Organspende zum Wohle wartender Patienten sichern

In der derzeitigen Transplantationsdebatte fordert die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), das Augenmerk auf die Patienten zu lenken, die auf ein Spenderorgan warten.

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Die DGVS begrüßt ausdrücklich die im Spitzentreffen des Bundesgesundheitsministeriums am Montag dieser Woche diskutierten Bestrebungen um mehr Transparenz, konsequente Aufsicht und Kontrolle und ein reguliertes Vorgehen bei Organtransplantationen.Besonders wichtig sei es jetzt zudem, das Vertrauen in die Transplantationsmedizin zu stärken: „Wir müssen weiterhin daran arbeiten, die Mangelsituation in der Organspende zu verbessern – Denn nach wie vor sterben Menschen auf den Wartelisten“, bedauert Professor Dr. med. Stefan Zeuzem, Vorstands-mitglied der DGVS aus Frankfurt. Dieses Anliegen dürfe nicht aufgrund möglicher Verfehlungen Einzelner gefährdet werden.

Die DGVS positioniert sich damit im öffentlichen Diskurs um die in den vergangenen Wochen bekannt gewordenen Betrugsvorwürfe im Zusammenhang mit der Zuteilung von Transplantaten. Die Fachgesellschaft hält eine rasche und lückenlose Aufklärung dieser Vorwürfe für unbedingt notwendig. Sie begleitet zudem die laufenden Gespräche zwischen Ärzteschaft, Behörden, Krankenkassen, Politik und Überwachungskommissionen. Dabei steht sie insbesondere der Initiative der Bundesärztekammer aufgeschlossen gegenüber, sagt DGVS-Pressesprecher Professor Dr. med. Peter Galle aus Mainz. „Die Umsetzung von mehr gesetzgebender Kontrollen muss aber vor allem dazu führen, dass die auf Spenderorgane angewiesenen Patienten auf den Wartelisten davon profitieren.“ Dafür müsse das Vertrauen der Menschen in die Organspende weiter wachsen und – wo es verloren ist – neu entstehen. Dies sei nur durch Offenheit und enge Zusammenarbeit aller Beteiligten möglich.


In diesem Interesse befürwortet die DGVS regelhafte, interdisziplinäre Transplantationskonferenzen, wie sie an vielen Kliniken bereits stattfinden. Diese müssen Organspenden fachlich begleiten und überwachen. Bei der Vergabe von Spenderorganen schaffe ein Mehr-Augen-Prinzip mit unabhängigen ärztlichen Beobachtern zusätzliche Sicherheit, sagt DGVS-Präsident Professor Dr. med. Markus M. Lerch aus Greifswald. Die Fachgesellschaft begrüße zudem die Entscheidung, auf vorhandene Strukturen zurückzugreifen: „Wir brauchen keine übergeordnete Instanz zur Überwachung, stattdessen müssen wir sicherstellen, dass das bestehende Kontrollsystem wirksam und zuverlässig arbeitet.“


Als Vertretung der Ärzte, die beispielsweise Empfänger von Spenderlebern unmittelbar vor einer Transplantation betreuen, stützt die DGVS vor allem auch die Rolle der Patienten. Sie versteht es als ihre Aufgabe, sich für ihre Patienten einzusetzen und fordert, die aktuelle Debatte nicht auf deren Kosten zu führen. Derzeit warten in Deutschland etwa 12 000 Patienten auf ein Spenderorgan – oft vergeblich: Jährlich sterben etwa 1000 Menschen, weil kein Ersatz für ihr erkranktes Organ verfügbar ist. Im vergangenen Jahr ging die Spenderbereitschaft hierzulande sogar noch zurück. Dies erfordert umso mehr, so die DGVS, das Ziel der aktuellen Debatten im Auge zu behalten: Lebensnotwendige Organe für die Menschen verfügbar zu machen, die darauf dringend warten.
 

30.08.2012

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