Zu wenig Krankenhauspersonal lässt sich gegen Influenza impfen

von Karoline Laarmann

Mitarbeiter im Gesundheitswesen haben jeden Tag mit Spritzen zu tun - trotzdem scheinen sie sich nicht gerne selbst pieksen zu lassen. In Deutschland sind es nur etwa 21 % des Personals im Gesundheitssektor, die sich vor den Wintermonaten gegen Influenza impfen lassen. Dabei warnt die WHO, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis eine Influenza-Pandemie ausbrechen wird - gesundes Krankenhauspersonal wird dann für alle überlebenswichtig.
Wie jedes Jahr geht Dr. med. Heinzpeter Moecke, Ärztlicher Direktor der Asklepios Klinik Nord-Heidberg in Hamburg, seinen Mitarbeitern mit gutem Beispiel voran: er hat sich schon impfen lassen.

Dr Hp. Moecke, Ärztlicher Direktor der Asklepios Klinik Nord in Hamburg
Dr Hp. Moecke, Ärztlicher Direktor der Asklepios Klinik Nord in Hamburg

Auf dem HAI – Hauptstadtkongress für Anästhesiologie und Intensivtherapie diesen Monat in Berlin betonten Dr. Moecke und andere Experten die Wichtigkeit einer Impfung gegen Grippe-Viren, um größtmögliche Schadensbegrenzung im Falle einer ausbrechenden Pandemie zu betreiben. Das eine Grippe-Pandemie bereits dieses Jahr bevorsteht, stuften sie als nicht unwahrscheinlich ein.
Auf die Frage, wann denn der richtige Zeitpunkt für die Impfung sei, gab Dr. Moecke eine eindeutige Antwort: „Jetzt!“

EH online: Dr. Moecke, warum ist Ihres Erachtens eine frühzeitige Influenza-Impfung gerade für Personal in Krankenhauseinrichtungen so wichtig?

Eine Impfung gegen Influenza ist für alle Menschen wichtig, aber ganz besonders für Mitarbeiter im Krankenhaus, damit im Falle einer Grippe-Pandemie der Arbeitsbetrieb nicht zusammenbricht und eine optimale Patientenversorgung weiterhin gewährleistet werden kann. Hier sind bereits im Vorhinein detaillierte Dienstpläne für die begrenzte Zahl an Klinikpersonal auszuarbeiten.
Besonders die Intensivstationen deutscher Krankenhäuser sind derzeit nur unzureichend auf eine Grippe-Pandemie vorbereitet, weil die Gefahr eine Influenza-Welle oft unterschätzt wird. Laut Schätzungen wird bei Ausbruch solch einer Massenansteckung 30 Prozent der Bevölkerung ärztliche Hilfe benötigen. Allein in Hamburg würden dann während einer 8-wöchigen Grippe-Pandemie 470 000 Arztkonsultationen mit 10500 Klinikaufnahmen auf uns zu kommen, von denen 1575 (15 %) Patienten intensivmedizinisch zu versorgen sind. Die Impfung dient aber nicht nur der Allgemeinheit, sondern auch ganz klar dem einzelnen Krankenhausmitarbeiter. Auch ohne Massenansteckung sollte die Gefahr eines Influenza-Virus nicht unterschätzt werden. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass nur alte und gesundheitlich angegriffene Menschen durch eine Influenza-Ansteckung lebensbedrohlich erkranken können. Erfahrungen aus der Vergangenheit, z.B. in Folge der Spanischen Grippe im letzten Jahrhundert, zeigen, dass es jeden treffen kann.

EH online: Fallen diese Warnungen nicht auch ein bisschen in den Bereich „allgemeine Panikmache“?

Keineswegs. Die Infektionsexperten des WHO schätzen die Influenza-Pandemie-Wahrscheinlichkeit auf einer Skala von 0-6 bei 3 ein – der sogenannten interpandemischen Warnphase. Es ist zu erwarten, dass eine Influenza-Pandemie auf uns zukommen wird – nur wann, das wissen wir nicht. Deshalb ist es so wichtig, rechtzeitig Vorkehrungen zu treffen.
Durch die Globalisierung und steigende Mobilität der Menschen wird sich so eine Pandemie-Welle rasend schnell ausbreiten, denn der Influenza-Infizierte kann seine Viren durchaus noch auf Reisen verteilen, bevor die Symptome einsetzen und er selbst krank wird.
Sehen Sie, dass ist so ein bisschen wie mit dem Sicherheitsgurt: Ich fahr jetzt seit 1968 Auto und auch wenn ich noch nie einen Unfall gehabt habe, bin ich trotzdem felsenfest davon überzeugt, dass es richtig ist, mich anzuschnallen.

EH online: Wie bereiten Sie und Ihre Klinik sich vor?

Da der Impftermin deutlich vor der Influenza-Saison liegen muss, damit der Körper genug Zeit hat, um Antikörper zu bilden, ist in diesen Tagen der richtige Zeitpunkt um zu handeln.
Natürlich wird so eine Impfung auf freiwilliger Basis durchgeführt, aber wir versuchen für unsere Mitarbeiter so günstige Voraussetzungen wie möglich zu schaffen. Das bedeutet, unser Personal kann sich kostenlos und während der Dienstzeit impfen lassen, so dass keine zusätzlichen privaten Kosten oder Wege in eine Arztpraxis anfallen.
 

30.09.2008

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