Air Trapping und Ventilationsunterschiede

Bei Asthma kommen bildgebende Verfahren nur in manchen Fällen ins Spiel. In Zukunft könnte sich das ändern.

Coronale CT eines 16-jährigen Patienten mit einem Asthma-Anfall. Als...
Coronale CT eines 16-jährigen Patienten mit einem Asthma-Anfall. Als auffälligster Befund finden sich in beiden Lungen Areale mit sogenanntem Air Trapping als Ausdruck einer Erkrankung der kleinen Atemwege.

In Westeuropa leiden durchschnittlich 5,9 Prozent der Bevölkerung an Asthma bronchiale. „Asthma ist eine Erkrankung, die primär klinisch diagnostiziert wird“, erklärt Ass.-Prof. Dr. Helmut Prosch, Bereichsleiter für Thoraxradiologie an der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin der Medizinischen Universität Wien, „trotzdem kommt in manchen Fällen die Radiologie ins Spiel.“

Bildgebende Verfahren werden vor allem zur Abklärung der Differenzialdiagnosen eingesetzt. Denn die typischen Asthma-Symptome – Kurzatmigkeit, Husten, Atemnot – können auch durch andere Erkrankungen verursacht sein, die eine ähnliche Klinik aufweisen, zum Beispiel durch einen Tumor wie ein Karzinoid im Trachobronchialsystem oder einen aspirierten Fremdkörper. Deshalb wird bei Patienten mit Asthma-bronchiale-Diagnose, die nicht auf die Asthma-Medikamente ansprechen, mittels Röntgen oder Computertomographie (CT) versucht, eine etwaige andere Ursache für die Symptomatik zu finden.

Bei Patienten mit bekanntem allergischem Asthma, deren Zustand sich klinisch verschlechtert, gibt ein Lungenröntgen Aufschluss, ob nicht eine andere Erkrankung dazugekommen ist, mit der sich die Verschlechterung der Symptome erklären lässt, zum Beispiel Pneumonie, Pneumothorax oder Atelektase. Gut zu erkennen sind dabei beispielsweise Atelektasen, die durch einen Verschluss von Bronchien durch retiniertes Sekret entstehen können. „In weiterer Folge spielt auch die CT eine Rolle bei der Klärung derselben Fragestellungen“, erzählt Prosch. Die CT wird auch dazu verwendet, andere Begleiterkrankungen wie etwa die allergische bronchopulmonale Aspergillose oder diverse eosinophile Lungenerkrankungen, die eine ähnliche Symptomatik hervorrufen, zu diagnostizieren.

In der Forschung ist das Thema „Asthma und Bildgebung“ durchaus brandaktuell, wie Prosch berichtet: Derzeit setzen sich einige internationale Forschungsgruppen mit der Frage auseinander, inwieweit Magnetresonanztomographie (MRT), Single-Photon-Emissionscomputertomographie (SPECT) und das Hybridverfahren aus Positronen-Emissionstomographie und Computertomographie (PET/CT) dazu verwendet werden können, den Therapie-Erfolg bei Asthma-Patienten zu monitieren.

Mithilfe der CT kann zum Beispiel das sogenannte Airtrapping quantifiziert werden. Das ist ein bei Asthma vorkommendes Phänomen, bei der Luft beim Ausatmen nicht austreten kann, weil die kleinen Atemwege verengt sind („gefangene Luft“). „Die Messung der Lungenfunktion spiegelt nicht immer die regionalen Unterschiede in der Lunge wider“, erläutert Prosch. Ebenso kann die mit Asthma verbundene Verbreiterung der Bronchialwände der großen Atemwege vermessen und quantifiziert werden.

Mittels MRT können unter Zuhilfenahme von geeigneten Sequenzen und zu inhalierenden Kontrastgasen (hyperpolarisiertes Helium, Xenon) Ventilationsunterschiede in der Lunge quantifiziert werden. „Damit kann untersucht werden, wie diese Ventilationsunterschiede mit den regionalen Perfusionsunterschieden korrelieren“, erklärt der österreichische Radiologe. Diese Untersuchungen können herangezogen werden, um zu überprüfen, ob und wo inhalierte Medikamente ihre Wirkung entfalten.

Im Profil
Ass.-Prof. Dr. Helmut Prosch ist Bereichsleiter für Thoraxradiologie an der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin der Medizinischen Universität Wien. Sein Medizinstudium absolvierte der in Brixen (Südtirol). Nach dem Studium war er Forschungsassistent am Forschungsinstitut für krebskranke Kinder im St. Anna Kinderspital Wien. Anschließend folgte die Ausbildung zum Facharzt für Radiologie. 2010 wechselte er als Bereichsleiter an die Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin, wo er sich im Fach Radiologie habilitierte. Proschs fachliche und wissenschaftliche Schwerpunkte sind die Diagnose und das Staging von Lungenkarzinomen, Tuberkulose und Lungenfibrosen.

Veranstaltung
Raum Röntgen
Do., 29.05.2014, 13:45 - 14:15 Uhr
Komplikationen pulmonaler Infektionen: Rolle der Bildgebung
Prosch H. / Wien
Session: Thorax II - Update Pulmonale Infektionen

29.05.2014

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