News • Ansatzpunkt für neue Wirkstoffe

Neue Einblicke in den Stoffwechsel von Krebszellen

Krebszellen wachsen schneller als normale Zellen und weisen dadurch einen veränderten Stoffwechsel auf. Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig haben nun herausgefunden, dass Krebszellen den Succinat-Rezeptor benötigen, um den Umsatz ihres Stoffwechsels zu kontrollieren. Diese Erkenntnis soll Medizinern künftig bei der Entwicklung von Therapeutika helfen.

Photo
Philipp Rabe und Aenne-Dorothea Liebing, beide Studienautoren, bei der Arbeit mit Zellkulturen.

Bildquelle: Universität Leipzig; Foto: Dr. Claudia Stäubert

Die Forschungsergebnisse wurden aktuell im Fachmagazin Cancer Letters veröffentlicht

Krebszellen weisen ein unkontrolliert schnelles Wachstum über Gewebegrenzen hinaus auf, das nicht mehr durch Kontrollinstanzen gestoppt wird. Aufgrund dieses schnellen Wachstums ist der Stoffwechsel in Krebszellen, im Vergleich zu normal wachsenden Zellen, verändert. Er dient den Krebszellen zur Bereitstellung molekularer Bausteine und zur Deckung ihres hohen Energiebedarfs. Seit einiger Zeit ist zudem bekannt, dass Stoffwechselzwischenprodukte spezifische Rezeptoren an der Oberfläche von Zellen aktivieren. Solch ein Metabolit ist Succinat, welcher gezielt einen Rezeptor aktiviert, der in verschiedenen Tumorarten zu finden ist. 

Bislang weitgehend unerforscht war, ob und wie dieser Rezeptor den Stoffwechsel und damit auch das Überleben von Krebszellen beeinflusst. Wissenschaftler der Universität Leipzig haben nun herausgefunden, dass Krebszellen den Succinat-Rezeptor benötigen, um den Umsatz ihres Stoffwechsels, das heißt den Verbrauch von Sauerstoff und die Produktion von Energie, zu kontrollieren. „Ohne den Succinat-Rezeptor sterben Krebszellen, weil sie die Kontrolle über zentrale zelluläre Stoffwechselwege verlieren“, erklärt Studienleiterin PD Dr. Claudia Stäubert vom Rudolf-Schönheimer-Institut für Biochemie.

Ein Knockdown des Rezeptors verursachte ein vermehrtes Sterben der Krebszellen. Das war auch in Kombination mit bekannten Therapeutika nachweisbar

Claudia Stäubert

Zu den charakteristischen Veränderungen im Stoffwechsel von Krebszellen gehört die sogenannte Glutaminolyse, das heißt eine Abhängigkeit von der Aminosäure Glutamin zur Energiegewinnung. Durch die Kombination von Stoffwechsel-Analysen, mit bildbasierten Untersuchungen zur Überwachung des Krebszellüberlebens, konnten die Leipziger Wissenschaftler zeigen, dass Krebszellen, die eine solche Abhängigkeit von Glutamin aufweisen, für ihr Überleben auf die Funktion des Succinat-Rezeptors angewiesen sind. „Ein Knockdown des Rezeptors verursachte ein vermehrtes Sterben der Krebszellen. Das war auch in Kombination mit bekannten Therapeutika nachweisbar“, sagt Dr. Stäubert. 

Somit stellt der Succinat-Rezeptor einen möglichen Angriffspunkt für die Entwicklung von Therapeutika zur Krebsbehandlung dar. Weiterführende Forschungsarbeiten müssen relevante pharmakologische Hemmstoffe des Rezeptors identifizieren und deren Potenzial als Medikamente in der Krebstherapie evaluieren. 


Quelle: Universität Leipzig

17.12.2021

Verwandte Artikel

Photo

News • Forschung zu MR1-T-Zellen

Turbo-Stoffwechsel führt Immunabwehr zum Krebs

Werden Zellen zu Tumorzellen, stellen sie ihren Stoffwechsel grundlegend um. Forscher zeigen, dass dies Spuren hinterlässt, die Angriffspunkte für Immuntherapien gegen Krebs sein könnten.

Photo

News • Mitochondrien-gestützter ATP-Schub

Krebszellen unter Druck: neuer Überlebens-Mechanismus entdeckt

Neue Erkenntnisse darüber, wie Krebszellen auf ihrer Reise durch den Körper intensive Phasen mechanischer Belastung überstehen, könnten den Weg für neue Behandlungen ebnen.

Photo

News • Mittlere Infrarot-Optoakustische Mikroskopie

Labelfreie Bildgebung zeigt Zell-Reaktion auf Krebsbehandlung

Eine neue Methode zeigt, wie einzelne Zellen auf Therapien gegen Krebs ansprechen. Die MiROM-Technik hat Potenzial für diagnostische Tests und bei der Patientenüberwachung zu Hause.

Verwandte Produkte

Newsletter abonnieren