KI analysiert Röntgenbilder des Bewegungsapparats

Bildquelle: ImageBiopsy Lab

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KI analysiert Röntgenbilder des Bewegungsapparats

Das Wiener Start-Up ImageBiopsy Lab will die Diagnostik von Knochen- & Gelenkerkrankungen grundlegend verbessern. Ihre KI-basierte Analyse von Röntgenbildern des Bewegungsapparats ist bereits für Europa und die USA zugelassen, in mehr als 50 Krankenhäusern kommt sie bereits zum Einsatz.

Alle sechs Monate wollen die Entwickler neue Anwendungen herausbringen. Im nächsten Schritt folgen Lösungen für die Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT).

Bislang, so das Start-Up, basieren diagnostische Einschätzungen und damit mögliche operative Eingriffe, vor allem auf Erfahrung und Tagesform des medizinischen Personals. Für vergleichbare Diagnosen oder die Dokumentation existieren in der Hektik des klinischen Alltags unzureichende bis keine Standards. „Die Radiologie steckt in Punkto Befundung nach wie vor im letzten Jahrhundert fest. Da gibt es enormen Aufholbedarf“, sagt Richard Ljuhar, CEO des Unternehmens. Nach seiner Doktorarbeit forschte er an Softwareanwendungen, die mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI) aus Röntgenbildern Informationen aus dem Inneren der Knochen lesen.

Manuelle Befundungen von Krankheitsbildern des Bewegungsapparates, wie zum Beispiel der Knie-Arthrose, liegen oft weit auseinander. SO gelangen mehr als zwei Drittel der Fachärzte zu anderen Einschätzungen in Punkto Schweregrad und Verlauf und schlagen einen anderen Behandlungsweg ein – eine Fehlerquelle, die eine Behandlung und das Leiden des Patienten unnötig verlängert. „Unsere in Zusammenarbeit mit Fachärzten aufgebaute KI-gestützte Softwareplattform ist eine effiziente Möglichkeit, um die komplexe Diagnostik der muskuloskelettalen Radiologie, Orthopädie und Traumatologie zu unterstützen“, so Christoph Götz, Co-Founder und COO von ImageBiopsy Lab.

Neben der diagnostischen Absicherung des Patienten sieht das Start-Up das größte Potential in der Entlastung des Gesundheitssystems, insbesondere des medizinischen Personals. Dabei nehmen automatisierte Routinen und Dokumentationen einen hohen Stellenwert ein – und schaffen damit Raum für die Akutversorgung der Patienten sowie persönliche Gespräche. Die Bedeutung effizienterer und sicherer Prozesse und der Einsatz von Entscheidungsunterstützungssystemen, wie das von ImageBiopsy Lab, werden in Zukunft deutlich zunehmen. Die Ursachen liegen im stetig zunehmenden Kostendruck und einer wachsenden Anzahl von Patienten, bei einer viel langsamer steigenden Zahl des medizinischen Fachpersonals. “Eine optimale diagnostische Grundlage für die Entscheidung einer Behandlung kann somit nur bedingt
sichergestellt werden“, erklärt Richard Ljuhar. ImageBiopsy Lab hat sich daher zum Ziel gesetzt, die radiologisch-orthopädische Befundung von Bildaufnahme bis Befunderstellung durchgehend zu digitalisieren. Ljuhar: „Unsere Plattform ermöglicht eine präzisere Diagnostik in Echtzeit, ohne bestehende Arbeitsabläufe zu verändern.“ Dies bedeutet, dass die rein manuelle Messung und Beurteilung von radiologischen Parametern des Bewegungsapparates nicht mehr erforderlich ist. Die Software ist zu 100% wiederholgenau”, so der CEO.

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Die Bezeichnungen der Softwaremodule erinnern an Zootiere

Bildquelle: ImageBiopsy Lab

Erkrankungen wie die Knie-Arthrose (Gonarthrose) oder die Arthrose der Hüfte (Coxarthrose) betreffen weltweit hunderte Millionen Patienten und übersteigen damit die Fallzahlen von Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen. Allein die Arthrose-Fallzahlen haben sich in den letzten zehn Jahren um 33% ausgeweitet und sind damit die am schnellsten wachsende Ursache für Einschränkungen des Bewegungsapparats weltweit. Eine alternde Gesellschaft, zu wenig Bewegung sowie damit einhergehendes Übergewicht, lassen die Zahl von Betroffenen weiter ansteigen. Zu den Partnern von ImageBiopsy Lab zählen die Donau-Universität Krems, die medizinische Universität Graz und das orthopädische Spital Speising. 

Der Fokus der ersten Produktversionen liegt aufgrund der hohen Fallzahlen auf 2D-Röntgenbildern der täglichen klinischen Routine. Die bisherigen Softwaremodule heißen HIPPO, LAMA, KOALA, PANDA und stehen für jeweils eine spezifische Körperregion bzw. Gelenke. Die Plattform für Endkunden der KI-Anwendungen wurde in Anlehnung der Tiernamen IBLAB ZOO getauft. Doch dies soll erst der Anfangsein, betont Ljuhar: „Wir haben 14 medizinische 2D- und 3D-Anwendungsfälle identifiziert, die wir bis 2025 auf den Markt bringen möchten.“


Quelle: ImageBiopsy Lab

19.07.2021

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