Tricks & Kniffe der Thoraxdiagnostik
Die konventionelle Röntgenaufnahme des Thorax ist eine der häufigsten radiologische Untersuchung überhaupt, denn sie ist kostengünstig, schnell und überall im Krankenhaus verfügbar. Trotzdem fehlt gerade bei dieser diagnostischen Modalität vielen Befundern die Erfahrung.
Prof. Okka Hamer und Dr. Rene Müller-Wille aus dem Institut für Röntgendiagnostik des Universitätsklinikum Regensburg und Prof. Niels Zorger, aus dem Institut für Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Regensburg, wollen das ändern und stellen im Throaxworkshop die Grundlagen der Begutachtung des Brustraums mit konventionellem Röntgen vor.
„Im ersten theoretischen Teil werden wir erklären, wie man die Bildanalyse des konventionellen Thorax betreibt. Weil inzwischen sehr viele Befunde anhand der Schnittbilddiagnostik gemacht werden, gerät in der Ausbildung das konventionelle Röntgen des Thorax etwas ins Hintertreffen“, erklärt Prof. Zorger. „Der Thoraxworkshop verfolgt daher das Ziel, den Kollegen – vor allem den Weiterbildungsassistenten – zu helfen, eine konventionelle Thoraxaufnahme korrekt zu befunden.“ Wichtig ist das systematische Vorgehen bei der Bildanalyse: Wie betrachte ich mir das Herz, wie die Pleura, die Weichteile, das Skelett und das Zwerchfell? Im zweiten Teil des Kurses werden Fälle aus dem Alltag mitsamt klinischen Angaben und Röntgenbild gezeigt. Die Zuhörer werden interaktiv eingebunden und erhalten die Möglichkeit, ihre Vermutung über die Pathologie des jeweiligen Röntgenbildes zu äußern.
„Wir halten uns bewusst an die häufigen Pathologien und gehen nicht so sehr auf seltene Erkrankungen, wie zum Beispiel interstitielle Lungenerkrankungen oder komplexe onkologische Fragestellungen ein. Gezeigt werden Krankheitsbilder, die am häufigsten im Nachtdienst oder klinischen Alltag vorkommen, wie ein Pneumothorax, ein Erguss, eine Pneumonie, eine Lungenstauung oder ein Bronchialkarzinom, also die klassischen Diagnosen, die man als Weiterbildungsassistent kennen muss.“
Zur genaueren Erläuterung werden in dem Kurs zum Beispiel anatomische Bilder dem Röntgenbild überlagert und anhand von Schemazeichnungen erklärt, wo die Gefäße verlaufen, woraus das Medastinum besteht und wie der Herzschatten begrenzt ist. Die Referenten werden einige Kniffe und Fachausdrücke erklären, die dabei helfen, die anatomische Zuordnung von Pathologien zu ermöglichen und Auffälligkeiten zu erkennen. Denn anders als beim CT hat man bei der Thoraxaufnahme immer nur das zweidimensionale Summationsbild zur Verfügung. Vorne und hinten sind in der p.a. Aufnahme nicht auf den ersten Blick zuzuordnen. Allerdings gibt es ein paar Tricks, wie z.B. das Silhouettenphänomen, das die Zuordnung erleichtert. „Das Silhouettenphänomen kann in der p.a.-Aufnahme helfen, einen Befund zu lokalisieren. Grenzen Strukturen vergleichbarer Dichte aneinander, geht die Grenzlinie oder Silhouette verloren. Wenn eine Lungenentzündung oder eine Raumforderung nicht vom Herzschatten abgrenzbar ist, dann muss der Befund dem Herzschatten anliegen, also vorne sein: Auf der anderen Seite kann man, wenn der gleiche Befund weiter hinten liegt, zum Beispiel im Unterlappen, eine ganz scharfe Linie am Herzschatten entlang ziehen. Man braucht für die Zuordnung keine Durchleuchtung oder CT“, schildert Zorger. Viele der gezeigten Tricks und Kniffe hat Prof. Hamer aus Ihrer Tätigkeit in den USA und Kanada mitgebracht oder die Referenten haben sich diese selbst erst im Laufe der Jahre angeeignet und angelesen. Als junger Assistenzarzt würde man beim konventionellen Röntgen oftmals ins kalte Wasser geworfen. Mit dem Thoraxworkshop habe man, so Zorger aber ein gutes Rüstzeug, um viele Befunde richtig zu erheben.
Im Profil:
Prof. Dr. Niels Zorger leitet seit April 2010 das Institut für Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Regensburg. Nach dem Medizinstudium und seiner Facharztausbildung arbeitete er als Oberarzt am Institut für Röntgendiagnostik von Prof. Feuerbach am Universitätsklinikum Regensburg. 2006 habilitierte er sich mit „Etablierung modifizierter Interventionstechniken und Entwicklung neuer Verfahren in der Angioplastie der peripheren Gefäße“ an der Universität Regensburg. Seit 2010 führt Zorger die Schwerpunktbezeichnung Neuroradiologie und seit 2011 ist er Außerplanmäßiger Professor an der Uni Regensburg.
17.10.2013