Neue endoskopische Operation verhindert Rückfälle bei Magenkrebs
Mit der sogenannten „Endoskopischen Submukosadissektion“ (ESD) operieren Mediziner jetzt auch großflächigere Magentumoren im Frühstadium in einem Stück. Dies senkt das Risiko einer Wiedererkrankung. Zudem lässt der komplett entnommene Tumor genauere Rückschlüsse über weitere Risiken zu.
Zudem lässt der komplett entnommene Tumor genauere Rückschlüsse über weitere Risiken zu. Die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) empfiehlt daher, die neue minimalinvasive Technik in Deutschland zu etablieren. Über Chancen und Risiken der ESD sprechen Experten im Rahmen der Fachtagung Viszeralmedizin vom 14. bis 17. September 2011 in Leipzig.
Eine ESD erfolgt wie eine Magenspiegelung mithilfe eines flexiblen Endoskops über den Mund des Patienten. Über dieses Endoskop und mithilfe verschiedener Instrumente unterspült der Arzt mit Kochsalzlösung im Bereich des Tumors die Magenschleimhaut – die Mucosa. Dadurch hebt sich diese von den unterliegenden Gewebsschichten ab. Anschließend umschneidet er großflächig den erkrankten Bereich und durchtrennt das Bindegewebe unter der Magenschleimhaut, die Submucosa. „Wenn die Entfernung des Tumors „en bloc“ mit anderen endoskopischen Verfahren nicht möglich ist, ist die ESD das Mittel der Wahl“, sagt Privatdozent Dr. med. Siegbert Faiss, Vorsitzender der Sektion Endoskopie der DGVS im Vorfeld der „Viszeralmedizin 2011“. Faiss ist Chefarzt der Abteilung Gastroenterologie und Hepatologie an der Asklepios Klinik Hamburg Barmbek.
Während die Technik in Japan bereits etabliert ist, entfernen Ärzte in Deutschland frühe Magenkrebsgeschwüre meist noch mithilfe der Endoskopischen Mukosaresektion (EMR). Sie entfernen dabei die erkrankte Schleimhaut mit einer Drahtschlinge. Diese Methode ist zwar einfacher und weniger zeitaufwendig. Sie hat jedoch den Nachteil, dass der Operateur größere Geschwüre stückweise abtragen muss. Dies erschwert eine anschließende Beurteilung unter dem Mikroskop und damit eine exakte Risikoabschätzung. Zudem bergen im Körper verbleibende Krebszellen die Gefahr, dass sich daraus erneut Tumoren entwickeln.
In einer Studie mit mehr als 90 Patienten haben Wissenschaftler am Klinikum Augsburg bereits Erfahrungen mit dem neuen Verfahren gesammelt: „Bei den Patienten, die wir mit der ESD behandelt haben, kam es deutlich seltener zu Rückfällen“, berichtet Professor Dr. med. Helmut Messmann, Direktor der III. Medizinischen Klinik. Allerdings sei die Methode technisch auch sehr anspruchsvoll und erfordere viel Übung. „Die ESD sollte ausschließlich an speziellen Zentren mit entsprechender Erfahrung durchgeführt werden“, betont der Experte.
Obwohl Magenkrebs in den letzten Jahrzehnten seltener vorkommt, zählt die Erkrankung nach wie vor zu den häufigsten Krebsarten. Im fortgeschrittenen Stadium liegt die Sterberate bei etwa 70 Prozent. Ursache für mehr als 90 Prozent der Fälle ist eine Infektion mit dem Magenbakterium Helicobacter pylori. Als Risikofaktoren gelten vor allem der übermäßige Verzehr von Fleisch, geräucherten und gegrillten Lebensmitteln und der Konsum von Alkohol und Zigaretten. Frisches Obst und Gemüse hingegen scheinen der Entstehung entgegenzuwirken.
Auf der „Viszeralmedizin 2011“ vom 14. bis 17. September 2011 in Leipzig erörtern Experten, welche Faktoren Magenkrebs begünstigen und erörtern neueste Methoden der Diagnostik und Therapie dieser und weiterer Krebserkrankungen des Verdauungstraktes.
02.08.2011