Tröpfchen mit menschlichen neuralen Vorläuferzellen aus pluripotenten...
Tröpfchen mit menschlichen neuralen Vorläuferzellen aus pluripotenten Stammzellen (iPS) wurden in 3D gedruckt, um zweischichtiges zerebrales Kortikalgewebe zu bilden, das vor der Implantation in einen Mausgehirnschnitt kultiviert wurde. DNPs: Neurale Vorläuferzellen der tiefen Schicht; UNPs: Neurale Vorläuferzellen der oberen Schicht.

Bildquelle: Jin Y et al., Nature Communications 2023 (CC BY 4.0)

News • Neuroforschung

3D-gedrucktes Hirngewebe als Ersatz nach Verletzungen

Verletzungen des Gehirns sind dank einer neuen 3D-Drucktechnik von Forschern der University of Oxford reparabel. Mit dem neuen Verfahren lassen sich Teile des Gehirns herstellen, sodass schadhafte Regionen ausgetauscht werden können - so zumindest die Vision der Wissenschaftler.

Die Wissenschaftler nutzen hierfür neuronale Zellen, um die Architektur der Großhirnrinde nachzuahmen. Ihre Erkenntnisse wurden jetzt im Fachjournal Nature Communications veröffentlicht

Geweberegenerative Therapien, insbesondere solche, bei denen Patienten Implantate erhalten, die aus ihren eigenen Stammzellen stammen, könnten ein vielversprechender Weg zur Behandlung von Hirnverletzungen sein, beispielsweise nach Traumata, Schlaganfällen oder OPs bei Hirntumoren. Bisher gab es jedoch keine Methode, um sicherzustellen, dass implantierte Stammzellen die Architektur des Gehirns nachahmen. Jetzt gelang es den Forschern, ein zweischichtiges Hirngewebe durch den 3D-Druck von menschlichen neuralen Stammzellen herzustellen. Bei der Implantation in die Hirnscheiben der Maus haben die Zellen eine überzeugende strukturelle und funktionelle Integration mit dem Wirtsgewebe gezeigt, so Chemiker Yongcheng Jin.

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3D-gedrucktes zweischichtiges zerebrales Kortikalgewebe in einem Mäusehirnschnitt. Die implantierten Nervenzellen wurden mit Fluoreszenzmarkern (blau und rot im Bild) markiert.

Bildquelle: Yongcheng Jin, University of Oxford

Die Struktur ist aus menschlichen pluripotenten Stammzellen (iPS) entstanden, die das Potenzial haben, sich in die Zelltypen der meisten menschlichen Geweben umzuwandeln. Ein wesentlicher Vorteil der Verwendung von iPS für die Gewebereparatur ist, dass sie sich leicht aus Zellen ableiten lassen, die den jeweiligen Patienten selbst entnommen werden und daher keine Abstoßungsreaktion auslösen. Die Forscher haben neurale Vorläuferzellen einer spezifischen Kombination von Wachstumsfaktoren und Chemikalien eingesetzt, um das Ausgangsmaterial für zwei verschiedene Schichten der Großhirnrinde zu gewinnen. Diese lösten sie in einer Flüssigkeit auf. Fertig war die Druckertinte zur Herstellung von Gehirnzellen. 

Außer zur Reparatur von Hirnverletzungen könnten die gedruckten Gewebe bei der Arzneimittelbewertung, in Studien zur Gehirnentwicklung und zur Verbesserung des Verständnisses der Grundlagen der Kognition eingesetzt werden, heißt es. Hirnverletzungen führen typischerweise zu erheblichen Schäden an der Großhirnrinde und beeinträchtigen Gedächtnis, Bewegung und Kommunikation. Jedes Jahr erleiden rund 70 Millionen Menschen weltweit traumatische Hirnverletzungen. Fünf Miillionen Menschen sterben daran. Derzeit gibt es keine wirksamen Behandlungen für schwere Hirnverletzungen, was zu schwerwiegenden Auswirkungen auf die Lebensqualität führt. 


Quelle: University of Oxford/pressetext

12.10.2023

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