Artikel • Schnittbilddiagnostik

MRT in der Krise?

Mit der Einführung der Regelleistungsvolumina (RLV) erwartet der Berufsverband der bayerischen Radiologen und Nuklearmediziner (BVBRN) deutliche Einnahmeeinbußen bei radiologischen Praxen in Bayern.

Der maßgebliche Grund dafür ist der hohe Kostenanteil radiologisch tätiger Ärzte im Vergleich zu Kollegen anderer Fachbereiche. Bei einem Kostenanteil von 80% wird selbst ein Umsatzverlust von nur 5% entscheidende Auswirkungen auf das betriebswirtschaftliche Ergebnis zahlreicher Praxen haben.

portrait of hans jürgen romahn
Dr. Hans Jürgen Romahn ist Vorsitzender des Berufsverbandes der Bayerischen Radiologen und Nuklearmediziner (BVBRN).

Mit der Einführung des RLV sollte ein wesentliches politisches Ziel des Gesundheitsstrukturgesetzes erfüllt werden: Die bundeseinheitliche Vergütung ärztlicher Leistungen – eine Umverteilung von GKV-Geldern in strukturschwache Gebiete. Schon frühzeitig erwartete der BVBRN, dass das Gesamthonorarvolumen in Bayern gegenüber den Vorjahren rückläufig sein würde. Der Berufsverband zählt in Bayern momentan 237 Mitglieder. Er vertritt sowohl die niedergelassenen Radiologen als auch Klinikärzte, wobei der Anteil der Niedergelassenen überwiegt. Dr. Hans Jürgen Romahn, Vorsitzender des Berufsverbands Bayerischer Radiologen und Nuklearmediziner erläutert: „Die Einführung des RLV ist derzeit das Hauptproblem, mit dem wir uns im Verband beschäftigen müssen. Die versprochenen Umsatzzuwachse, die die jahrelange Unterfinanzierung des sehr technisch ausgeprägten Fachgebietes beenden sollten, blieben aus.“

Besonders hart treffen die Honorareinbußen Radiologen, deren Arbeitsspektrum sich auf die Schnittbilddiagnostik konzentriert. Gerade diese Kollegen/Radiologen wurden von der bayerischen Staatsregierung jahrelang gefordert und gefördert. Zur Zeit der Großgeräteverordnung in den 90er Jahren wurden von der bayerischen Gesundheitspolitik die so genannten Bayern-3-Modelle gefördert, die den Aufbau einer doppelten Versorgungsstruktur in Praxis und Klinik erfolgreich vermeiden konnten. Niedergelassene Radiologen trugen die Last der Investitionen und sicherten Krankenhäusern − meist mittlerer Größe − die Versorgung mit CT und MRT-Leistungen. Dem bayerischen Staat blieben Investitionen in Millionenhöhe erspart.

EBM 2009 und RLV

Die Leistungsvergütung anhand des EBM 2009 (Einheitlicher Bewertungsmaßstab) basiert auf Vergleichsquartalen der Vergangenheit Auf Quartalen also, in denen in Bayern eine scharfe Mengenbegrenzung durchgeführt wurde. Die hierdurch reduzierten Leistungsmengen führen in der Verteilungssystematik der KV zu einer Benachteiligung der Radiologie, der weniger Honorar zufließt, davon ist Dr. Hans Jürgen Romahn überzeugt. Mit dem neuen EBM erfolgte erstmals eine betriebswirtschaftliche Betrachtung der Einzelleistungen, was auf eine Aufwertung der Vergütung radiologischer Leistungen hoffen ließ. Durch die willkürliche Festlegung des Orientierungspunktwertes in Höhe von 3,5 Cent wurde dieses Bemühen konterkariert. Für eine Facharztgruppe mit hohen Investitionskosten kann eine derartige Verringerung der Einnahmen lebensbedrohliche Auswirkungen haben.

Der Kostenanteil einer radiologischen Praxis wurde vom ZI mit 80% festgestellt und von Vertragspartnern wie der KBV, KVB und zahlreichen Kassen mehrfach akzeptiert. Auf die hohe Zahl an Sonderzulassungen insbesondere bezogen auf die MRT im Rahmen der Bayern-3-Modelle nimmt die Bundeslösung keine Rücksicht. So erwartet Dr. Hans Jürgen Romahn negative Auswirkungen auf die niedergelassenen Radiologen an bayerischen Krankenhäusern, die nicht nur die Versorgung in der Fläche garantieren, sondern einen Stützpfeiler auch der stationären radiologischen Versorgung darstellen.

Trennung von Honorartöpfen

Eine weitere bayerische Besonderheit ist die Tatsache, dass die KVB Radiologen und Strahlentherapeuten abrechnungstechnisch als eine Gruppe betrachtet. Nuklearmedizinische Leistungen, die von Radiologen erbracht werden, verkomplizieren die Situation zusätzlich. Dies hatten die betroffenen Berufsverbände bereits seit Jahren moniert und eine Trennung der damals noch bestehenden Honorartöpfe gefordert. Die KVB errechnete mehrfach Zahlen, die sich in der Diskussion jedoch stets als unzureichend erwiesen. Eine saubere Trennung zwischen den drei Fachgruppen wurde in den Zahlen, die den Berufsverbänden zugingen, bis heute nicht erreicht und trägt auch in den jetzt veröffentlichten Hochrechnungen zu einer Verschleierung der tatsächlichen Honorarsituation der Radiologen bei.

Das Hauptproblem der Radiologie und der Nuklearmedizin sind eindeutig die hoch spezialisierten Leistungen. Diese Leistungen sind unter den Bedingungen der Regelleistungsvolumina nicht mehr wirtschaftlich zu erbringen. Beide Arztgruppen leiden unter der Tatsache, dass zum Vergleich auf Vorjahresquartale zurückgegriffen wird, in denen bereits eine mangelhafte Vergütung bestand. Die von Seiten der Politik versprochene Konstanz der Vergütung im Rahmen der Konvergenz lässt hoffen, dass es zu keinen massiven Verwerfungen kommen wird. Selbst Anfang September war noch nicht klar, was die Kollegen im Januar dieses Jahres verdient haben. Diese Situation ist für radiologische Praxen mit Krediten und hohen Personalkosten untragbar. Was im Rahmen der weiteren Konvergenz passieren wird, ist noch völlig unklar. Ziel der Berufsverbände ist es deshalb, die Vergütung der Kernspintomographie aus dem derzeitigen Vergütungssystem herauszulösen. Der Berufsverband ist hier auf Landes- wie auch auf Bundesebene in Verhandlungen mit Politik und Kostenträgern, um eine vernünftige Lösung zu erreichen, die den besonderen Anforderungen der Radiologie gerecht werden kann.


Profil:

Dr Hans Jürgen Romahn ist Vorsitzender der bayerischen Landesgruppe des „Berufsverbandes Deutscher Radiologen“ (BDR). Dr. Romahn begann seine berufliche Laufbahn als MTRA in der Abteilung Computertomographie des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg und am Städtischen Krankenhaus Weinheim, bevor er sein Medizinstudium absolvierte. Danach folgte die radiologische Facharztausbildung, an die sich weitere Fortbildungen in Strahlentherapie und Neuroradiologie in Heidelberg anknüpften. Seit 1993 ist er als niedergelassener Radiologe in Coburg tätig, seit 1999 im Rahmen der fächerübergreifenden Gemeinschaftspraxis DiaCura für Radiologische Diagnostik, Strahlentherapie, Radioonkologie und Nuklearmedizin.

09.10.2009

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