Infektionen

KIT 2014

12. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin: Schnell und kompetent bei schweren Infektionen. Experten fordern qualifizierte Weiterbildung in Infektiologie.

Professor Dr. med. Gerd Fätkenheuer
Professor Dr. med. Gerd Fätkenheuer

Wenn Bakterien lebenswichtige Organe oder den ganzen Körper befallen, bergen Infektionen ein hohes Sterberisiko. Alles hängt von der raschen und korrekten Diagnose, dem Einsatz geeigneter Medikamente und der richtigen Therapiedauer ab. Aktuelle Studien zeigen, dass die Überlebenschancen der Patienten steigen, wenn ein Spezialist für Infektionskrankheiten in die Behandlung einbezogen wird. Häufig geht der Experteneinsatz auch mit geringeren Behandlungskosten einher. Der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI) fordert deshalb auf der Kongress-Pressekonferenz anlässlich des 12. Kongresses für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT 2014) am 25. bis 28. Juni 2014 in Köln  eine intensivere Weiterbildung und mehr Ausbildungsstellen für Infektiologen.

Während es in anderen Ländern seit langem Spezialisten für Infektionskrankheiten gibt, hat sich die Disziplin in Deutschland erst in den letzten Jahren ausgebildet, berichtet DGI-Vorsitzender Professor Dr. med. Gerd Fätkenheuer, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI) und Leiter der Infektiologie am Universitätsklinikum Köln. Er berät dort mit seinen Kollegen klinikweit andere Ärzte in der Behandlung von Patienten mit schweren Infektionen. Dazu gehören beispielsweise häufig Blutstrominfektionen (Bakteriämien) mit dem Bakterium Staphylococcus aureus. „Die Sterblichkeit ist hoch, wenn Ärzte nicht sofort das richtige Antibiotikum einsetzen und die Patienten optimal weiterbetreuen“, warnt Fätkenheuer. Neben der Wahl des richtigen Antibiotikums seien die Aufspürung von häufig verborgenen Quellen der Infektion sowie die korrekte Therapiedauer entscheidend. „Patienten mit Blutstrominfektionen oder anderen schweren Infektionen sollten daher von einem Infektiologen mitbehandelt werden“, sagt Fätkenheuer. In besonderem Maße gelte dies, wenn solche Infektionen durch multiresistente Erreger ausgelöst werden, bei denen nur noch wenige Antibiotika greifen. Die spezifische infektiologische Expertise sowie ein hohes Maß an klinischer Erfahrung können häufig lebensrettend sein. In Deutschland müssten deshalb dringend mehr Ausbildungsstellen geschaffen werden, um genügend und ausreichend qualifizierte Infektiologen hervorzubringen.

Eine Studie der Universität Freiburg, die im Journal of Infection veröffentlicht wurde, hat schon vor fünf Jahren gezeigt, dass die Sterberate bei einer Blutinfektion durch Staphylococcus aureus von 43 auf 28 Prozent sinkt, wenn Infektiologen in die Behandlung einbezogen werden. Über ähnliche Erfahrungen berichteten kürzlich spanische Mediziner in der Fachzeitschrift Clinical Infectious Diseases und Mediziner der Universität Lausanne im Journal of Infection. In beiden Studien konnten Infektiologen die Sterberate der Patienten deutlich verringern. „Trotz dieser eindeutigen Ergebnisse gehört die infektiologische Beratung bisher nur in wenigen deutschen Kliniken zur Routine“, berichtet Fätkenheuer. Der DGI-Vorsitzende verweist zudem auf eine aktuelle Studie aus den USA. Dort half der infektiologische Konsilservice den Kliniken trotz der personellen Zusatzkosten die Behandlungskosten zu senken. „Die vom Infektiologen betreuten Patienten konnten früher entlassen werden und es gab weniger Rückfälle mit erneuter Aufnahme ins Krankenhaus“, erläutert er.

Alle Studien zeigen deutlich, welche entscheidende Rolle der Infektiologe bei der Behandlung schwerer Infektionen für den Patienten spielt. Experten auf dem KIT 2014 sprechen sich daher eindeutig für eine verbesserte Ausbildung in Infektiologie aus. „Die qualifizierte Weiterbildung und die Schaffung von entsprechenden Stellen in Kliniken muss eine hohe Priorität haben“, so Fätkenheuer.

26.06.2014

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