© Constanze Tillmann/ Messe Düsseldorf
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Gründerszene auf der Medica 2023 wieder stark vertreten
Ob KI, Health-Apps, Labormedizin oder Robotik: Start-ups im Gesundheitsbereich sind wieder ein essenzieller Bestandteil der Medica 2023 in Düsseldorf (13.-16. November).
Die Medizinmesse Medica in Düsseldorf hat sich seit Jahren auch als wichtiger Anlaufpunkt für Startups etabliert, die in den Gesundheitsbereich einsteigen möchten. Unter den insgesamt mehr als 5.000 ausstellenden Unternehmen der Medica 2023 und der parallelen Zuliefererfachmesse Compamed 2023 (Termin: 13.-16. November) werden entsprechend wieder mehrere hundert junge Entwicklerteams sein auf der Suche nach Business-Kontakten für Kooperationen unter anderem hinsichtlich Finanzierung, Fertigung, Produktzulassung, Vermarktung oder Vertrieb ihrer Produktideen.
Zahlreiche Programm-Highlights rücken die Gründerszene gezielt in den Fokus und bieten den Start-ups eine ideale Bühne, um ihre innovativen Lösungen vorzustellen und mit der internationalen Gesundheitsfachwelt ins Geschäft zu kommen. Gelegenheiten dafür sind zum Beispiel die 12. Medica Start-up Competition, der 15. 'Healthcare Innovation World Cup', der Medica Start-up Park und rund 100 weitere Start-up-Beteiligungen im Programm des Medica Connected Healthcare Forums.
Sowohl für die 12. Medica Start-up Competition (Finale am 14.11.) als auch den 15. 'Healthcare Innovation World Cup' (Finale am 13.11.) ist der Kickoff für das Bewerbungsverfahren bereits erfolgt. Interessierte Start-ups können sich über das Reglement und die Optionen der Teilnahme an den Wettbewerben auf der Programm-Seite des Medica Connected Healthcare Forums informieren.
Bei der Medica Start-up Competition geht es um die gesamte Bandbreite an Innovationen für den Healthcare-Bereich: von Künstlicher Intelligenz (KI), über Health-Apps, Lösungen für die Labordiagnostik bis hin zu medizinischer Robotik. Erstmals in diesem Jahr neu hinzugekommen ist die Kategorie „Nachhaltigkeit“.
© Constanze Tillmann/ Messe Düsseldorf
Das spanische Start-up Idoven war das Siegerteam des Wettbewerbs 2022 und zieht in der Folge großen Nutzen aus der Beteiligung. Das junge Unternehmen hat nach eigenem Bekunden eine „Cardiology-as-a-service“-Plattform entwickelt, die auf KI basiert. Diese hauseigene KI nutzt Elektrokardiogramme (EKG) beliebiger Dauer und von beliebigen Diagnose-Tools, um die Genauigkeit und Konsistenz der Interpretation zu verbessern. Rika Christanto, operative Geschäftsführerin von Idoven, zeigt sich erfreut über den Effekt der Medica-Teilnahme und dem Wettbewerbsfinale auf der Bühne des Medica Connected Healthcare Forums: „Ich war sehr überrascht, wie global diese Messe ist.“ Die Medica Start-up Competition habe ihrem Start-up sehr große, weltweite Sichtbarkeit beschert, wobei Idoven auch auf dem deutschen Markt Fuß fassen wolle.
Laut Rika Christanto sei es zudem hilfreich gewesen, sich während der Medica auch mit anderen Start-ups auszutauschen, etwa hinsichtlich der Überwindung regulatorischer Hürden für den Marktzugang. Derzeit vertieft Idoven die Partnerschaften, die sich seit der Medica 2022 ergeben haben, beispielsweise zum Unternehmen GE Healthcare hinsichtlich eines Projekts zur Reduzierung des Interpretationsaufwandes von EKG-Untersuchen in Kliniken. „Zudem haben wir mit AstraZeneca eine Vereinbarung zu einem Herzinsuffizienz-Projekt unterzeichnet“, weiß Rika Christanto zu berichten. Hierbei geht es in erster Linie darum, die Hospitalisierung von Betroffenen zu verhindern. Im Zusammenspiel mit Pharma-Unternehmen wird deshalb an Lösungen der Verbesserung von individuellen Therapien gesucht. Dazu nutzt Idoven mit seiner Analyseplattform frühe Daten aus den Krankengeschichten, um die Wirkweise von geplanten Behandlungen und die Notwendigkeit von Änderungen abschätzen zu können.
Für die Fortsetzung des Wachstumskurses ist Idoven auf der Suche nach weiteren Kooperationen, arbeitet intensiv an der Leistungsfähigkeit der eigenen KI-Tools sowie auch an der Nutzen-Evaluation ihrer Lösungen im klinischen Einsatz. Wie wichtig weltweite Sichtbarkeit für Start-ups ist und damit beispielsweise die Teilnahme an international erfolgreichen Messeveranstaltungen wie der Medica dokumentiert eine Zahl: Idoven gelang es bereits, eine Finanzierung in Höhe von knapp 20 Millionen US-Dollar (rund 18,1 Millionen Euro) für die Realisation anstehender Projekte und die weitere Entwicklung einzuwerben.
Der Gewinn [des 'Healthcare Innovation World Cup'] war sehr hilfreich, um das Unternehmen und seine Produkte bekannt zu machen
Mark Edwards
Für Start-ups, Scale-ups und kleinere mittelständische Unternehmen könnte ebenfalls eine Beteiligung (und kostenlose Bewerbung) beim 15. 'Healthcare Innovation World Cup' interessant sein. Hier geht es um intelligente „Internet of Medical Things“-Lösungen (IoMT) wie z. B. digitale Biomarker, smarte Pflaster oder vernetzbare Wearables. Die besten 12, von einer renommiert besetzten Fachjury ausgewählten Finalisten werden eingeladen, sich im Rahmen der Medica 2023 auf der Programmbühne des Medica Connected Healthcare Forums (in Halle 12) zu präsentieren. Vorjahrssieger war ViewMind Inc., das sich auf das Management von neurodegenerativen Krankheiten wie Multiple Sklerose oder Alzheimer spezialisiert hat. Mark Edwards, CEO und Mitbegründer von ViewMind Inc, berichtet, dass die Auswirkungen des Gewinns zwar nicht quantifiziert werden könnten, „aber ich kann sagen, dass dieser Gewinn sehr hilfreich war, um das Unternehmen und seine Produkte bekannt zu machen". Auch dieses Start-up hat eine weitere Finanzierungsrunde abgeschlossen, die durch den Erfolg bei der Medica unterstützt wurde. Das bereits CE-gekennzeichnete und auf dem Markt befindliche ViewMind-Produkt wurde an Tausenden von Personen in etwa 30 klinischen Studien auf vier Kontinenten validiert. Die Zulassung durch die FDA ist in Arbeit.
ViewMind richte sich in erster Linie an die pharmazeutische Industrie, aber auch an das Gesundheitswesen insgesamt, so Mark Edwards: „Wir arbeiten mit einer Reihe von Pharmaunternehmen an klinischen Studien, um ihnen ein Werkzeug an die Hand zu geben, mit dem sie geeignete Teilnehmer finden, Kohorten präzise zusammenstellen und die Auswirkungen einer Therapie sensibel messen zu können.“ Das Start-up versteht sich demnach als ein Wegbereiter für die Entwicklung von Präzisionsmedikamenten.
Edwards war schon oft bei der Medica in Düsseldorf. Aus seiner Sicht sei die Größe der Veranstaltung ein Vorteil. So konnte er hier schon viele Kontakte aus dem Bereich Distribution treffen, um mit ihnen mögliche Vertriebskooperationen auszuloten. Denn das Ziel behält ViewMind fest im Blick, wie Mark Edwards erklärt: „Wir wollen einen sensitiven Marker für neurokognitive Erkrankungen und Kognition etablieren, der so einfach zu bedienen und so nützlich ist wie ein Blutdruckmessgerät oder ein Blutzuckermessgerät."
Networking wird aber auch beim Medica Start-up Park (in Halle 12) großgeschrieben, der sich als zentraler Treffpunkt für die Gründerszene etabliert hat. Gut 40 Start-ups haben sich hier bereits in einer sehr frühen Phase für dieses Jahr angemeldet – ein neuer Top-Wert. Mit dabei ist ein zweites Mal die Start-up-Initiative „Up To Future“ aus der Ukraine. 2022 konnte die Anmeldung erst kurz vor der Messelaufzeit erfolgen. Zu den ukrainischen Start-ups, die die Initiative promotete, zählte HandyUsound mit der Produktidee für ein portables Ultraschallsystem. Das Produkt stieß auf so große Resonanz beim Messepublikum, dass das Gründerteam in diesem Jahr noch einmal die Gelegenheit nutzen will, um weitere Geschäftskontakte zu knüpfen. Megnosis aus Korea ist ebenfalls mit von der Partie beim diesjährigen Medica Start-up Park. Das Unternehmen hat EEG-Kopfhelme entwickelt, die Demenzen frühzeitig erkennen und über die Stimulierung von Hirn- und Nervenzellen lindern können sollen.
Auch Deutschland zeigt Flagge auf dem Gemeinschaftsstand. Ein Beispiel ist AssistMe. Zur Medica 2023 werden sie ein smartes Sensorsystem für den Einsatz in Inkontinenzhosen präsentieren. Das System dient als eine Art Flüssigkeitsindikator. Über einen am Inkontinenzhilfsmittel angebrachten Clip werden die erfassten Daten an ein Software-Cloud-System übermittelt. Auf diese Weise ist es Pflegepersonal im stationären Bereich möglich, Bewohner bedarfsgerechter zu versorgen, weil auf einen Blick an zentraler Stelle ermittelt werden kann, wann bei wem ein Hilfsmittelwechsel geboten erscheint.
Im Vorjahr zählten Medic und Compamed insgesamt 81.000 Fachbesucher (2021: 46.000) bei einem internationalen Anteil von 75%. Alle aktuellen Informationen sind online abrufbar unter: https://www.medica.de / https://www.compamed.de.
Quelle: Medica/Messe Düsseldorf
24.06.2023