Zwei Medizinerinnen untersuchen eine ältere Patientin mit einem CT-Scanner
CT-Untersuchung einer Patientin (Symbolbild): In vielen Krankenhäusern und Praxen kommen bildgebende Systeme zum Einsatz, die älter als 5 Jahre sind.

© Robert Kneschke – stock.adobe.com

News • Gesundheitsversorgung der Zukunft

Verhindert veraltete Medizintechnik die digitale Transformation?

„Wir brauchen gezielte Investitionen in die medizintechnische Ausstattung und klare gesetzliche Regelungen, die es erlauben, Gesundheitsdaten effizient für Forschung und Entwicklung zu nutzen“, forderte Hans-Peter Bursig, ZVEI-Bereichsleiter Gesundheit im Rahmen der Pressekonferenz zur Medica 2024.

„Nur so können wir die notwendige Effizienzwende in der deutschen Gesundheitsversorgung einläuten und diese zukunftsgerecht aufstellen – mit dem Menschen im Mittelpunkt.“ 

Eine moderne Gesundheitsinfrastruktur ist die zentrale Voraussetzung, um digitale Technologien und Künstliche Intelligenz (KI) erfolgreich in die Versorgung zu integrieren. Die Ende 2023 verabschiedeten Gesetze – das Digital-Gesetz (DigiG) und das Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) – schaffen erste rechtliche Grundlagen für die bessere Nutzung von Gesundheitsdaten. „Diese Gesetze allein reichen aber nicht aus“, so Bursig. „In vielen Krankenhäusern und Arztpraxen ist die Technik so veraltet, dass sie moderne datenbasierte Prozesse oder KI-Anwendungen in der Diagnostik und Therapie gar nicht oder nur sehr bedingt unterstützen kann.“ Wie eine Studie des europäischen Medizintechnikverbands Cocir belegt, waren 2023 nur 39% der Computertomographen (CT) in Deutschland jünger als fünf Jahre. Über 60% sind dagegen zwischen sechs und zehn (31%) bzw. sogar über zehn Jahre alt (30%). Damit sind deutsche Geräte deutlich älter als diejenigen des Spitzenreiters Frankreich. Dort sind nur sechs Prozent der CT-Geräte älter als 10 Jahre. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Magnetresonanztomographen (MRT). Hier belegt Deutschland den vorletzten Platz im Ranking mit 35% der MRT-Geräte, die älter als zehn Jahre sind.

Eine digitale und vernetzte Gesundheitsversorgung, die sich auch der KI bedient, [...] ist die Zukunft. Doch dafür müssen wir schon heute in die medizintechnische Infrastruktur von morgen investieren

Hans-Peter Bursig

Vor diesem Hintergrund warnte Bursig: „Geräte, die älter als sechs Jahre sind, behindern die nahtlose Integration digitaler Prozesse. Es kommt zu Verzögerungen und Unterbrechungen in den Behandlungsabläufen – das blockiert nicht nur die digitale Transformation, sondern mindert auch die Effizienz und Qualität der Patientenversorgung.“ Mit kürzlich beschlossenen der Krankenhausreform sei eine große Chance vertan worden, den Investitionsstau in der Medizintechnik zügig zu lösen und auf mittel- bis langfristige Sicht regelmäßige Anreize zur Erneuerung der Infrastruktur zu setzen – für eine effiziente, zukunftsfähige Gesundheitsversorgung. 

Der Einsatz Künstlicher Intelligenz gewinnt an Bedeutung, sie kann Routineaufgaben übernehmen und das medizinische und Pflegepersonal bei Entscheidungsprozessen unterstützen. Um aber das volle Potenzial von KI zu heben, muss die zugrundliegende Gesundheitsinfrastruktur auch in der Lage sein, für diese Prozesse hochwertige, strukturierte Daten in Echtzeit zu liefern. Bursig: „Eine digitale und vernetzte Gesundheitsversorgung, die sich auch der KI bedient, bietet enormes Potenzial, die Qualität der Patientenversorgung zu verbessern. Sie ist die Zukunft. Doch dafür müssen wir schon heute in die medizintechnische Infrastruktur von morgen investieren.“ 


Quelle: ZVEI

11.11.2024

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