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7 Dinge, die Sie jetzt über Darmkrebs wissen sollten
Tausenden Menschen hat die vor 15 Jahren eingeführte Darmkrebsvorsorge das Leben gerettet. Trotzdem nutzen zu wenige Menschen die Vorsorgemöglichkeiten – auch, weil noch immer viele Irrtümer kursieren. Anlässlich des Kongresses Viszeralmedizin 2017 haben Experten die häufigsten zusammengestellt.
Zwischen 2003 und 2012 ging die Darmkrebs-Sterblichkeit bei Männern ab 55 Jahren um fast 21 Prozent zurück, bei Frauen dieser Altersgruppe sogar um mehr als 26 Prozent. Mit der Verfügbarkeit des neuen, immunologischen Stuhltests seit April 2017 und der baldigen Umsetzung des organisierten Darmkrebsscreenings – bei dem Patienten von ihrer Krankenkasse zur Vorsorge eingeladen werden – macht die Darmkrebsvorsorge weitere wichtige Fortschritte.
Über aktuelle Entwicklungen bei der Darmkrebsvorsorge werden Experten der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Stiftung LebensBlicke auch auf der Pressekonferenz zum Kongress, am 14. September 2017 in Dresden, berichten.
1. Darmkrebs ist eine seltene Erkrankung. Oder?
Darmkrebs ist bei Männern nach Prostata- und Lungenkrebs die dritthäufigste und bei Frauen nach Brustkrebs die zweithäufigste Krebstodesursache in Deutschland. In den letzten Jahren starben jährlich rund 25 000 Menschen an Dickdarm- beziehungsweise Mastdarm- oder Enddarmkrebs.
2. Ich fühle mich gesund und hatte noch nie Probleme mit dem Darm. Dann reicht es doch, wenn ich nur bei Beschwerden zum Arzt gehe. Oder?
Darmkrebs wächst sehr langsam, meist über einen Zeitraum von zehn bis 15 Jahren. Im Anfangsstadium verursacht er kaum Beschwerden. Wenn diese auftreten, ist der Krebs oft schon weit fortgeschritten oder hat Metastasen gebildet. „Keine andere Vorsorgemöglichkeit ist so effizient wie die Darmkrebsvorsorge“, sagt Dr. med. Dietrich Hüppe, Vorstandsmitglied der Stiftung LebensBlicke und Sprecher der Fachgruppe Darmkrebs im Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschlands (bng). Denn während einer Darmspiegelung erkennt der Arzt Krebsvorstufen oder Polypen, aus denen sich ein bösartiger Tumor entwickeln kann und entfernt diese, bevor der Krebs überhaupt entsteht. Bei frühzeitiger Diagnose liegen die Heilungschancen bei 85 bis 95 Prozent; wird der Krebs spät entdeckt, sinken sie deutlich.
3. Darmkrebsvorsorge bedeutet, dass ich zur Darmspiegelung muss. Oder?
Ab dem 55. Lebensjahr empfehlen wir jedem Bürger die Darmspiegelung als Vorsorge
Dietrich Hüppe
Seit April 2017 erstatten die Krankenkassen für Versicherte ab 50 Jahren den immunologischen Stuhltest iFOBT, der sich als zuverlässiger erwiesen hat, als der bisherige sogenannte Guajak-Test (gFOBT). Wenn beim iFOBT Blutspuren im Stuhl entdeckt werden, empfiehlt sich eine Darmspiegelung. „Ab dem 55. Lebensjahr empfehlen wir jedem Bürger die Darmspiegelung als Vorsorge“, so Hüppe. Ist der Befund unauffällig, sollte sie nach zehn Jahren wiederholt werden. Gemäß Beschluss des Krebsfrüherkennungs- und -registergesetzes werden Versicherte zukünftig per Brief zur Vorsorge eingeladen, um noch mehr Menschen dazu zu motivieren, die Vorsorgemöglichkeiten zu nutzen. Wie man dieses Einladungsverfahren noch effizienter gestalten kann, zeigen die Niederländer: „Dort wird mit der Einladung gleich der iFOBT an die Versicherten verschickt. Etwa 75 Prozent der Angeschriebenen senden dort den Stuhltest an Labors zurück – eine erfreulich hohe Rücklaufquote, die wir auch in Deutschland anstreben sollten!“, sagt Hüppe.
4. Die Darmspiegelung ist unangenehm und mitunter auch schmerzhaft. Oder?
Dank der Verabreichung eines Beruhigungsmittels – Sedierung genannt – verläuft eine Darmspiegelung völlig stress- und schmerzfrei. Sie wird ambulant durchgeführt und der Patient wird zu Beginn der Untersuchung in einen Dämmerschlaf versetzt, aus dem er erst nach deren Ende wieder geweckt wird. Durch den Einsatz von CO2 während der Darmspiegelung kann heute zudem der unangenehme Blähbauch nach der Untersuchung verhindert werden.
5. Die Darmreinigung im Vorfeld der Darmspiegelung ist unangenehm. Doch es gibt auch „sanfte Methoden“. Oder?
„An einer gründlichen Darmreinigung – also dem Abführen vor der Untersuchung – führt kein Weg vorbei“, sagt Dr. Hüppe. Häufig kommt es vor, dass der Darm von Patienten nicht gründlich genug gereinigt ist. Dann kann der Arzt Polypen oder andere Auffälligkeiten im Darm nur schwer erkennen. Neue Studien zeigen, dass für eine optimale Darmreinigung das Abführen in zwei Etappen am effektivsten ist. Dabei sollten die Patienten auf zwei Tage verteilt eine Poly-Ethylen-Lösung zu sich nehmen. Bereits in den Tagen zuvor ist außerdem ballaststoffarme Kost angesagt. Mitunter im Internet angepriesene Mittel zur „sanften Darmreinigung“ sind für die Vorbereitung einer Darmspiegelung nicht empfehlenswert, weil sie den Darm nicht gründlich genug säubern.
6. Darmkrebs bekommt man durch falsche Ernährung. Oder?
Tatsächlich begünstigt der Verzehr von viel rotem Fleisch und fetten sowie kohlenhydratreichen Speisen die Entstehung von Darmkrebs. Experten empfehlen deshalb eine ballaststoffreiche Kost, damit sich die Nahrung möglichst schnell durch den Darm bewegt. Auch ausreichende Bewegung trägt dazu bei. Bestimmte Schadstoffe in der Nahrung wie Nitrosamine, die beim Braten von gepökelten und geräucherten Wurst- und Fleischwaren entstehen, zählen ebenso zu den Risikofaktoren.
Darmkrebs kann jedoch auch erblich bedingt sein: Bei etwa 20 Prozent der Darmkrebsfälle gibt es entsprechende Erkrankungen bereits in der Familie. Verwandte ersten Grades von Darmkrebspatienten haben ein etwa doppelt so hohes Erkrankungsrisiko im Vergleich zu Menschen ohne diese “familiäre Vorbelastung“. Sie sollten deshalb frühzeitig – zehn Jahre vor dem Diagnosealter ihres Angehörigen – eine erste Darmspiegelung durchführen lassen.
7. Männer und Frauen haben das gleiche Risiko an Darmkrebs zu erkranken. Oder?
Das Erkrankungsrisiko ist bei Männern höher als bei Frauen, sie erkranken im Durchschnitt auch früher. Deshalb wird derzeit darüber nachgedacht, Männern bereits ab dem Alter von 50 Jahren eine Darmspiegelung zu empfehlen.
Quelle: Viszeralmedizin 2017
13.09.2017