Verknüpfung schafft Effizienz und Sicherheit

Seit der Novellierung der europäischen Medizinprodukterichtlinie und der daraus resultierenden Änderung des Medizinproduktegesetzes im März 2010 wachsen Gesundheits-IT und Medizintechnik immer stärker zusammen. Die enge Verknüpfung zwischen medizinischen Gerätschaften und medizinischen IT-Lösungen erhöht die Effizienz und die Sicherheit der Patientenversorgung und ist deswegen längst zu einem unumkehrbaren Trend geworden.

„Aufbruchsstimmung herrscht in der IT-Branche derzeit vor allem bei der Einbindung von Medizintechnik in Kliniknetzwerke“, sagt Armin Gärtner vom Medizintechnischen Servicezentrum der Sana Kliniken GmbH. „Das neue Medizinproduktegesetz (MPG), das Software-Lösungen unter bestimmten Bedingungen den Status eines Medizinprodukts verleiht, hat sicherlich dazu beigetragen. Aber den Trend in Richtung einer zunehmenden Integration von Medizinprodukten in IT-Netzwerke, die damit zu medizinischen Netzwerken werden, gab es schon vorher.“

Gärtner ist einer von mehreren Referenten, die sich im Kongress der conhIT 2010, dem Branchentreff der Gesundheits-IT-Branche in Deutschland, mit dem Grenzgebiet zwischen Medizintechnik und Gesundheits-IT auseinandersetzen. Das Thema „Medizintechnik meets IT“ ist in diesem Jahr einer der conhIT-Schwerpunkte. „Wenn Medizingeräte in Kliniknetzwerke eingebunden werden sollen, dann ist das nicht nur ein technisches Problem“, so Gärtner. „Genauso wichtig sind die Beachtung der rechtlichen Rahmenbedingungen durch die Hersteller und eine effiziente organisatorische Abwicklung auf Seiten der Anwender, zum Beispiel durch ein Risikomanagement.“

Auf technischer Seite herrscht meist Harmonie
Technisch funktioniert mittlerweile vieles schon sehr gut: Medizingeräte und IT-Lösungen verstehen sich in aller Regel und können sich rege austauschen. „Die Medizinprodukte verfügen fast alle über weitgehend standardisierte Schnittstellen“, so Gärtner. Auch von IT-Seite gibt es rein technisch keine größeren Barrieren, wie Matthias Meierhofer, Leiter der Taskforce zum Thema „Medizinproduktegesetz“ beim Verband der Hersteller von IT-Lösungen für das Gesundheitswesen (VHitG) betont: „Die gängigen Informationssysteme im Kliniksektor unterstützen die Einbindung von Medizingeräten über die Standardschnittstellen. Wenn Kunden eine solche Einbindung benötigen, dann können die Klinik-IT-Hersteller das meist zügig umsetzen.“

Schwieriger als die reine Technik sind die rechtlich-regulatorischen Rahmenbedingungen: Nicht alles, was geht, kann einfach so gemacht werden. „Das neue Medizinproduktegesetz sieht vor, dass Stand-Alone-Software dann als ein Medizinprodukt anzusehen ist, wenn sie vom Hersteller spezifisch für das Erkennen, Überwachen oder Behandeln von Krankheiten entwickelt wurde“, so
Meierhofer. Diese Software-Lösungen benötigen demnach – wie Medizinprodukte – eine CE-Zertifizierung (Conformité Européenne, d.h. Übereinstimmung mit EU-Richtlinien). An dieser CE-Zertifizierung hängt für Hersteller wie Anwender einiges. Auf Herstellerseite ist der Zertifizierungsprozess aufwändig. Und für die Anwender bedeutet das CE-Label wesentlich strengere Vorschriften im Hinblick auf Dokumentation, Wartung und Schulungsaufwand. Viele der gängigen Informationssysteme im Krankenhaus dürften von der CE-Zertifizierung allerdings gar nicht betroffen sein. „Hier ändert sich dann nicht viel, weder für die Hersteller noch für die Kunden“, so Meierhofer. Es gibt aber Grenzfälle, bei denen die Einordnung schwieriger ist. „Entscheidend wird sein, dass die Hersteller untereinander eine einheitliche Linie haben, die dem Gesetz und vor allem den Bedürfnissen der Kunden gerecht wird“, so Meierhofer.

Neue Herausforderungen erfordern auch neue Strukturen
Auf Krankenhausseite stellt das Zusammenwachsen von Medizintechnik und IT auch organisatorische Anforderungen: „Standard in vielen Klinken ist weiterhin, dass die Verantwortlichkeiten für Medizinprodukte und IT-Lösungen nicht bei denselben Personen oder Stabstellen liegen“, betont Armin Gärtner. Das kann problematisch sein, wie der Experte am Beispiel der Integration eines Patientenmonitoring-Gerätes erläutert: „Das Gerät wird über einen Gateway und über die Kommunikationsanlage der Klinik mit dem Pager-System verbunden, damit Mitarbeiter über Warnmeldungen des Monitoring-Geräts mobil informiert werden können. Wir stehen dann in vielen Häusern vor dem Problem, dass der IT-Techniker für den Gateway zuständig ist, aber der Medizintechniker für das Gerät und der Betriebstechniker für die Kommunikationsanlage.“

Expertentipps zum Thema in der conhIT-Akademie
Wer tiefer in die Thematik einsteigen möchte, sollte sich für das conhIT-Akademieseminar „No risk but fun! Risikomanagement bei medizinischen IT-Systemen“ am 22. April 2010 von 09.00 bis 13.00 Uhr anmelden. Nach einer Einführung in den Dschungel aus Richtlinien, Gesetzen, Verordnungen und Normen durch Akademiepräsident Prof. Dr. Christian Johner hilft der IT-Sicherheitsbeauftragte des Uniklikums Erlangen Jochen Kaiser mit praktischen Tipps, das Thema Organisation von IT und Medizintechnik im Krankenhaus anzugehen und unter IT-Security Aspekten zu strukturieren.

Fazit: Bei dem Übergang in die neue, integrierte Welt aus Gesundheits-IT und Medizintechnik geht es nicht nur um Schnittstellen, sondern auch um neue Denkweisen und Prozessabläufe. Unmittelbar nach Inkrafttreten der MPG-Novelle bietet die conhIT 2010 in Kongress, Akademie und Industrie-Messe das ideale Forum, um die Konsequenzen zu diskutieren und Lösungen in Augenschein zu nehmen.

conhIT – Der Branchentreff für Healthcare IT, 20 bis 22. April 2010, Berlin
Die conhIT wurde vom VHitG e.V. initiiert und trägt als bedeutenste europäische Plattform der Healthcare IT-Branche zum aktiven Dialog zwischen Herstellern, Anwendern und Wissenschaft bei. Sie richtet sich an Entscheider in den IT-Abteilungen, im Management, der Medizin und Pflege sowie Ärzte, Ärztenetze und MVZs, die sich über die aktuellen Entwicklungen von IT im Gesundheitswesen informieren, Kontakte in der Branche knüpfen und sich auf hohem Niveau weiterbilden wollen.

Als integrierte Gesamtveranstaltung bietet die conhIT an drei Tagen die Angebote, die für die Branche attraktiv sind. Kongress und Akademie orientieren sich am speziellen Weiterbildungsbedarf von Ausstellern und Anwendern, die Themen werden von den Vertretern der Zielgruppe zusammengestellt. Die Industrie-Messe, Kernstück der conhIT und wichtigste Ausstellung für Healthcare IT in Deutschland, informiert über das Produkt- und Dienstleistungsangebot und stellt Innovationen, Trends und etablierte IT-Lösungen vor. Durch die zeitliche und inhaltliche Abstimmung profitieren die Teilnehmer von allen Angeboten. Zeitlich parallel zur conhIT 2010 findet im ICC Berlin der Chirurgenkongress statt. Zwischen der conhIT und dem Chirurugenkongress verkehrt ein kostenloser Bus-Shuttle. Tickets der conhIT berechtigen auch zum Besuch des Chirurgenkongress und vice versa.

 

13.04.2010

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