MRT-Hirnscan einer 59-jährigen Frau: Obwohl das zerebrale Gefäßsystem gut...
MRT-Hirnscan einer 59-jährigen Frau: Obwohl das zerebrale Gefäßsystem gut strukturiert und intakt ist und keine nachweisbaren pathologischen Veränderungen aufweist (D), zeigen kleine Gefäße deutlich Anzeichen einer Mikroangiopathie; mehrere lakunäre Mikroinfarktzonen, Hyperintensitäten in der weißen Substanz und Mikroblutungen (A, B, C) sind erkennbar.

Bildquelle: Golubnitschaja et al., EPMA Journal 2022 (CC BY 4.0)

News • Positionspapier zum Hirninfarkt

"Stiller" Schlaganfall: Experten gehen von hoher Dunkelziffer aus

Die Zahl an Schlaganfällen nimmt weiter zu: 2019 waren weltweit mehr als 100 Millionen Menschen betroffen. Allerdings kann ein solcher Hirninfarkt auch ganz unbemerkt „im Stillen“ passieren und taucht dann in der Statistik überhaupt nicht auf.

Die Weltschlaganfallorganisation prognostiziert, dass weltweit jeder vierte Erwachsene über 25 Jahren im Laufe seines Lebens einen Schlaganfall erleiden wird. Nicht nur alte Menschen, sondern auch Jugendliche und junge Erwachsene sind betroffen. Die derzeitigen weltweiten Kosten des Schlaganfalls werden auf 721 Milliarden US-Dollar geschätzt.

portrait of Olga Golubnitschaja
Prof. Dr. Olga Golubnitschaja

Bildquelle: Universität Bonn; Foto: privat

„Aufgrund nicht diagnostizierter so genannter 'stiller' Hirninfarkte ist die Zahl der Betroffenen in der Bevölkerung etwa 14 Mal höher als klinisch erfasst“, sagt Prof. Dr. Olga Golubnitschaja, Leiterin der Forschungsgruppe für 3P (prädiktive, präventive und personalisierte) Medizin des Universitätsklinikums Bonn. Bleibt der stille Hirninfarkt unbehandelt, könne er viele schwere und tödliche Erkrankungen wie Demenz, Depression und sogar Suizide verursachen. 

Zusammen mit weiteren Autoren aus Deutschland, Tschechien, der Schweiz, Belgien und Österreich hat die Wissenschaftlerin für das EPMA Journal ein Positionspapier in Form eines „Letter to the editor“ verfasst. „Dabei handelt es sich um ein Format, um einerseits auf gravierende Probleme aufmerksam zu machen und andererseits revolutionäre Konzepte zur Bekämpfung angesprochener Probleme der Welt vorzustellen“, sagt Prof. Golubnitschaja.

Im Positionspapier stellen die Forschenden innovative Konzepte vor, die zur Verhinderung von Schlaganfällen beitragen. Im Mittelpunkt steht die prädiktive Medizin. Dabei geht es darum, die Wahrscheinlichkeit von Erkrankungen vorherzusagen und darauf basierend vorbeugende Maßnahmen zu treffen, um das Krankheitsrisiko zu verringern. Die Autoren haben in dem Beitrag ihre Konzepte mit Originaldaten aus einem internationalen Forschungsprojekt belegt. „Wir zeigen, wie der Gesundheitszustand eines Patienten stabilisiert werden kann und zwar im Stadium einer suboptimalen Gesundheitskondition, um den Betroffenen vor der Krankheit zu schützen“, sagt Prof. Golubnitschaja. 

In dem Positionspapier sprechen sich die Forschenden dafür aus, das multidisziplinäre Fachwissen zum Schlaganfall zusammenzuführen und dadurch die prädiktive Medizin zu stärken. Außerdem soll Künstliche Intelligenz die Therapien verbessern. Darüber hinaus sollen auch junge Menschen in Screening-Programme einbezogen werden. 


Quelle: Universität Bonn

23.11.2022

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