Gemeinsam gegen Krebs (von links): Ursula Weyrich, Verwaltungsdirektorin des...
Gemeinsam gegen Krebs (von links): Ursula Weyrich, Verwaltungsdirektorin des DKFZ, Thomas Rachel, Parlamentarischer Staatssekretär des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, Dr. António Lacerda Sales, Staatssekretär im portugiesischen Gesundheitsministerium, Prof. Dr. Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des DKFZ, und Dr. Thomas Gebhart, Parlamentarischer Staatsekretär im Bundesgesundheitsministerium

Bildquelle: Uwe Anspach/DKFZ

Artikel • Internationales Expertentreffen

Kräfte bündeln im Kampf gegen Krebs

2,7 Millionen EU-Bürger werden im Jahr 2020 an Krebs erkranken, fast die Hälfte wird an der Krankheit sterben. Bereits jetzt leben 12 Millionen Europäer mit einer Krebserkrankung, Tendenz steigend. Ob und wie Betroffene überleben, hängt nicht zuletzt davon ab, in welchem Land sie leben. Um das zu ändern und die Krebsbehandlung in Europa zu verbessern, luden das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) und das Bundesgesundheitsministerium Anfang September zu einem internationalen Expertentreffen ein, an dem Politiker, Wissenschaftler, Ärzte und Patienten teilnahmen.

Bericht: Sonja Buske

„Um Betroffenen die bestmögliche Diagnose und Therapie zu ermöglichen, spielt die Verfügbarkeit von Behandlungsdaten eine wichtige Rolle“, betonte Dr. Thomas Gebhardt, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium. „Der Zugang und Austausch von Daten muss EU-weit möglich sein, um die Forschung zu erleichtern und die Gesundheitsversorgung der EU-Bürger zu verbessern.“ Deshalb setzt sich Gebhardt dafür ein, während der deutschen Ratspräsidentschaft der Europäischen Union die Grundlagen für einen europäischen Gesundheitsdatenraum zu schaffen.

Zugang zu innovativen Methoden für alle Europäer

Dieses Vorhaben unterstützt António Lacerda Sales sehr. Der Staatssekretär im portugiesischen Gesundheitsministerium betonte: „Leider gibt es bei der Versorgung von Krebspatienten immer noch Unterschiede zwischen den einzelnen EU-Ländern. Unser Ziel ist es, allen Menschen in Europa den gleichen Zugang zu innovativen diagnostischen und therapeutischen Methoden zu ermöglichen.“ Nachhaltige Forschungsnetzwerke und europäische Partnerschaftsmodelle sind dafür in seinen Augen absolut notwendig.

Dem konnte auch der slowenische Gesundheitsminister Tomaa Gantar zustimmen. „Der Austausch medizinischer und wissenschaftlicher Daten muss über die europäischen Grenzen hinaus gefördert und koordiniert werden“, forderte er mit Nachdruck. Als gut funktionierendes Beispiel führte er die internationale Zusammenarbeit in der pädiatrischen Onkologie an. Die Registerstudie INFORM soll neue Behandlungsmöglichkeiten für Kinder eröffnen, die nach einer zunächst erfolgreichen Krebstherapie Rezidive bilden. Die veränderte Erbinformation des Tumors zum Zeitpunkt des Rezidivs wird genauestens analysiert, um auf dieser Basis zielgerichtete, intelligente Medikamente für den individuellen Tumor zu finden. Elf europäische Länder sind an der Studie beteiligt.

Europäischer Krebsplan in Arbeit

Wir stehen alle unter dem enormen Druck der Corona-Pandemie. Trotzdem müssen wir innovativ sein und unsere Gesundheitssysteme anpassen

Tomaa Gantar

Die Erfahrungen aus der Registerstudie hinsichtlich Vernetzung und Kommunikation könnten beim Aufbau des Europäischen Krebsplans helfen, der bereits am 4. Februar mit einer Konsultationsphase eröffnet wurde. Bürger und Interessenvertreter aus der gesamten EU bekamen die Gelegenheit, ihre Wünsche und Ideen, wie das Thema auf europäischer Ebene am besten angegangen werden sollte, einzubringen. Die Kommission erarbeitet auf dieser Grundlage bis Ende 2020 einen Plan zu kon­kreten Maß­nah­men für alle Schlüs­sel­sta­dien der Krank­heit. Schwerpunkte sind dabei die ganzheitliche Bekämpfung von Krebs unter Einbeziehung von Schulen und Arbeitgebern sowie die Prävention in Form von Aufklärung über Tabak- und Alkoholmissbrauch. Ein weiterer Fokus soll auf die Themen gesunde Ernährung und Bewegung gelegt werden. Aber auch die Palliativmedizin und die nicht sichtbaren, psychischen und psychosozialen Folgen der Krebserkrankung werden im Europäischen Krebsplan thematisiert. Der von Gebhardt gewünschte Gesundheitsdatenraum zum Austausch relevanter Informationen und zur Förderung der Forschung ist ebenfalls ein Punkt auf der Liste.

Prof. Dr. Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des DKFZ, begrüßt die Initiative der Europäischen Kommission: „Um im Kampf gegen den weitverbreiteten Krebs greifbare Erfolge zu erzielen, muss Europa seine Kräfte bündeln – in der Forschung sowie bei der Entwicklung innovativer Kooperationsstrukturen für die Patientenversorgung.“ Sein Wunsch ist eine gleich gute Krebs-Behandlung überall in Europa. 

COVID-19 war ebenfalls Thema bei dem Expertentreffen. Gesundheitsminister Gantar betonte, dass auch Krebs in gewisser Weise eine Form von Pandemie sei. „Wir stehen alle unter dem enormen Druck der Corona-Pandemie. Trotzdem müssen wir innovativ sein und unsere Gesundheitssysteme anpassen.“ Ziel sei es, auch auf nicht übertragbare Krankheiten besser zu reagieren.

15.09.2020

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