Kontrast verschafft der Sonographie mehr Aussage
Kontrastverstärkter Ultraschall ist unter bestimmten Voraussetzungen eine mögliche und gute Alternative zur Computertomographie.
Kontrastverstärkter Ultraschall ist eine wesentliche Bereicherung der sonographischen Diagnostik“, betont Prim. Univ. Prof. Dr. Hermann Kathrein, Leiter der Abteilung für Innere Medizin am Bezirkskrankenhaus Schwaz im österreichischen Bundesland Tirol: „Richtlinien und Empfehlungen zur Anwendung dieser Technik sind von der Vereinigung Europäischer Ultraschallfachgesellschaften (EFSUMB) genau festgelegt.“ Bei der Abklärung von Raumforderungen, z.B. der Leber, ist die Kontrastverstärkte Sonographie (Contrast Enhanced Ultrasound, CEUS) in der Hand des erfahrenen Schallers Standard geworden. Man kann sehr sicher zwischen gutund bösartigen Läsionen unterscheiden und gutartige Läsionen genau charakterisieren (z.B. Hämangiome, fokale noduläre Hyperplasien). „Die sogenannten komplizierten Zysten an den Nieren oder Niereninfarkte lassen sich mit kontrastverstärkter Sonographie gut abklären“, erklärt der Tiroler Mediziner. Auch das isolierte, stumpfe abdominelle Niedrig-Energie-Trauma gehört zu den gut evaluierten Anwendungsgebieten von CEUS, um Verletzungen an soliden Organen auszuschließen. Beim Hochenergie- bzw. Polytrauma hingegen ist die Computertomographie klar die Methode der Wahl.
CEUS – eine gute Alternative zu Ultraschall und CT
Erste Maßnahme bei Vorliegen eines stumpfen Bauchtraumas ist immer eine Ultraschalluntersuchung nach dem FAST-Protokoll („Focused Assessment with Sonography for Trauma“), um freie Flüssigkeit als indirektes Zeichen einer Verletzung von Organen des Bauchraumes aufzuspüren. Mit dieser einfachen, breit verfügbaren und gut untersuchten Technik lässt sich zwar freie Flüssigkeit (Blut) im Bauchraum sicher feststellen, jedoch seltener die eigentliche Verletzung. Da hat der Diagnostiker dann zwei Möglichkeiten. Die erste Möglichkeit ist die Computertomographie mit Kontrastmittel. „CT ist das genaueste, was wir haben“, stellt Kathrein klar: „Aber an kleinen Häusern steht diese Methode unter Umständen nicht rund um die Uhr zur Verfügung – und schon gar nicht in der ärztlichen Praxis, wenn der Trauma-Patient dort vorstellig wird.“ Überdies wird – insbesondere bei Kindern und Jugendlichen – auch die Strahlenbelastung kritisch gesehen und ist ein Grund, um an eine Alternative zu denken. Kontrastverstärkter Ultraschall (CEUS) ist unter bestimmten Voraussetzungen eine mögliche und gute Alternative. Dabei wird zuerst eine konventionelle Sonographie durchgeführt. Dann wird das Ultraschallkontrastmittel bolusweise nach einem festgelegten Protokoll verabreicht. Die Substanz besteht aus speziell umhüllten Gasbläschen, die in der Blutbahn verbleiben. Das Mittel löst nur äußerst selten Allergien aus, beeinträchtigt nicht die Schilddrüsen- und Nierenfunktion und wird nach wenigen Minuten wieder aus dem Körper ausgeschieden. Derzeit ist Sonovue die am meisten verwendete Substanz. „Auf diese Weise ist es möglich, die Aussagekraft der klassischen Sonographie wesentlich zu erhöhen“, bekräftigt Kathrein. Organverletzungen an Leber, Niere und Milz sowie deren Ausmaß sind mit CEUS wesentlich besser zu erkennen: Zerstörtes, nicht mehr durchblutetes Gewebe, nimmt keine Kontrastmittel auf und erzeugt eine Aussparung im Bild. Aktive Blutungen hingegen werden als Regionen mit vermehrter Kontrastanreicherung sichtbar.
CEUS nur unter bestimmten Bedingungen
Wie schon angeführt, empfehlen die Fachgesellschaften die Anwendung von CEUS nach einer FAST-Untersuchung bzw. einer konventionellen Sonographie, wenn bei einem stabilen Patienten ein isoliertes, stumpfes Niedrigenergie-Bauchtrauma vorliegt, mit Verdacht auf Verletzungen an Leber, Milz und Nieren. Das Kontrastmittel darf nur dann angewendet werden, wenn gute Untersuchungsbedingungen vorliegen und die Organe gesehen werden. Sie macht wenig Sinn, wenn ein Risiko besteht, dass andere Organe wie Darm oder Bauchspeicheldrüse verletzt sind. Weitere Möglichkeiten ergeben sich mit CEUS, wenn z. B. Befunde in der CT nicht ganz klar sind, die Methoden können sich so ergänzen. Eine weitere wichtige Indikation sind Verlaufskontrollen bekannter Befunde, weil man mit CEUS die Zahl von CT-Untersuchungen, und damit das Strahlenrisiko, verringern kann. CEUS hat allerdings ein Handicap, räumt Kathrein ein: „Die Methode ist nicht so verbreitet wie die CT oder herkömmliche Sonographie. Sie erfordert einen gewissen Zeitaufwand und man muss damit umgehen können.“ Daher wird der Einsatz von CEUS von Haus zu Haus unterschiedlich gehandhabt. „Letztlich ist es eine Entscheidung des betreuenden Teams, welche Methode man anwendet und wie man vorgeht“, meint er. Es müssen daher entsprechende diagnostische Algorithmen vorab festgelegt sein. Kathrein: „Das Vorgehen muss immer interdisziplinär, abgestimmt auf die vorhandenen Möglichkeiten, geplant sein. Das darf man nicht alleine machen.“
Profil:
Prim. Univ.-Prof. Dr. Hermann Kathrein ist seit 1995 Primarius der internen Abteilung am Bezirkskrankenhaus Schwaz. Der 1950 geborene Mediziner, der sein Medizinstudium an der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck absolvierte, beschäftigt sich seit 1976, seit seiner Zeit als Turnusarzt, mit Ultraschall. Seine Facharztausbildung absolvierte er an der Universitätsklinik für Innere Medizin Innsbruck, 1984 wurde er Facharzt für Innere Medizin, Additivfacharzt für Nephrologie, Internistische Intensivmedizin und Geriatrie. 1991 habilitierte sich Kathrein. Er ist Seminarleiter der Österreichischen Ultraschallgesellschaft für Medizin (ÖGUM) und Vorstandsmitglied der ÖGUM seit 2013.
Veranstaltung: Raum Werner Mi., 29.05.2014, 13:00–13:30 Uhr Allgemeine Röntgenmorphologie von Skeletterkrankungen: Terminologie und Analyse Rosenthal, H./Hannover Session: Muskuloskelettale Radiologie I – systemische Skeletterkrankungen
23.10.2014