Ein Team aus Chirurgen am OP-Tisch während einer Operation
Im vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) geförderten Projekt TelePeriOP untersucht das Uniklinikum Würzburg mit Partnern, ob telemedizinische Anamnese- und Aufklärungsgespräche vor Operationen in Kombination mit einem Clinical Decision Support Tool machbar sind und die Gesundheitsversorgung verbessern können.

© Daniel Peter / UKW

News • Perioperatives Risikomanagement

Virtuelle OP-Vorbereitung mit Telemedizin und CDS

Ein neues Forschungsprojekt untersucht das Potenzial zur Vermeidung verzichtbarer Vor-Ort-Besuche und Verbesserung des Risikomanagements durch Telemedizin und Clinical Decision Support-Systeme.

Chirurgische Eingriffe verbessern die Lebensqualität und sind oft lebensrettend. Doch jede Operation birgt Risiken. Die so genannte perioperative Sterblichkeit ist in den westlichen Industrienationen mit 0,4% bis 0,8% immer noch überraschend hoch. Im vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) geförderten Projekt KI-PeriOP ist es einem interdisziplinären Konsortium unter klinischer Leitung des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) und technischer Koordination durch das Fraunhofer-Institut für Digitale Medizin MEVIS bereits gelungen, ein CE-zertifiziertes System zur klinischen Entscheidungsunterstützung (kurz CDS für clinical decision support) zu entwickeln. Das CDS-System erfasst und analysiert individuelle Risiken und Grunderkrankungen von Patienten sowie operationsspezifische Risiken und gibt entsprechende leitlinienbasierte Handlungsempfehlungen. „Das Clinical Decision Support Tool unterstützt uns bei der anästhesiologischen Risikoeinschätzung, erhöht die Leitlinien-Adhärenz und optimiert die präoperative Vorbereitung“, fasst Prof. Dr. Patrick Meybohm, Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie (Anästhesie) am UKW, zusammen.

Anästhesiologische Anamnese- und Aufklärungsgespräche vor Ort sind für unsere Patienten oft mit erheblichem organisatorischem Aufwand und emotionaler Belastung verbunden. Mit Telemedizin reduzieren wir die Wege und unnötige Wartezeiten

Patrick Meybohm

Im Nachfolgeprojekt TelePeriOP soll nun das anästhesiologische Arzt-Patienten-Gespräch vor der Operation durch ein digitales Videogespräch ergänzt werden. „Was zunächst unpersönlich klingt, ist ein wichtiger Schritt hin zu einer effizienteren und patientenfreundlicheren Gesundheitsversorgung“, erläutert Meybohm. „Anästhesiologische Anamnese- und Aufklärungsgespräche vor Ort sind für unsere Patienten oft mit erheblichem organisatorischem Aufwand und emotionaler Belastung verbunden. Mit Telemedizin reduzieren wir die Wege und unnötige Wartezeiten“. Termine vor Ort müssen nur dann vereinbart werden, wenn weitere Untersuchungen notwendig sind. Das soll die Zufriedenheit der Patienten erhöhen - ein positiver Nebeneffekt von TelePeriOP. Hauptziel der multizentrischen, randomisierten, kontrollierten Interventionsstudie an den Universitätskliniken Aachen, Bonn und Würzburg ist es, zu prüfen, ob telemedizinische Anamnese- und Aufklärungsgespräche in Kombination mit einem CDS-System machbar sind und die Gesundheitsversorgung tatsächlich verbessern können. 

Die Patienten geben ihre Daten mit Hilfe des telemedizinischen Softwaresystems „tara“ der Docs in Clouds TeleCare GmbH von zu Hause aus online ein und laden die notwendigen Dokumente hoch. In einem Videogespräch mit dem Anästhesisten werden weitere Fragen geklärt, der Bogen individualisiert und gemeinsam unterschrieben. Alle erhobenen patienten- und operationsspezifischen Daten werden anschließend mit dem CDS-System „Medimir“ des Börm Bruckmeier Verlags zur klinischen Entscheidungsunterstützung und Risikoeinschätzung automatisiert verarbeitet. 

Das Forschungsvorhaben TelePeriOP wird vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) mit insgesamt 764.555 Euro gefördert. Neben dem UKW und dem Fraunhofer-Institut für Digitale Medizin MEVIS sind die Universitätskliniken Aachen und Bonn sowie die Fakultät für Angewandte Ethik der RWTH Aachen, der Börm Bruckmeier Verlag und die Docs in Clouds TeleCare GmbH an TelePeriOP beteiligt. 


Quelle: Universitätsklinikum Würzburg

20.12.2024

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