Patienten besser über Risiken informieren
Strahlenexposition, kontrastmittelbedingtes Nierenversagen oder allergische Reaktionen: Die Risiken einer kontrastmittelgestützten CT-Untersuchung sind nicht eben gering. Entsprechend wichtig ist das Aufklärungsgespräch, das nicht ohne Grund in den ärztlichen Aufgabenbereich fällt. Aber wie nachhaltig wirkt die Aufklärung beim Patienten?
Dieser Frage widmete sich eine Arbeitsgruppe um Prof. Schreyer am Institut für Röntgendiagnostik des Universitätsklinikums Regensburg. Die Ergebnisse der Befragung werden im Rahmen einer Posterpräsentation auf dem diesjährigen Röntgenkongress vorgestellt.
Insgesamt wurden 120 Patienten kurz nach dem Aufklärungsgespräch durch den Arzt von einer unabhängigen wissenschaftlichen Mitarbeiterin befragt: „Während des Gesprächs sollten die drei Termini ‚Niereninsuffizienz‘, ‚allergische Reaktion‘ und ‚thyreotoxische Krise‘ fallen. Geschah das nicht, gab die wissenschaftliche Mitarbeiterin Hilfestellung, was in der Auswertung jedoch mit einem Punktabzug verbunden war“, erklärt Lena- Marie Dendl, Assistenzärztin am Institut für Röntgendiagnostik. Hintergrund der Studie war, die (Wunsch-)Vorstellung der Ärzte hinsichtlich eines optimal aufgeklärten Patienten zu überprüfen, der – einmal informiert – bei Folgeuntersuchungen aktiv auf ein mögliches, individuelles Risiko hinweisen kann.
Während der ersten Runde mit 60 Patienten waren die gesprächsführenden Ärzte nicht in die Studie eingeweiht, im zweiten Studienarm waren die aufklärenden Ärzte über die Studie in Kenntnis gesetzt. Im zweiten Studienarm konnten Patienten deutlich häufiger potenzielle Risiken nennen und insbesondere konnten diese signifikant häufiger aktiv, ohne Hilfestellung genannt werden. Welche Schlüsse lassen sich aus diesen Ergebnissen ziehen?
„Grundsätzlich haben wir einen Zusammenhang zwischen Merkfähigkeit und Zufriedenheit mit dem Ablauf des Aufklärungsgesprächs festgestellt: Je zufriedener der Patient war, desto besser hat er bei der anschließenden Befragung abgeschnitten. Ein weiteres Ergebnis besagt, dass eine individuelle Aufklärung anhand des konkreten Zustands des jeweiligen Patienten ein signifikant besseres Ergebnis nach sich zog. Soziologische Unterschiede ließen sich im Rahmen dieser Studie nur erschwert ermitteln, da das Ergebnis der Befragung auch stark vom jeweiligen Allgemeinzustand der Patienten abhing“, erklärt Lena-Marie Dendl.
Auch wenn die Fragebögen anonymisiert waren und die aufklärenden Ärzte nicht genannt wurden, werden die Ergebnisse der Studie wohl nachhaltige Auswirkungen auf das Gesprächsverhalten der Ärzte haben. Lena- Marie Dendl: „Wir müssen versuchen, trotz der kurzen Zeit, die für das Aufklärungsgespräch zur Verfügung steht, so persönlich wie möglich auf den Patienten einzugehen. Nur so kann es gelingen, dass sich der Patient im Rahmen seiner Möglichkeiten aktiv an einer sicheren Untersuchung beteiligt.“ Und das Stichwort ‚Risikominimierung‘ wird in Regensburg großgeschrieben: Um eine bestmögliche Sicherheit der CT-Untersuchungen zu gewährleisten, werden Planung und Gesprächsführung von einem extra hierfür abgestellten Arzt durchgeführt.
„Diese Aufgabe wird in einem Rotationsverfahren von einem der fortgeschrittenen Assistenzärzte übernommen und soll eine strenge Indikationsprüfung und damit eine Vermeidung von unnötigen Untersuchungen sicherstellen. Außerdem soll die Betreuung und entsprechend die Zufriedenheit der Patienten optimiert werden. Vor diesem Hintergrund liefern uns die Ergebnisse der Studie wichtige Hinweise – auch für weitere Evaluationen“, schließt Dendl.
IM PROFIL
Nach ihrem Studium der Humanmedizin an der Universität Regensburg mit Auslandsaufenthalten in England und Indien approbierte Lena-Marie Dendl im Jahr 2011. Seither absolviert sie am Institut für Radiologie der Universitätsklinik Regensburg ihre Facharztausbildung. Bereits während ihres Studiums beschäftigte sie sich in einem Begleitstudium mit der Thematik der Gesundheitsökonomie. Im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit fokussiert sie sich nun auf Themen der Patientenversorgung und des Qualitätsmanagements.
30.05.2013