„Radiologen müssen stärker als Ärzte wahrgenommen werden“
Drei Fragen an….Prof. Michael Forsting
Seit heute ist Prof. Michael Forsting, Direktor des Institutes für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie des Universitätsklinikums Essen, Präsident der Deutschen Röntgengesellschaft und löst damit Prof. Gerhard Adam ab, der das Amt die letzten zwei Jahre ausfüllte.
EH-online traf den frisch gebackenen Präsidenten und fragte nach seinen Zielen im neuen Amt.
Seit heute und für die kommenden zwei Jahre sind Sie neuer Präsident der Deutschen Röntgengesellschaft und folgen damit Prof. Gerhard Adam. Was sind Ihre Ziele für diese Zeit?
Prof. Forsting: Ein großes Anliegen ist, dafür zu sorgen, dass die Radiologen in der Öffentlichkeit stärker als Ärzte wahrgenommen werden. Außerdem müssen wir uns aktiv dem drohenden Nachwuchsmangel stellen. Konkret bedeutet dies, dass wir zum Beispiel noch familienfreundlicher werden müssen. Die Radiologie bietet hier gute Chancen, weil wir nicht so sehr an starre Termine, wie zum Beispiel OP-Zeiten, gebunden sind. Darum können wir – hauptsächlich – den Frauen noch viel weiter entgegenkommen als dies in anderen Disziplinen möglich ist. Die Voraussetzungen hierfür sind da, wir müssen sie nur noch besser nutzen.
Ebenfalls entscheidend ist Rolle der MTRA. Hier fordern auch wir eine Novellierung und damit Verbesserung der Ausbildung.
Um Kapazitäten künftig effizienter einzusetzen und den radiologischen Workflow zu verbessern, ist aber auch die Industrie gefragt. Denn bei der Fülle der Bilder benötigen wir natürlich eine ausgereifte Softwareunterstützung. Ein Ziel muss dabei sein, dass wir - vergleichbar zum Labor - normale Bilder als normal erkennen, so dass sich der Radiologe stärker auf die auffälligen Befunde konzentrieren kann. Auf der anderen Seite - und das ist in der MRT-Mammographie ja schon umgesetzt - benötigen wir Software, die uns entscheidend dabei unterstützt, die Frage zu beantworten, ob es sich zum Beispiel um ein Mammakarzinom handelt.
Stichwort Interdisziplinarität: Welche Rolle spielen die Radiologen im „klinische Gesamtgefüge“?
Hier in Deutschland ist die Situation im Vergleich, beispielsweise zu den USA, recht gut. Denn wir stehen schon in einem regen Austausch mit den klinischen Kollegen. Trotzdem ist die Situation eindeutig verbesserungswürdig – gerade mit Blick in die Zukunft. Denn unser Fach birgt durch die PACS-Lösungen und die Remote-Arbeitsweisen das Risiko der – übertrieben formuliert – Vereinsamung. Damit wir weiter aktiver Teil der klinischen Prozesse bleiben, müssen wir verstärkt auf moderne Kommunikationsmedien setzen und uns dabei durchaus fantasievoll zeigen: Warum sollten wir beispielsweise nicht via Skype oder Facetime zu einer Visite zugeschaltet sein?
Zum Schluss noch die Standortfrage: Hamburg oder Berlin?
Der diesjährige Kongress ist hier sensationell. Hamburg im Juni ist prima! Die Stadt ist ein toller Standort, das Kongresszentrum ist schön und das Wetter wunderbar. Nach 6 Jahren Berlin - ebenfalls eine phantastische Stadt - war es der richtige Schritt, den Kongressort zu wechseln.
03.06.2011