Komplikationen

Zika: Neurologisches Know-how entscheidend für Konsequenzen

Die Weltföderation für Neurologie (WFN) richtet eine hochkarätige Arbeitsgruppe zum Zika-Virus ein. Während bei vielen infizierten Personen der Krankheitsverlauf mild ist, können die möglichen neurologischen Komplikationen verheerend sein. „Jüngste Daten legen einen klaren Zusammenhang zwischen dem Zika-Virus, schweren angeborenen Gehirnschäden, einem vermehrten Auftreten des Guillain-Barré-Syndroms (GBS) sowie anderer neurologischer Erkrankungen nahe, etwa Myelitis und Meningoencephalitis,“ so Prof. John England (Louisiana State University, New Orleans), Vorsitzender der neuen WFN-Arbeitsgruppe.

„Derzeit gilt die öffentliche Aufmerksamkeit besonders der Mikrozephalie, die bereits tausende Babys in Brasilien und Französisch-Polynesien betrifft. Doch diese dramatische Fehlbildung ist nur einer von vielen möglichen Geburtsfehlern, die auf eine Zika-Virusinfektion während der Schwangerschaft zurückzuführen sind.” Häufig übersehen werden auch die gravierenden Komplikationen, die bei infizierten Erwachsenen auftreten können. 13 Länder und Territorien haben seit dem Ausbruch der aktuellen Zika-Welle einen Anstieg von Fällen des Guillain-Barré-Syndroms berichtet.

Prof. England: „Es gibt also eine Menge mehr Gefahren im Zusammenhang mit Zika-Infektionen als Schwangerschaftskomplikationen und Mikrozephalie. Die Risikogruppe ist also deutlich größer als zunächst angenommen, und die Übertragungswege sind ebenfalls vielfältiger als Mückenstiche, wir wissen jetzt, dass es auch eine sexuelle Übertragung gibt.”

Eines der Probleme in der Bekämpfung der Epidemie, so Prof. Raad Shakir, Präsident der WFN: „In vielen Ländern, die vom Zika-Virus besonders betroffen sind, gibt es zu wenige neurologische Ressourcen, das heißt zu wenige Neurologen, insbesondere Kinderneurologen, zu wenige Diagnosemöglichkeiten und zu wenige intensivmedizinische Einrichtungen. Wenn wir diese Probleme nicht lösen, wird es noch mehr unnötige Todesfälle geben, die nicht vorgefallen wären, wenn die Betroffenen in anderen Teilen der Welt gelebt hätten.”

„Eine verstärkte Überwachung des Infektionsverlaufs, die Moskito-Bekämpfung, die Entwicklung zuverlässiger diagnostischer Tests und die Entwicklung von Impfstoffkandidaten sind jetzt die prioritären Anliegen”, so Prof England. „Wir brauchen aber auch Antworten auf entscheidende Fragen wie etwa jene, wie die Häufigkeit von Erkrankungen sich im Verhältnis zur Virusausbreitung entwickelt, welche Personengruppen besonders gefährdet sind, neurologische Komplikationen zu entwickeln, oder warum das Zika-Virus gerade mit dem Guillain-Barré-Syndrom und anderen immun-vermittelten Erkrankungen des Zentralnervensystems assoziiert ist”, so Prof England. „Hier brauchen wir mehr Forschung, und viele dieser Fragen werden umso relevanter, je näher die Olympiade in Rio rückt, wenn tausende Sportler und Besucher nach Brasilien reisen.“


Quelle: Weltföderation für Neurologie

28.04.2016

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