„Mehr als nur Knöpfe drücken“

Am Samstag, den 08. Oktober, findet traditionsgemäß im Rahmen des Bayerischen Röntgenkongress das Programm für die Medizinisch-technischen Radiologieassistenten (MTRA) statt. Diesmal im Salon van Gogh. Der niederländische Maler sagte einmal: „Wenn ich nichts tue, wenn ich nicht studiere, wenn ich nicht suche, dann bin ich verloren.“ Möglicherweise geht ja etwas vom strebenden Geist des Künstlers auf die Tagungsteilnehmer über, wenn sie sich über die Schwerpunktthemen Neuroradiologie, Thorax und Qualitätsmanagement informieren.

Photo: „Mehr als nur Knöpfe drücken“
Katja Röhr machte ihr Examen an der Berufsfachschule für...
Katja Röhr machte ihr Examen an der Berufsfachschule für medizinisch-technische Radiologieassistenten 1985 in ihrer Heimatstadt Zwickau. Sie arbeitete zehn Jahre lang in der Radiologischen Diagnostik am Bezirkskrankenhaus Zwickau und dem Klinikum Nürnberg, bevor sie 1996 eine Weiterbildung zur Lehrkraft für Diagnostische Radiologie an der Akademie für Lehrkräfte im Gesundheitswesen in Karlsruhe begann. Sie ist bis heute als Ausbilderin an der MTRA-Schule am Klinikum Nürnberg tätig. Im Jahr 2006 schloss sie sich der Vereinigung Medizinisch-Technischer Berufe an, die sie seit drei Jahren als Vorstandsvorsitzende leitet. Katja Röhr ist verheiratet und hat ein Kind.

Dass der Beruf einer MTRA jedenfalls mehr verlangt, als bloß Untersuchungsgeräte zu bedienen, davon weiß Katja Röhr, Fachlehrerin an der MTRA-Schule am Klinikum Nürnberg und Vorsitzende der Vereinigung Medizinisch-Technischer Berufe (VMTB) der DRG, nur allzu gut zu berichten.

Mit Blick auf das BRK-Programm wird die Neuroradiologie auch im ersten Block der MTRA-Tagung im Fokus stehen. „Grundsätzlich ist das Aufgabengebiet der Neuroradiologie zwar ein sehr spezielles, dennoch sind die diagnostischen und untersuchungstechnischen Grundlagen gerade auch für MTRA spannend, die nicht jeden Tag damit zu tun haben,“ findet Katja Röhr. „Denn in großen Häusern der Erstversorgung kann es jederzeit zu Notfällen kommen, bei denen radiologische Untersuchungen des Kopfes oder der Wirbelsäule anstehen, auch wenn keine neuroradiologische Abteilung vor Ort ist.“

Weil speziell solche Notfälle die besondere Aufmerksamkeit und Schnelligkeit des medizinischen Personals erfordern, stellen sie eine besondere Herausforderung im Alltag dar. Neben der Neuroanatomie stehen deshalb auch Neurovaskuläre Pathologien und Interventionen auf der diesjährigen Fortbildungsagenda. „Auch wenn es nicht unsere Aufgabe als MTRA ist, Befunde zu erstellen, müssen wir sie erkennen und interpretieren können“, erklärt die VMTB-Vorstandsvorsitzende. „Liegt ein frischer oder ein alter Gefäßverschluss vor? Handelt es sich um eine Subarachnoidalblutung oder eine intrakranielle Blutung? Das alles sind Fragestellungen, die über das schiere Knöpfedrücken an den Maschinen weit hinausgehen. Das macht unsere Arbeit nicht nur interessanter sondern auch anspruchsvoller. Deshalb ist es unserer Berufsgruppe seit längerer Zeit ein großes Anliegen, die Änderung der Berufsbezeichnung und der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung beim Bundesministerium für Gesundheit zu erwirken.“
Als Vorbild dienen hier vor allem die Österreicher, die 2005 auf die gesetzlich verankerte Bezeichnung „Radiologietechnologe/-in“ und einen Fachhochschulstudiengang mit Bachelor-Abschluss umgesattelt haben. „Die Kennzeichnung ‚Assistenz‘ in unserem Beruf stammt aus grauer Vorzeit und stimmt einfach nicht mehr mit der Realität überein. Auch unsere Ausbildungs- und Prüfungsordnung ist aus dem Jahr 1994 und bedarf dringend einer Überarbeitung. Leider wurde erst im Frühjahr vom BMG mitgeteilt, dass eine Änderung in dieser Legislaturperiode nicht stattfinden wird.“

Sorgen bereiten der Ausbilderin außerdem die zurückgehenden Bewerberzahlen an den MTRA-Schulen. Allein an der MTRA-Schule am Klinikum Nürnberg ist die Zahl der Interessenten in den letzten zehn Jahren von ca. 200 auf 120 zurückgegangen. Katja Röhr erklärt sich die Situation so: „Unser Berufsbild ist bei jungen Leuten nur wenig bekannt. Viele können sich unter einer MTRA nicht viel vorstellen. Dabei sind die Berufsaussichten nicht nur hervorragend, sondern die Kombination aus Mensch, Medizin und Technik auch besonders vielseitig. Deshalb freuen wir uns, dass sich auch immer mehr Männer, möglicherweise wegen der technischen Komponente, für unseren Beruf begeistern. Leider stellen wir aber auch fest, dass die schulischen Leistungen der Bewerber abnehmen.“ Um die Nachwuchsförderung voranzutreiben, organisieren DRG, VMTB und DVTA im November bereits zum dritten Mal in Folge einen Radiographer’s Day. Deutschlandweit beteiligen sich 10 MTRA-Schulen an diesem Tag der offenen Tür, bei dem vor allem Jugendliche angesprochen werden sollen.

In diesem Jahr freut sich Katja Röhr auf dem Bayerischen Röntgenkongress vor allem über die Unterstützung der Firma Bayer, die zum Lunch-Symposium für MTRA einlädt. Unter dem Titel „Strahlen & Zeilen gegen Magnete und Gradienten – ein Schlagabtausch über MR- und CT-Angiographie“ verspricht dieser Programmpunkt eine spannende Übersicht über die jeweiligen Unterschiede und Besonderheiten beider Methoden zu geben. Dabei sollen die jeweiligen Vor- und Nachteile wie ionisierende Strahlung (pro MRT) und mehr Rekonstruktionsmöglichkeiten durch die geeichte Hounsfield-Skala (pro CT) ebenso zur Sprache kommen, wie auch eine direkte Gegenüberstellung beider Untersuchungsverfahren stattfinden, z.B. bezüglich der Bolustriggerung/Testbolus und der Rolle des NaCI. Auch hier wird sich wieder herausstellen, dass „Knöpfe zu drücken“ nicht nur Technik zu bedienen, sondern auch verstehen heißt.
 

12.10.2011

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