News • Längeres Überleben

Europäischer Aktionsplan zur Krebsbekämpfung vorgestellt

Wie können wir erreichen, dass bis 2030 75 Prozent aller Patienten in EU-Ländern mit hochentwickelten Gesundheitssystemen ihre Krebserkrankung mindestens zehn Jahre überleben? Die European Academy of Cancer Sciences (EACS) hat mit Experten aus verschiedenen Disziplinen - Krebstherapeuten, Krebsforscher, Patienten und Politikern - Empfehlungen erarbeitet, um dieses Ziel zu erreichen.

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Bildquelle: Shutterstock/shooarts

Experten erwarten, dass die Krebs-Neuerkrankungsrate in den Ländern der Europäischen Union von etwa drei Millionen in 2018 auf über vier Millionen im Jahr 2040 ansteigen wird. Bereits heute leben in Europa rund zwölf Millionen Menschen mit oder nach einer Krebserkrankung. „Die direkten und indirekten Kosten, die diese Krankheit verursacht, sind schon heute enorm und übersteigen die Leistungsfähigkeit der Gesundheitssysteme mancher europäischen Länder", sagt Professor Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums und Mitglied der EACS-Expertengruppe.

Die Europäische Union hat in ihrem neuen Forschungsförderprogramm Horizon Europe erstmals fünf „Missionen" definiert: Diese ehrgeizigen Forschungsschwerpunkte sollen dazu beitragen, systemische Lösungen für einige der größten Herausforderungen der Zukunft zu finden. Eine der Missionen hat zum Ziel, in einem multidisziplinären Forschungsansatz substantielle Verbesserungen beim Krebsüberleben zu erzielen sowie die Neuerkrankungsrate zu senken. Um dieses Vorhaben zu unterstützen, hat die EACS mit Experten einer Vielzahl an Disziplinen Empfehlungen erarbeitet: Dazu wurden Onkologen, Krebsforscher, Patientenvertreter und Politiker zu Rate gezogen.

Die konkrete Zielvorgabe: Bis zum Jahr 2030 sollen in EU-Ländern mit einem hochentwickelten Medizinsystem mindestens 75 von 100 Patienten ihre Krebserkrankung zehn Jahre überleben (krebsspezifisches 10-Jahresüberleben). Die Experten stimmten darin überein, dass ein umfassender translationaler Ansatz mit Fokus auf personalisierte Präzisionsmedizin erforderlich ist, um dieses Ziel zu erreichen: Dieser Ansatz muss eingebettet sein in ein Kontinuum von Krebsforschung, Prävention und Patientenversorgung.

Ein entscheidender erster Schritt auf dem Weg zu diesem ehrgeizigen Ziel ist, dass alle relevanten Interessengruppen des Kontinuums Krebsforschung-Prävention-Patientenversorgung mit einer Stimme zu sprechen

Michael Baumann

Die Expertengruppe empfiehlt darüber hinaus die Konzentration auf 13 verschiedene Forschungsaufgaben. Das Spektrum reicht von der Grundlagenforschung über epidemiologische und präklinische sowie klinische Forschung ebenso wie Präventionsforschung und Forschung zum Krebs-Langzeitüberleben.

Für die Umsetzung raten die Experten zur Gründung von drei transeuropäischen Infrastrukturen. Diese Netzwerke sollen die enge Kooperation von Wissenschaftlern aus verschiedenen europäischen Ländern ermöglichen und ihnen Zugang zu einer kritischen Masse an Patienten, Bioproben sowie zu technologischen Ressourcen sichern.

  • Das Netzwerk Translationale Forschung soll Grundlagen- sowie präklinische Forschung mit der klinischen Forschung verbinden und Forschungsansätze bis zu einem „proof of concept"-Stadium weiterentwickeln.
  • Die Infrastruktur für Klinische und Präventionsstudien konzipiert weiterführende klinische Studien und verfügt die über fortschrittliche Diagnostikeinrichtungen, etwa molekulare Pathologie, um Patientengruppen zu stratifizieren.
  • Die Infrastruktur Outcome Research soll die Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen und therapeutischen Ansätzen evaluieren.

„Ein entscheidender erster Schritt auf dem Weg zu diesem ehrgeizigen Ziel ist, dass alle relevanten Interessengruppen des Kontinuums Krebsforschung-Prävention-Patientenversorgung mit einer Stimme zu sprechen. So können wir qualifizierte Empfehlungen für die Politik abgeben," sagt Baumann. Die Gruppe appelliert an das Engagement der politischen Entscheidungsträger, die Nachhaltigkeit der grenzüberschreitenden Infrastrukturen und Forschungsnetzwerke zu sichern. Nur dann sei es möglich, die Krebsvorsorge, -behandlung und -versorgung in ganz Europa wirksam zu unterstützen.

Die Empfehlungen der EACS sind in den Interimsreport eingeflossen, den die Mitglieder der EU Cancer Mission der Europäischen Kommission vorgelegt haben.


Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum

05.08.2020

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