Gynäkologie

Ultraschall hilft bei unerfülltem Kinderwunsch

Mittels Hysterokontrastsonographie kann die Durchlässigkeit der Eileiter ermittelt werden.

„Mit Ultraschall lassen sich mittlerweile Uterus, das Endometrium und die Ovarien sehr gut darstellen“, bekräftigt Univ. Prof. Dr. Christoph Brezinka, Oberarzt an der Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin der Medizinischen Universität Innsbruck.

Univ. Prof. Dr. Christoph Brezinka
Univ. Prof. Dr. Christoph Brezinka
Quelle: Ch.Brezinka

Mit Ultraschall lassen sich mittlerweile Uterus, das Endometrium und die Ovarien sehr gut darstellen“, bekräftigt Univ. Prof. Dr. Christoph Brezinka, Oberarzt an der Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin der Medizinischen Universität Innsbruck: „Was sich dem herkömmlichen Ultraschall nach wie vor entzieht, ist die Darstellung der Eileiter.“ Aber zur Untersuchung der Tuben von Frauen mit unerfülltem Kinderwusch gibt es eine andere sonographische Methode: die Hysterokontrastsonographie (HKSG), in der englischen Version HcCoSy.

Dabei wird über einen Katheter ein Kontrastmittel über den Muttermund ins Cavum unteri eingebracht. Verwendet werden dabei verdünnte kardiologische Kontrastmittel oder schlicht und einfach NaCl. Dann wird beobachtet, ob das Mittel die Eileiter passiert und wie lange dies dauert. Auf diese Weise lässt sich zum Beispiel erkennen, dass einer der beiden Eileiter nicht durchgängig ist oder dass beide Eileiter durch eine Entzündung verschlossen sind. „Die HKSG ist ein diagnostischer Zugang, der dem Großteil der Frauen mit Kinderwunsch eine Menge an weitergehenden Schritten erspart“, unterstreicht Brezinka. „Wenn die Eileiter nicht durchgängig sind, muss man sich nicht lange mit Insemination oder Stimulationen aufhalten und kann relativ rasch zur Empfehlung einer assistierten Reproduktion kommen.“

HKSG: heute nur noch diagnostische Methode
Die HKSG hat auch viele der in früheren Zeiten durchgeführten laparoskopischen Untersuchungen unnötig gemacht. Wenn allerdings die Befunde unklar sind und man von der Laparoskopie eine wichtige diagnostischeErweiterung erwarten kann, dann muss diese natürlich durchgeführt werden. Auch wenn sich zum Beispiel im Zuge der HKSG herausstellt, so Brezinka, dass eine Art Sactosaplinx erweiterte Eileiter verantwortlich dafür sind, dass keine Schwangerschaft eintritt, könnten die Eileiter laparoskopisch entfernt werden, weil ein ständiger chronischer Entzündungsherd eine erfolgreiche In-vitro-Fertilisierung behindern kann. Selbstverständlich wird die Laparoskopie auch zum Lösen von Verklebungen und zur Entfernung von Endometrioseherden oder Zysten eingesetzt. „Aber den Hinweis hat man durch Ultraschall bekommen“, betont der Innsbrucker Facharzt für Gynäkologie.

Die HKSG wurde bereits in Deutschland in den 1920er Jahren entwickelt – allerdings nicht als diagnostische Methode, sondern mit dem therapeutischen Ziel, den Uterus und die Tuben „durchzuspülen“. In einigen Weltgegenden – etwa in China – werden heute noch aus therapeutischen Motiven Antibiotika oder Cortison in den Uterus und die Tuben eingebracht. Im deutschsprachigen Raum hat man sich freilich davon längst verabschiedet. Brezinka: „Der Gedanke, Eileiter ,durchzuputzen, ist nicht mehr zeitgemäß. Im Zeitalter der Molekularmedizin kann man der menschlichen Fertilität doch nicht mehr mit hydraulischen Erklärungsmustern gerecht werden.“

Diagnose PCO mittels Ultraschall
Brezinka geht in seinem Vortrag auch auf das Polyzystische Ovarsyndrom (PCO) ein, eine der häufigsten Stoffwechselstörungen geschlechtsreifer Frauen. Diese Störung, die Zysten in den Eierstöcken hervorruft, war bis 2003 eine rein labormedizinische Diagnose. Seit jedoch die sogenannten Rotterdam-Kriterien aufgestellt wurden, wird die Diagnose PCO hauptsächlich mit Ultraschall gestellt. „Ein Triumph des Ultraschalls über die reine Labormedizin“, sagt Brezinka. Dieser Paradigmenwechsel habe jedoch zu einer Überdiagnostik geführt, beklagt Brezinka: „Weil die Ovarien junger Mädchen sehr oft so aussehen wie die Fotos des PCO in alten Ultraschalllehrbüchern – nämlich relativ viele kleine Follikel, die in einem Ovar aufgereiht sind –, gibt es kaum eine unter 20-Jährige, bei der nicht PCO diagnostiziert wird.“ Er appelliert daher an Zurückhaltung bei der Diagnose: „Scharen von völlig gesunden Mädchen werden verunsichert. Wir müssen uns in der Terminologie und im diagnostischen Enthusiasmus zurücknehmen und damit aufhören, jedes Ovar mit mehr als fünf Follikeln gleich als PCO zu bezeichnen.“

Im Profil:
Univ. Prof. Dr. Christoph Brezinka ist seit 2010 Oberarzt an der Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin der Medizinischen Universität Innsbruck. Seine Ausbildung zum Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe absolvierte der gebürtige Tiroler an den Universitäten Innsbruck und Rotterdam. Nach zehn Jahren als Oberarzt an der Innsbrucker Universitätsklinik für Frauenheilkunde wechselte Brezinka als Leiter der Abteilung für Pränataldiagnostik der Frauenklinik an die Erasmus-Universität Rotterdam, nach Auflösung der Abteilung kehrte er 2006 wieder nach Innsbruck zurück. Brezinka ist Mitglied zahlreicher internationaler Fachgesellschaften.

Veranstaltung:
Saal Strassburg
Mi., 29.10., 16:00–16:20 Uhr
Reproduktionsmedizin
(PCO, HyCoSy)
C. Brezinka, Innsbruck (AT)
Session: Gynäkologischer
Ultraschall, Teil 4 (AWS4)

23.10.2014

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