Neue Studien zur Alzheimer Forschung

Fortschritte bei der Früherkennung, der Feststellung von Risikofaktoren und neue Erkenntnisse aus Behandlungsstudien sind auf der Alzheimer's Association International Conference vorgestellt worden

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Neue Studien, die auf der International Conference 2014 der Alzheimer's Association (AAIC 2014) in Kopenhagen vorgestellt wurden, behandeln das Spektrum der Forschung im Bereich Alzheimererkrankung und Demenz. Zu den Daten gehören Fortschritte in der Früherkennung und Diagnose, die Identifizierung von Risikofaktoren und mögliche Strategien der Reduzierung von Risiken, sowie die erste langfristige klinische Studie überhaupt einer vielfältigen Änderung des Lebensstils bei älteren Erwachsenen.
Zudem wurden auf der AAIC 2014 neue Ergebnisse veröffentlicht in Bezug auf: die grundlegende Hirnforschung im Bereich von Alzheimer; Trends bei Neuerkrankungen mit Demenz und der Gesamtzahl der Personen mit dieser Krankheit; die vielfältigen Vorteile von Kataraktoperationen bei Patienten mit Alzheimer; sowie weitere Daten über Medikamente, die derzeit in Studien über die Vorbeugung von Alzheimer erprobt werden.
Die AAIC ist das wichtigste jährliche Forum zur Vorstellung von und Diskussion über neueste Forschung im Bereich Alzheimer und Demenz. Die AAIC 2014 hat ca. 4.000 führende Experten und Forscher aus 75 Ländern der ganzen Welt zusammengebracht und es wurden über 1.700 wissenschaftliche Präsentationen gezeigt. Damit wird die Demenzforschung weltweit vorangebracht.

Potenzial von Tests der Augen und des Geruchssinns zur Früherkennung von Alzheimer
Zwei Studien der AAIC 2014 widmen sich den zunehmenden Belegen, dass die Unfähigkeit, Gerüche korrekt zu identifizieren, ein Indiz der Entwicklung kognitiver Beeinträchtigungen und von Alzheimer sein kann. Forscher fanden in einer Studie an 215 Personen höheren Lebensalters mittels Tests der Geruchsidentifizierung, kognitiver Tests und Untersuchungen der Hirngröße heraus, dass ein Verlust der Funktion der Hirnzellen und eine Verschlechterung des Gedächtnisses mit der Fähigkeit einhergehen, Gerüche zu identifizieren. Eine zweite Studie an 757 Personen aus verschiedenen ethnischen Gruppen ergab, dass Defizite bei der Geruchsidentifizierung mit einem erhöhten Risiko des Übergangs von leichten kognitiven Beeinträchtigungen (Mild Cognitive Impairment – MCI) (einer geringen, aber feststellbaren und messbaren Abnahme im Bereich des Gedächtnisses und des Denkens) zu Alzheimer assoziiert sind. Für jeden Punkt weniger, den ein Studienteilnehmer bei einem Test zur Geruchsidentifizierung erreichte, stieg dessen Risiko für Alzheimer um 10 Prozent.
Zwei weitere Studien widmeten sich möglichen Augentests zur Diagnose von Alzheimer. Die vorläufigen Resultate einer Studie, die auf den Ergebnissen von 40 der 200 Studienteilnehmer beruhen, legen nahe, dass es eine signifikante Verbindung existiert zwischen dem Spiegel von Beta-Amyloid-Protein (der Hauptkomponente der Alzheimer-Plaques im Gehirn) und den Spiegeln, die in der Retina zu finden sind. Die Studienteilnehmer nahmen eine firmeneigene Nahrungsergänzung ein, die Kurkumin enthält, das an Beta-Amyloid anbindet und über Fluoreszenzeigenschaften verfügt, mittels derer Amyloid-Plaquen über modernste Bildgebungstechniken auf der Retina des Auges festgestellt werden können. In einer anderen Studie nutzten die Forscher ein neues Laserscansystem, um die Beta-Amyloidspiegel in den Augenlinsen von 20 Studienteilnehmern mit Alzheimer und von 20 ohne Erkrankung zu messen. Als die Forscher, denen der Status der Alzheimer-Erkrankung ihrer Teilnehmer nicht bekannt war, die Amyloidspiegel gemäß Augenlinsentest mit Schätzungen des Aufbaus von Amyloidplaque von PET-Scans des Gehirns (Positron Emission Tomography) verglichen, konnten sie Patienten mit Alzheimer akkurat von denen ohne unterscheiden.

Größte Studie des Tau-Proteins mittels PET-Bildgebung legt nahe, dass der Scan für Früherkennung von Demenz geeignet sein kann
Das Vorhandensein von Knäueln anomalen Tau-Proteins im Gehirn ist eine der definierenden Charakteristiken von Alzheimer. Wenn dieses Protein entartet, bildet es Faserknäuel in den Gehirnzellen, was diese absterben lässt. In einer Studie an 52 kognitiv normalen Senioren – der bis dato größten Studie dieser Art – fanden die Forscher heraus, dass der Aufbau von Tau in einer Reihe von Gehirnregionen in enger Verbindung mit dem Verlust von Gedächtnis stand. Mittels einer neu entwickelten PET-Scantechnik, die Tau im Gehirn lebender Personen sichtbar macht, fanden die Wissenschaftler heraus, dass Studienteilnehmer mit höheren Spiegeln des Aufbaus von Tau in Gehirnbereichen, die für das Gedächtnis wichtig sind, im Verlauf von drei Jahren schlechter bei Gedächtnistests abschnitten. Die Alzheimer's Association stellt fest, dass diese Resultate das Potenzial von PET-Scans bei der Früherkennung von Demenz und der Findung von Teilnehmern für Forschungsstudien für Alzheimer und Demenz belegen.

Änderungen des Lebensstils können Gedächtnis und Denkleistung von Personen mittleren und höheren Alters verbessern
Eine zweijährige, randomisierte, kontrollierte klinische Studie in Finnland konnte als erste demonstrieren, dass ein strukturiertes Programm mit einer Reihe von Änderungen im Lebensstil das Gedächtnis und die Denkleistung bei älteren Personen beeinflussen kann, die Risiko für kognitive Beeinträchtigungen und Alzheimer besitzen. Die 1.260 Personen höheren Alters in der Studie, deren Alter zwischen 60 und 77 Jahren betrug, wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe erhielt eine Intervention, die Ernährungsberatung, Leibesübungen, kognitives Training, soziale Aktivitäten und Management von Risikofaktoren der Herzgesundheit einschloss. Die Kontrollgruppe erhielt nur eine allgemeine Gesundheitsberatung. Nach zwei Jahren zeigte die Interventionsgruppe deutlich bessere Leistungen auf einer umfassenden Skala von Gedächtnis und Denkleistung und bei speziellen Tests des Gedächtnisses und der Entscheidungsfunktion – darunter Planung, Beurteilung und Problemlösung.
Eine separate Studie an 329 kognitiv normalen Erwachsenen mittleren Alters in den USA, die eine genetische Prädisposition oder eine Familiengeschichte mit Alzheimer aufwiesen, kam zu dem Ergebnis, dass die Teilnahme an mental stimulierenden Aktivitäten im mittleren Alter dazu beitragen kann, später im Leben vor der Entwicklung von Alzheimer und Demenz zu schützen. Die Forscher fanden heraus, dass Teilnehmer, die einen höheren Grad von Aktivitäten angaben – wie beispielsweise das Lesen von Büchern oder Museumsbesuche (und speziell Teilnehmer, die gerne Spiele wie Puzzles und Kartenspiele spielten) – höhere Testergebnisse für Gedächtnis und Denkleistung erzielten, darunter Planung, Beurteilung und Problemlösung. Sie verfügten zudem in mehreren Gehirnregionen, die an Alzheimer beteiligt sind, über größere Volumina.

Leibesübungen im mittleren und höheren Lebensalter werden mit geringerem Demenzrisiko in Verbindung gebracht
Zwei Studien, die auf der AAIC 2014 vorgestellt wurden, präsentieren Belege, dass reguläre körperliche Aktivität das Risiko von Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen reduzieren kann. In einer Studie füllten 280 Erwachsene in den USA mit einem mittleren Alter von 81 Jahren einen Fragebogen über die Häufigkeit und Intensität von Leibesübungen im Lauf ihres Lebens aus. Die Teilnehmer wurden ca. drei Jahre lang beobachtet. Die Forscher fanden heraus, dass eine Vorgeschichte moderater physischer Aktivität im mittleren Alter mit einem signifikant gesenkten Risiko leichter kognitiver Beeinträchtigungen (Mild Cognitive Impairment – MCI) in Verbindung gebracht wurde. In einer zweiten Studie untersuchten Wissenschaftler die Häufigkeit und Intensität von Leibesübungen an 1.830 Erwachsenen mit normaler Kognition. Die Forscher fanden heraus, dass moderate physische Aktivität im mittleren und späten Lebensabschnitt mit einem geringeren Risiko von MCI in Verbindung zu bringen war. Dies galt auch für intensive physische Aktivität im mittleren Lebensalter und moderate physische Aktivität im späten Lebensalter. Die Alzheimer's Association möchte jedermann dazu aufrufen, sein Gehirn lebenslang in Form zu halten. Tipps dazu und die neuesten Forschungsergebnisse finden Sie unter alz.org

Spät einsetzender hoher Blutdruck könnte vor Demenz schützen
Hypertension im mittleren Lebensabschnitt kann zwar das Risiko von Alzheimer und anderer Demenzerkrankungen steigern, es mehren sich allerdings Hinweise, dass die Verbindung von Bluthochdruck und Demenzrisiko sich im Laufe des Lebens ändern kann. Bei Personen, die das 90. Lebensjahr überschritten haben, kann er vor Demenz schützen. Wissenschaftler beobachteten 625 ältere Personen ohne Demenz in den USA bis zu zehn Jahre lang und stellten fest, dass Personen in der Altersgruppe 80-89, die über beginnenden hohen Blutdruck verfügten, ein signifikant geringeres Risiko der Entwicklung von Demenz aufwiesen als Teilnehmer, die keinen hohen Blutdruck hatten. Personen, die mindestens 90 Jahre alt waren und beginnenden Bluthochdruck aufwiesen, hatten ein noch geringeres Demenzrisiko.

Kataraktoperationen verbessern nicht nur die Sehkraft, sondern auch die Kognition und die Lebensqualität
In einer kleinen klinischen Studie in den USA wurde festgestellt, dass Kataraktoperationen bei Personen mit Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen nicht nur die Sehkraft verbessern, sondern das Abnehmen der Kognition verlangsamen und die Lebensqualität verbessern können – sowohl der Erkrankten als auch von deren Betreuern. Eine vorläufige Analyse der Ergebnisse stellte fest, dass 20 Teilnehmer, die sich einem Eingriff zur Kataraktentfernung unterzogen, im Vergleich zu acht Teilnehmern, die nicht operiert wurden, über signifikant verbesserte Sehkraft und Lebensqualität verfügten. Zudem erfuhren die operierten Teilnehmer einen geringeren Verlust im Bereich des Gedächtnisses und bei mentalen Aufgaben wie Planung, Beurteilung und Problemlösung. Außerdem gab es Verbesserungen bei Parametern des Verhaltens. Die Betreuer der Personen in der operierten Gruppe gaben einen geringeren Schwierigkeitsgrad der Betreuung an. Die Alzheimer's Association empfiehlt, dass Festlegungen der medizinischen Behandlung und Entscheidungen frühzeitig im Krankheitsverlauf durch Voraberklärungen festgeschrieben werden.

Psychologische Intervention für Betreuer kann Ängste und Depressionen reduzieren
In einer randomisierten, kontrollierten Studie in Großbritannien wurde festgestellt, dass ein psychologisches Unterstützungsprogramm für familiäre Betreuer von Personen mit Demenz die Ängste und Depressionen dieser Betreuer signifikant reduzierte. Die Auswirkungen hielten für zwei Jahre an. In der Studie wurden 260 familiäre Betreuer in zwei Gruppen unterteilt. Die eine Gruppe erhielt eine Standardbetreuung. Die andere Gruppe erhielt eine Intervention aus acht Sitzungen, die Informationen über Demenz, Betreuerstress und Quellen für emotionale Unterstützung einschlossen. Zudem wurden Techniken zum Umgang mit Problemen bei der Betreuung vermittelt. Betreuer, welche die acht Sitzungen der Intervention erhielten, zeigten bei Parametern von Depression, Ängsten und Betreuungskosten deutlich bessere Resultate. Die Wissenschaftler merkten an, dass dies den Betreuern dabei helfen kann, ihre Rolle länger zu übernehmen und eine konsistentere Betreuung zu liefern. Dies kann dabei helfen, die Aufnahme von Demenzerkrankten in eine stationäre Einrichtung hinauszuschieben. Die Alzheimer's Association ist der Überzeugung, dass es für Betreuer sehr wichtig ist, auf sich selbst zu achten und gegebenenfalls um Hilfe nachzusuchen. Weitere Informationen unter: www.alz.org

Diabetesmedikament wird mit reduziertem Demenzrisiko in Verbindung gebracht
In einer Studie einer großen deutschen Population von Personen ab dem 60. Lebensjahr, die weder Alzheimer noch andere Demenzerkrankungen aufwiesen, wurde festgestellt, dass die langfristige Nutzung des Diabetesmedikaments Pioglitazon das Vorkommen von Demenz reduzieren kann. Die Studie wurde auf der AAIC 2014 von den Forschern vorgestellt, die im Verlauf von sechs Jahren mehr als 145.712 Personen untersucht haben. Die Ergebnisse legen nahe, dass die Reduzierung des Demenzrisikos signifikant mit der Nutzung von Pioglitazon in Verbindung stand. Die Forscher erwähnten eine Hypothese, dass dies mit dem Vermögen des Medikaments zusammenhängen könnte, Neuroinflammation zu unterdrücken.

Ein weiteres anomales Protein im Gehirn von Patienten mit Alzheimer gefunden: TDP-43
Forscher fanden heraus, dass ein anomales Protein, das unter der Bezeichnung TDP-43 bekannt ist, zusammen mit zwei zuvor gefundenen Proteinen eine wichtige Rolle bei der Erkrankung mit Alzheimer spielen könnte. Die Forscher untersuchten postmortem die Gehirne von 342 Personen, bei denen Veränderungen mit Bezug auf Alzheimer gefunden wurden, auf das Vorhandensein, die Menge und die Verteilung von TDP-43. In mehr als der Hälfte der Gehirne fand sich TDP-43. Zudem wiesen Personen mit TDP-43 eine mehr als zehnfache Wahrscheinlichkeit auf, zum Zeitpunkt ihres Todes kognitive Beeinträchtigungen zu haben, als Personen ohne TDP¬-43. Eine Hypothese der Wissenschaftler lautet, dass TDP-43 erklären könnte, warum manche Patienten Alzheimer-Veränderungen im Gehirn aufweisen, aber keine Demenz. Es ist von entscheidender Wichtigkeit, Grundlagenforschung zu finanzieren, um mehr über Alzheimer zu erfahren und die Therapiemöglichkeiten von Grund auf zu erweitern. Die Alzheimer's Association ist die weltweit führende gemeinnützige Organisation, die Forschung bezüglich Alzheimer-Erkrankungen finanziert.

16.07.2014

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