Telemedizin

20 Millionen Euro für Vernetzung von Krankenhäusern

Kräftiger Schub für eine intensivere Zusammenarbeit von Krankenhäusern untereinander und stärkere Einbindung von Ärztenetzen bei der Versorgung von Patientinnen und Patienten: Für den Aufbau telemedizinischer Netzwerke für die Intensivmedizin und Infektiologie von 19 Krankenhäusern, darunter die Universitätskliniken Münster und Aachen, und zwei Ärztenetzen (ambulante Praxen mit insgesamt rund 130 Ärztinnen und Ärzten) fließen 20 Millionen Euro aus einem bundesweiten Innovationsfonds, der von den gesetzlichen Krankenkassen finanziert wird, nach Nordrhein-Westfalen.

NRW Gesundheitsministerin Barbara Steffens.
NRW Gesundheitsministerin Barbara Steffens.

„Telemedizin kann Leben retten. Wenn Ärztinnen und Ärzte aus verschiedenen Krankenhäusern und Praxen über einen kurzen Draht Patientinnen und Patienten gemeinsam mit dem Ziel einer bestmöglichen Behandlung begutachten, steigt die Qualität der Versorgung insgesamt. Dafür steht TELnet@NRW. Deshalb freue ich mich sehr über den Zuschlag von 20 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds für dieses Projekt“, erklärte Gesundheitsministerin Barbara Steffens in Düsseldorf.
 
Bei der Behandlung von Infektionen kann beispielsweise die zunehmende Resistenz von Bakterien gegenüber Antibiotika ein Problem darstellen. Wenn Antibiotika ihre Wirksamkeit verlieren, können z. B. schon einfache Infektionen gefährlich werden. Im Projekt TELnet@NRW diskutieren Ärztinnen und Ärzte verschiedener Krankenhäuser und Arztpraxen per Videokonferenz gemeinsam, welche Therapie für die jeweilige Patientin bzw. für den jeweiligen Patienten die beste ist. Auf diese Weise können beispielsweise kleinere Krankenhäuser vom Spezialwissen großer Kliniken profitieren. Kooperation statt Konkurrenz – darin liegt die Zukunft der medizinischen Versorgung.
 
Auf Intensivstationen werden in Deutschland jährlich über zwei Millionen Menschen behandelt. Elf Prozent davon erkranken an einer Sepsis (Blutvergiftung). Die durchschnittliche Sterblichkeitsrate liegt bei einer Sepsis bei rund 40 Prozent. Internationale Studien zeigen allerdings, dass durch eine optimale Behandlung die Sterblichkeitsrate deutlich gesenkt werden kann. Im vom Land NRW geförderten Projekt „Telematik in der Intensivmedizin“ (TIM) arbeiten in solchen Fällen Unikliniken und Krankenhäuser im ländlichen Raum via Telemedizin zusammen. Rund 500 Patientinnen und Patienten mit einer Blutvergiftung wurden durch TIM bereits via telemedizinischer Kooperation behandelt. Die Sterblichkeitsrate konnte um mehr als 25 Prozent gesenkt werden.
 
„Diese Verbesserung des Überlebens durch Telemedizin ist einzigartig. Weltweit konnte, trotz jahrzehntelanger intensiver Forschung, mit keiner anderen Therapiemaßnahme eine auch nur annähernd vergleichbare Reduktion der Sterblichkeit der Sepsis erreicht werden“, unterstreicht Prof. Gernot Marx, Direktor der Klinik für operative Intensivmedizin am Uniklinikum Aachen und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Telemedizin.
 
Über TELnet@NRW sollen insgesamt rund 50.000 Patientinnen und Patienten telemedizinisch versorgt werden. Die dabei errichtete Telematik-Plattform kann im Anschluss modular erweitert und auch von anderen Fachgebieten und Anwendern genutzt werden. Insbesondere für Investitionen in diese Ausstattung werden für einen dreijährigen Förderzeitraum Fördermittel in Höhe von rund 20 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
 
„Das Projekt TELnet@NRW zielt auch auf eine flächendeckende Verbesserung der Behandlungsqualität. Hochspezialisiertes Expertenwissen wird für die Menschen verfügbar gemacht. Oft muss der Patient nicht mehr transportiert werden – die Expertise kommt zu ihm“, so Günter van Aalst, Leiter der Landesvertretung NRW der Techniker Krankenkasse (TK) und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Telemedizin.
 
Unabhängig von TELnet@NRW fördert NRW Projekte der Telemedizin und Telematik mit insgesamt 50 Millionen Euro im Zeitraum 2007 bis 2020. „NRW fördert wie kein anderes Bundesland Telematik-Anwendungen und die Telemedizin. Ich freue mich besonders, dass dieses sektorenübergreifende Projekt TELnet@NRW von allen gesetzlichen Krankenkassen in Nordrhein-Westfalen unterstützt wird“, betonte Ministerin Steffens.


Quelle: Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter NRW

23.11.2016

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