wird.“ Für einen sicheren Ausschluss eines Herzinfarktes empfehlen die Leitlinien die wiederholte Messung nach ein oder drei Stunden.
Durch Verwendung hochsensitiver Troponin-Tests können nun niedrigere Troponin-Konzentrationen als bisher gemessen werden. Im Rahmen der „Biomarkers in Acute Cardiac Care“ (BACC) Studie wurde kürzlich gezeigt, dass durch einen niedrigen Grenzwert von 6 ng/L bereits nach einer Stunde ein Herzinfarkt sicher ausgeschlossen werden kann. Prof. Blankenberg: „Auf dem diesjährigen DGK-Kongress wird erstmals gezeigt, dass die Anwendung eines besonders niedrigen Grenzwertes von 3 ng/L in Kombination mit einem nicht-ischämischen EKG bereits durch die einmalige Troponin-Messung direkt bei der Aufnahme ein Herzinfarkt sicher ausgeschlossen werden kann. Dadurch kann der Patient sehr schnell entlassen werden, wenn kein Infarkt vorliegt.“
Herzschwäche besser erkennen
Der Biomarker „NT-proBNP“ist ein wichtiger Bestandteil für die Diagnose einer Herzinsuffizienz. Erhöhte Biomarker-Konzentrationen sind mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse assoziiert. „Diesen Goldstandard erweitern wir ebenfalls in den letzten Jahren durch neue Biomarker, zum Beispiel MR-proADM und MR-proANP. Diese konnten ebenfalls positive Ergebnisse zeigen“, sagt Prof. Blankenberg. „Gerade im Zuge der aktuellen Revolution der medikamentösen Herzinsuffizienztherapie ist diese Verbesserung der Diagnostik entscheidend.“
microRNA optimiert die Diagnostik
Im Rahmen der DGK-Jahrestagung werden auch weitere Neuerungen auf dem Gebiet der Biomarker präsentiert. So ist neuerdings etwa die Nutzung von kleinsten RNA-Bruchstücken möglich, die nicht zur Kodierung von Genen genutzt werden, berichtet Prof. Blankenberg. „Diese microRNA genannten Fragmente können die Diagnose der Herzinsuffizienz, aber auch des Herzinfarktes optimieren.“
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.
31.03.2016