Akute Schulterschmerzen

Schnelligkeit und Sicherheit – das sind die klaren Vorteile einer Ultraschalluntersuchung. So erhält der Arzt unverzüglich einen verlässlichen Eindruck davon, wie es im Körper des Patienten aussieht. Allerdings müssen dafür einige Voraussetzungen erfüllt sein. Was die Ultraschalluntersuchung kann und was nicht, das erklärt Dr. med. André Dietschi, Facharzt für Innere- und Allgemeinmedizin am Santémed Gesundheits-zentrum im schweizerischen Diepoldsau, in seinem Vortrag auf dem Dreiländertreffen.

Prim. Dr. Antonius Schuster, MBA
Prim. Dr. Antonius Schuster, MBA
Quelle: Antonius Schuster

"Schulterschmerzen beschäftigen uns in der Praxis sehr häufig. Der Ultraschall ist eines der wichtigsten Mittel, um hier auf den richtigen Pfad zu gelangen. Entweder man bekommt schnell die Diagnose und kann dann sofort therapeutisch eingreifen, oder man weiß, was als nächstes zu tun ist, um helfen zu können.“ André Dietschi hat als erfahrener Allgemein- und Sportmediziner eine ganz genaue Vorstellung davon, was der Ultraschall in der Diagnose leisten kann.

Unterschiedliche Schmerzauslöser
Dietschi unterscheidet bei akuten Schulterschmerzen zwischen drei grundsätzlichen Auslösern: „Schmerzen, die durch einen Unfall herbeigeführt wurden. Schmerzen, die ohne ein auslösendes Trauma plötzlich auftreten und Schmerzen, die durch eine Mischung beider Faktoren eintreten.“ Als Sportmediziner verlässt er sich oft und zu Recht auf den Ultraschall. Ein Beispiel aus der Praxis: „Ein Handballer setzt zum Fallwurf an. Sein Wurfarm wird von einem Gegner nach hinten gerissen. Bei einem solchen Foul reißt häufig der vordere Anteil in der Sehnenmanschette in der Schulter, die Subscapularissehne. „Jetzt gilt es, schnell zu handeln“, erklärt Dietschi. Kommt die Therapie nämlich zu spät, zum Beispiel erst nach drei Monaten, ist es kaum mehr möglich, diese Sehne zu mobilisieren, ohne den Nervenkomplex des betroffenen Arms zu verletzen.

Vorteile für den Patienten
Ein weiterer Vorteil der Ultraschalluntersuchung für Arzt und Patient: Der Patient erkennt Verletzungen oder Veränderungen, wenn man ihm die verletzte Seite im Gegensatz zur gesunden Seite zeigt. „Versteht der Patient seine Situation, dann ist die Motivation größer, eine invasive Therapie über sich ergehen zu lassen, als wenn er einfach nur in einem MRT liegt und dann irgendwann ein Bericht kommt“, sagt Dr. Dietschi. Auch hier greift er auf seine Erfahrungswerte zurück. Auf traumatologischer Ebene lässt die Ultraschalluntersuchung Risse in der Schultermanschette sehr gut erkennen. Ebenso sind Entzündungen des Schleimbeutels oder Flüssigkeiten, die sich angesammelt haben, leicht festzustellen. Nichttraumatologisch zeigt die Sonographie Verkalkungen der Sehne, die u.U. in den Schleimbeutel einbrechen. Auch leicht zu diagnostizieren: Schleimbeutelentzündungen als Reizzustand nach Provokation, beispielsweise nach langzeitigen Überkopfarbeiten. Maler, Elektriker und Dachdecker zählen hier vielfach zu den Patienten. Ob Sonographie oder MRT, Dietschi verweist auf eine Grundregel: Die bildgebenden Befunde müssen mit den Beschwerden des Patienten vereinbar sein. „Oftmals findet man mehrere Pathologien in der Bildgebung, aber häufig ist für den Patienten nur eine davon relevant.“ André Dietschi will selbstverständlich, dass der Patient keinem Eingriff unterzogen wird, der die Beschwerden nicht lindert. Die Sonographie hat aber auch Grenzen: „Das MRT kommt bei Dingen zum Einsatz, die wir im Ultraschall gar nicht sehen können, weil sie z.B. von Knochen verdeckt sind.“

Kein Vortrag für Spezialisten
„Um die Ultraschalluntersuchung also richtig einzusetzen, sollte sie jemand durchführen, der es auch kann“, sagt Dietschi. „Wer schallen will, der muss eine entsprechende Ausbildung bei der Fachgesellschaft machen.“ Das sei mittlerweile in der Schweiz, in Deutschland und Österreich so. In der Schweiz müssen Grund-, Aufbau- und Schlusskurs vorgewiesen werden, außerdem 400 Untersuchungen des Bewegungsapparates, 200 davon unter Anleitung. In Dietschis Vortrag geht es ihm darum, Situationen zu zeigen, in der der Ultraschall eine definitive Antwort geben kann. „Der 20-minütige Vortrag richtet sich nicht an Spezialisten, die das schon bestens können, sondern an solche Zuhörer, die sich einfach dafür interessieren und sich möglicherweise für diese Disziplin des Ultraschalls begeistern lassen.

Im Profil:
Dr. André Dietschi studierte Medizin an der Universität Basel, wo er auch promovierte. Der Facharzt für Allgemeinmedizin/Innere Medizin und Sportmedizin SGSM leitet das Santémed Gesundheitszentrums Diepoldsau. Neben der Grundversorgung ist er hauptsächlich im Bereich Sportmedizin und Sporttraumatologie (Ultraschall) tätig. Dietschi ist Vorstandsmitglied in der Schweizerischen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin.

24.10.2014

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