Artikel • Beruf im Bild
Radiologietechnologen – Piloten in der medizinischen Bildgebung
Stellen Sie sich vor, sie wollen eine Diagnose stellen oder für einen Patienten eine Therapie zusammenstellen. Jedenfalls werden Sie in der heutigen Zeit auf radiologietechnologische Bilddaten angewiesen sein um zu einem Schluss zu kommen. Daher werden Sie eine entsprechende Untersuchung beauftragen, bzw. zur Untersuchung zuweisen.
Damit kommen wir zu einer Berufsgruppe, die diese bestellte Leistung eigenverantwortlich erbringt und diese auch bearbeiten kann und darf: Die Radiologietechnologen/innen. Diese brauchen dazu Maschinen, so wie der Pilot / die Pilotin das Flugzeug. Aber dieses Flugzeug hat ein riesiges Cockpit, das heißt aus der Flut der Möglichkeiten wird der Pilot / die Pilotin die richtigen Parameter auswählen, die zur Abklärung der jeweiligen Fragestellung notwendig sind.
Radiologietechnologinnen und Radiologietechnologen Österreichs weisen ein Bachelorstudium auf, das die radiologische Diagnostik, inkl. MRT, CT, Sonographie, die interventionelle Radiologie/Cardangiographie, die Nuklearmedizin u. molekulare Bildgebung und die Strahlentherapie sowie medizinische Informationstechnologie und Strahlenschutz abdeckt. Im Europäischen und im Nationalen Qualifikationsrahmen werden die Kompetenzen für den Level 6 / Bachelor / definiert: „Leitung komplexer fachlicher oder beruflicher Tätigkeiten oder Projekte und Übernahme von Entscheidungsverantwortung in nicht vorhersehbaren Arbeits- oder Lernkontexten, Übernahme der Verantwortung für die berufliche Entwicklung von Einzelpersonen und Gruppen. [NQR-Gesetz BGBl. I Nr. 14/2016) Anlage 1] Diese Kompetenzdefinition gilt schon für die Anfänger im Beruf.
Radiologietechnologen/innen von heute sind im Dilemma zwischen dem Arbeitsdruck, durch immer schnellere Verfahren, und somit immer mehr Untersuchungen in kurzer Zeit einerseits und dem berufsethischen Kodex, der andererseits verlangt, sich auf jeden einzelnen Patienten zu konzentrieren und dessen Einzigartigkeit zur berücksichtigen. Die Kompetenz der Berufsgruppe wird oft auf die minimalsten Erfordernisse reduziert, anstatt sich auf die vielfältigen Kenntnisse, Fähigkeiten und Kompetenzen, die RadiologietechnologInnen haben um eine individuelle Untersuchungsführung zu ermöglichen, zu beanspruchen. Nach wie vor ist ein altes Rollenmodell vorherrschend, indem Ärzte oftmals einem machtheoretischen Modell folgen, anstatt auf ein kooperatives Arbeitsmodel zu setzen.
Als Piloten der medizinischen Bildgebung sind Radiologietechnologen/innen essentieller Bestandteil im kooperativen Modell der Diagnostik und Therapie. Die bestellte Untersuchung und Therapie wird eigenverantwortlich durchgeführt, und in der Studie 2017 geben immerhin 4,1 % an eigenständig zu forschen (präklinisch, klinisch und technisch) (Rosenblattl, 2017, S. 133). Darüber hinaus geben 11% an freiberuflich tätig zu sein (Rosenblattl, 2017, S. 198). Es ist ein Beruf für beide Geschlechter geworden. Zwischen 1993 und 2017 hat sich der Männeranteil um 21,70% erhöht. (Rosenblattl, 2017, S. 193). Es gilt endlich diese Berufsgruppe vor den Vorhang zu holen rund um die Patientenversorgung zu stärken. Radiologietechnologen/innen haben eine exklusive Schnittstellenexpertise zwischen Medizin und Technik und die ganzheitliche Sicht auf Prozesse und sind in der Lage die Patientenversorgung zu optimieren. Sie sind Professionisten für Diagnostik und Therapie, auf Augenhöhe mit Ärzten. Bachelor- Master- und Doktoratsstudium sind ihr Hintergrund. (Rosenblattl, 2017, S. 197).
Literaturverzeichnis
Rosenblattl, M. (16. 11 2017). Entwicklung eines Berufes zur Profession am Beispiel der Radiologietechnologie 1917-2017. Dissertation, Universität Klagenfurt. Klagenfurt.
Quelle: Berufsfachverband für Radiologietechnologie Österreich (rtaustria)
09.05.2018