News • Neuer Wirkstoff
Mit Silvestrol gegen gefährliche Viren
Basierend auf dem Naturstoff Silvestrol wollen Forscher ein neues Medikament gegen gefährliche Viruserkrankungen entwickeln.
Frühere Studien hatten Hinweise ergeben, dass die aus einer asiatischen Mahagonipflanze stammende Substanz gegen Hepatitis E, Ebola und das Zika-Virus helfen könnte. Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) loten die Wissenschaftler im Projekt „Silvir“ Synthesewege für verschiedene Silvestrol-Varianten aus und testen die Wirksamkeit der Substanzen am Beispiel des Hepatitis-E-Virus. Es startet im Mai 2019 und läuft für drei Jahre. Die Fördersumme beträgt rund 1,2 Millionen Euro. Prof. Dr. Eike Steinmann, Leiter der Abteilung für Medizinische und Molekulare Virologie an der Ruhr-Universität Bochum, koordiniert das Forschungsvorhaben, an dem auch die Leibniz-Universität Hannover mit Prof. Dr. Andreas Kirschning und das Friedrich-Loeffler-Institut in Greifswald mit Prof. Dr. Martin Groschup und Dr. Martin Eiden beteiligt sind. „Antivirale Medikamente existieren derzeit nur für eine limitierte Anzahl an Viruserkrankungen“, sagt Eike Steinmann. Es gebe allerdings viele weitere RNA-Viruserreger, die das Potenzial hätten, Pandemien auszulösen, und für die derzeit keine wirksamen Medikamente auf dem Markt seien. Allein am Hepatitis-E-Virus, das akute Leberentzündungen auslöst, erkranken jährlich schätzungsweise 20 Millionen Menschen – knapp 70.000 mit Todesfolge.
Rund 400 verschiedene Arten von Mahagonipflanzen bilden den Wirkstoff Silvestrol, der im Fokus des Projekts Silvir – kurz für „Development of the natural compound silvestrol as antiviral drug candidate for hepatitis E virus and emerging RNA viruses” – steht. Auf die Substanz waren die Bochumer Forscher während ihrer Arbeiten im BMBF-Vorgängerprojekt „Ginaico“ gestoßen.
In dem neuen Forschungsvorhaben wird das Team zunächst ein Laborprotokoll für die Extraktion von Silvestrol aus Pflanzenblättern entwickeln. Den Naturstoff wollen die Wissenschaftler dann schrittweise modifizieren, etwa bestimmte funktionelle Gruppen entfernen oder gegen andere austauschen, um so Wirkstoffvarianten zu erzeugen. Anschließend wollen sie deren Wirksamkeit gegen das Hepatitis-E-Virus testen und die jeweiligen Wirkmechanismen aufklären. Für die zwei vielversprechendsten Kandidaten sollen in Tierversuchsstudien die optimale Dosis und das optimale Verabreichungsschema bestimmt werden.
Neben den detaillierten Studien mit Hepatitis-E-Erregern wollen die Forscher testen, ob Silvestrol und seine Varianten auch gegen exotische Viren wirken, die infolge des Klimawandels und zunehmender Globalisierung nach Zentraleuropa eingeschleppt werden können.
Quelle: Ruhr-Universität Bochum
26.04.2019