Kontrastmittelentzug auf Knopfdruck

Verlaufskontrolle mittels Dual-Energy-CT

Die Therapieverlaufskontrolle mittels Dual-Energy-CT (DECT) gewinnt in der Onkologie zunehmend an Bedeutung. Der Grund: Jodhaltiges Kontrastmittel besitzt eine andere Kernladungszahl als Gewebe und lässt sich nach einer Aufnahme mit den unterschiedlichen Röhrenspannungen im DECT im Nachhinein mittels Software entfernen. Eine zweite Untersuchung und damit eine zweite Dosisapplikation sind nicht notwendig.

DECT Abbildungen einer subkutanen Melanom-Metastase: Links das DECT mit...
DECT Abbildungen einer subkutanen Melanom-Metastase: Links das DECT mit Kontrastmittel, in der Mitte das virtuell-native Bild, rechts das Iodbild.
Dr. Monika Uhrig
Dr. Monika Uhrig

Dr. Monika Uhrig, derzeit in der radiologischen Facharztausbildung am DKFZ, untersucht den Nutzen, den die Quantifizierung der Kontrastmittelaufnahme von Metastasen für die Verlaufskontrolle von Melanompatienten besitzt.

„Weltweit ist die Inzidenz von Melanomen stark angestiegen, die klassische Chemotherapie zeigt allerdings keine optimale Wirkung. Darum geht der Trend auch hier hin zum Einsatz zielgerichteter Therapien, die auf spezifische Wege innerhalb der Zelle ausgerichtet sind. Allerdings haben diese Therapien andere Ansprechmuster als die klassische Chemotherapie, unter der die Tumoren meist größenregredient sind. Bei der zielgerichteten Therapie kann es vorkommen, dass die Tumorgröße anfangs gleich bleibt, die Dichte im CT aber abnimmt“, erklärt Monika Uhrig die Hintergründe der Untersuchungsreihe.

Eine erste Testreihe, die auch bereits veröffentlicht ist, beschäftigt sich darum auch mit der reinen CT-Dichtemessung der Tumoren, die Untersuchungen mit DECT sollen nun zeigen, ob durch die Quantifizierung des Kontrastmittels im DECT ein noch genaueres und simpleres Therapiemonitoring möglich ist. Hierzu wurden bisher neun Patienten ausgewertet, weitere folgen. Die ersten Ergebnisse sprechen für positive Resultate und damit für einen Nutzen im gesamten Therapieprozess. „Ziel ist, das Ansprechen der Therapie so früh wie möglich festzustellen, um die Patienten nicht unnötig mit den Nebenwirkungen zu belasten. Das DECT und die vielfältigen Optionen der Nachbearbeitung erleichtern diese Früherkennung“, so Monika Uhrig.

Dabei liefert die entsprechende Software zur Nachbearbeitung ganz unterschiedliche Funktionalitäten: So lassen sich die Rohdaten nicht nur um das Kontrastmittel bereinigen – im Gegenteil: Auch nur das Kontrastmittel ohne Gewebe lässt sich darstellen. In diesem Fall stechen dann die Regionen besonders hervor, die viel Kontrastmittel anreichern, was beispielsweise auf eine Metastase hindeutet. Monika Uhrig: „Ein spannender Aspekt ist das Erfassen konkreter Zahlenwerte zur Jodanreicherung in einer Metastase. Die konkreten Werte schaffen eine objektive Ausgangsbasis für einen Vergleich bei späteren Verlaufskontrollen.“

Weitere potenzielle Anwendungsgebiete der Methode innerhalb der Onkologie sind die Verlaufskontrollen bei Tumoren im Gastrointestinaltrakt, aber auch die Beurteilung von Hirnmetastasen oder Nierenraumforderungen. Darüber hinaus stoßen die Möglichkeiten der DECT auch außerhalb der Onkologie auf Interesse, beispielsweise bei der Charakterisierung von Nierensteinen. Erste Ergebnisse zur Verlaufskontrolle bei Melanomen präsentiert Monika Uhrig auf dem diesjährigen Deutschen Röntgenkongress.

IM PROFIL

Dr. Monika Uhrig kann den Einsatz der Schichtbildgebung in der Onkologie nicht nur aus medizinischer Sicht beurteilen, als diplomierte Physikerin verfügt sie auch über profundes technisches Know-how. Während ihrer Dissertation beschäftigte sie sich mit der MRT, genauer gesagt mit der datengetriebenen Analyse funktioneller Magnetresonanztomographien. Ihre heutigen Forschungsschwerpunkte liegen nicht nur auf der DECT, sondern auch auf dem Einsatz der Ultrahochfeld-MRT (7 Tesla). Die Assistenzärztin für Radiologie am Deutschen Krebsforschungszentrum widmet sich zur Hälfte der Forschung und zur anderen Hälfte der Patienten- versorgung.

30.05.2013

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