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Bildquelle: Adobe Stock/Jesse

News • Coronavirus-Forschung

Long Covid tritt oft schon nach mildem Verlauf auf

Auch ohne schweren Verlauf kann eine Covid-19-Infektion zu langfristigen Beeinträchtigungen (Long Covid) führen.

Das zeigt eine länderübergreifende Studie, die jetzt im Journal of the American Medical Association veröffentlicht wurde. Als Long Covid bezeichnet man das Fortbestehen oder die Entwicklung von Symptomen drei Monate nach der Erstinfektion mit SARS-CoV-2, die mindestens zwei Monate nach ihrem Auftreten anhalten.

Die Wissenschaftler, angeführt von Forschern der University of Washington, arbeiteten mit Daten aus 54 Studien, in deren Rahmen mehr als eine Million Covid-19-Fälle aus 22 Ländern analysiert wurden. Dabei fanden sie heraus, dass 90% der von Long Covid betroffenen Patienten ursprünglich nur leicht an Covid-19 erkrankten. Allerdings traten bei vielen im weiteren Verlauf Symptome wie Müdigkeit, Kurzatmigkeit und kognitive Probleme – der sogenannte „Brain Fog“ – auf, die das tägliche Leben beeinträchtigten. Die Studie ergab darüber hinaus, dass Frauen doppelt so häufig wie Männer und sogar viermal so häufig wie Kinder haben, an Long Covid zu erkranken. 

„Patienten, die wegen Covid-19 im Krankenhaus behandelt wurden, hatten zwar ein höheres long-Covid-Risiko als nicht stationär behandelte Personen“, berichtet die Erstautorin der Studie Sarah Wulf Hanson, MPH, PhD. „Da jedoch die überwiegende Mehrheit der Covid-19-Fälle keinen Krankenhausaufenthalt erfordert, sind trotz des geringeren Risikos viel mehr Fälle von Long Covid aus diesen leichteren Fällen hervorgegangen.“ So litt etwa einer von sieben Betroffenen noch ein Jahr später an den Symptomen, so die Wissenschaftlerin der Universität Washington.

Viele Fragen darüber, warum manche Menschen für Long Covid prädisponiert sind, sind noch unbeantwortet

Sarah Wulf Hanson

Die Analyse zeigt auch die wirtschaftliche Bedeutung der Erkrankung, denn bei vielen Betroffenen führt Long Covid zu einer Arbeitsunfähigkeit, die mehrere Monate andauern kann. Das verschärfe nicht nur den Arbeitskräftemangel, sondern kann dazu führen, dass die diese Personen ihr Einkommen, ihre Lebensgrundlage und ihre Wohnung verlieren. „Für Eltern oder Pflegekräfte, die mit Long Covid leben, kann die Krankheit dazu führen, dass sie sich nicht mehr um ihre Angehörigen kümmern können“, ergänzt die Expertin. 

Die Autoren sprechen sich daher dafür aus, der Erforschung von Long-Covid und ihrer Behandlung höhere Priorität einzuräumen. Zwar gebe es mittlerweile spezialisierte Kliniken für Long Covid, aber die dort angebotenen Behandlungen seien begrenzt, uneinheitlich und oft kostspielig. 

„Viele Fragen darüber, warum manche Menschen für Long Covid prädisponiert sind, sind noch unbeantwortet“, fasst Hanson zusammen. Als mögliche Risikofaktoren gelten unter anderem Rauchen und ein hoher Body-Mass-Index, aber auch die Rolle von Alter und Geschlecht sind noch nicht geklärt. Weitere Faktoren betreffen den Impfstatus der Betroffenen sowie die Coronavirus-Variante, die die jeweilige Infektion ausgelöst hat. „Studien haben gezeigt, dass die Omikron-Variante weniger tödlich ist als frühere Stämme und es wird vermutet, dass Omikron auch ein geringeres Risiko für Long-Covid-Erkrankungen birgt. Aber wir brauchen noch weitaus mehr Daten benötigt, um das mit Sicherheit sagen zu können.“ 


Quelle: University of Washington/The Conversation

06.01.2023

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