Entspannung im OP-Saal: Die Videobrille steigert bei Patienten vor, während...
Entspannung im OP-Saal: Die Videobrille steigert bei Patienten vor, während und nach dem Eingriff das Wohlbefinden durch audiovisuelle Ablenkung.

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News • Reduktion von Anästhesie

Kino statt Vollnarkose: Videobrille lenkt Patienten vom OP-Geschehen ab

Kino-Blockbuster, klassisches Konzert oder ein Tauchgang durchs Korallenriff? Patienten, die eine Operation im Ambulanten OP-Zentrum des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, vor sich haben, können ab sofort eine Videobrille nutzen und vor, während oder nach dem Eingriff Filme schauen. Die ungewöhnliche Unterhaltungsmaßnahme bietet für Patienten eine ganze Reihe von Vorteilen.

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Carsten Albers

Bildquelle: UKSH

„Wir haben in diesem Jahr schon einige Erfahrungen mit dem System gesammelt“, berichtet Carsten Albers, Pflegemanager im Dienstleistungszentrum-OP des UKSH am Campus Kiel, „und wir sehen, dass die Brille tatsächlich Ängste nehmen und die Nutzerinnen und Nutzer beruhigen kann.“ Insbesondere Patienten im Alter bis 50 Jahre würden das Angebot gern annehmen und anschließend positive Rückmeldungen geben, so Albers. 

Das System wurde speziell für den Einsatz im Krankenhaus entwickelt und besteht aus einer 3D-Videobrille mit integrierten Kopfhörern. Über ein kleines mobiles Mediacenter lässt sich die Brille vor Ort bedienen. Die Auswahl an Film- und Musikstücken ist umfangreich, der inhaltliche Fokus liegt auf Beruhigung und Ablenkung – dazu zählen unter anderem Kinofilme, Naturfilme und klassische Konzerte sowie ein spezielles Kinderprogramm. 

Medizinische Interventionen sind für Patienten meist mit Stress verbunden. Dies kann nicht nur körperliche Reaktionen wie erhöhter Blutdruck, höhere Herzfrequenz, Zittern und Übelkeit zur Folge haben, sondern auch die Arbeit des medizinischen Personals erschweren. „Aus Studien ist bekannt, dass audiovisuelle Ablenkung bei Eingriffen Ängste und den Bedarf an Beruhigungsmitteln reduzieren kann“, sagt Carsten Albers. „Mit der Videobrille wollen wir unseren Patientinnen und Patienten ein zusätzliches, für sie kostenfreies Angebot machen, das ihnen den Aufenthalt erleichtert und idealerweise eine schnellere Regeneration ermöglicht.“

Wir können so den Betroffenen bereits vor der OP die oft besonders stressige Wartezeit verkürzen und ihnen nach dem Eingriff ein entspannendes Unterhaltungsprogramm bieten, während sie von unserem Team postoperativ überwacht werden

Carsten Albers

Das neue Ambulante OP-Zentrum des UKSH ist so konzipiert, dass Patienten sehr kurze Wege haben und von der Aufnahme bis zur Entlassung umfassend betreut werden. „Die Videobrille ist eine sehr gute Ergänzung, denn wir können so den Betroffenen bereits vor der OP die oft besonders stressige Wartezeit verkürzen und ihnen nach dem Eingriff ein entspannendes Unterhaltungsprogramm bieten, während sie von unserem Team postoperativ überwacht werden“, erklärt Carsten Albers. Dies eigne sich insbesondere für Kinder sowie Patienten mit besonderem Bedarf. So werde der Aufenthalt subjektiv als weniger belastend empfunden. 

Im Ambulanten OP-Zentrum des UKSH werden Patientinnen und Patienten verschiedener Fachabteilungen des UKSH wie der Kinderchirurgie, Allgemeinchirurgie, Urologie, Gynäkologie, Dermatologie, Kardiologie Orthopädie, Unfall- und Gefäßchirurgie, Plastische und Handchirurgie sowie des Kinderwunschzentrums versorgt. Auch niedergelassene Ärzte können das Dienstleistungszentrum-OP für ihre Patienten in Anspruch nehmen. In den vier Operationssälen können täglich im Regelbetrieb jeweils bis zu acht Eingriffe vorgenommen werden. 

Der Einsatz der Videobrille am UKSH wird im ersten Jahr durch Spenden des UKSH Freunde- und Fördervereins ermöglicht. 


Quelle: Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

17.03.2023

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