Gesundheit als Grundlage für Wohlstand

Festschrift und Podiumsdiskussion zum 70. Geburtstag von Ulf Fink

Aus Sicht der Ärzteschaft hat das deutsche Gesundheitssystem an Qualität verloren, wie Umfragen aus dem Jahr 2011 besagen. Nur 18 Prozent der deutschen Hausärzte sind mit dem landeseigenen Gesundheitssystem zufrieden.

Bildquelle: kma medien, Volkmar Otto
Bildquelle: kma medien, Volkmar Otto

In Norwegen sind es 56, in Frankreich immerhin 41 Prozent. Eine Reform halten in Deutschland 31 Prozent der Hausärzte für notwendig. In Norwegen fordern dies nur zwei, in Frankreich sechs Prozent. Ob unser Gesundheitssystem trotzdem Vorbild und Grundlage für Wohlstand sein kann, sind Themen einer Podiumsdiskussion in Berlin: Anlässlich des Erscheinens einer Festschrift zum 70. Geburtstag von Ulf Fink, ehemaliger Berliner Gesundheitssenator, diskutieren Dr. Heiner Geißler, Professor Rita Süssmuth und weitere Autoren. Verlag und Herausgeber stellen die Festschrift „Soziale Ordnungspolitik im 21. Jahrhundert“ (Thieme, Stuttgart. 2012) in diesem Rahmen vor.

Deutschland leistet Gesundheitsausgaben in Höhe der Staaten mit der höchsten Gesundheitsquote: Hierzulande bekommen Patienten am schnellsten eine Behandlung im Krankenhaus und gelangen am schnellsten an Medikamente. Mit Gesundheitseinrichtungen sind die Deutschen hervorragend versorgt. „Wenn wir das deutsche Gesundheitssystem nach diesen Kriterien bewerten, gehört es zu den vergleichsweise guten Systemen, stellt jedoch nicht das weltbeste System dar“, erläutert der Münchener Gesundheitsökonom Professor Günther Neubauer, einer der Autoren der Festschrift. Nach ihrer Gesundheit befragt, sehen sich die Deutschen weniger zufrieden als andere. Doch das Beispiel Japan zeigt: Im Land mit der höchsten Lebenserwartung sind die Menschen mit ihrem Gesundheitszustand am unzufriedensten.

Die Arztdichte liegt in Deutschland bei 3,6 pro 1000 Einwohner und damit im ersten Drittel der Staaten, die der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) angehören. Die Zahl der Krankenhausbetten ist hierzulande mit 8,2 pro 1000 Einwohner sehr hoch. Aufenthalte im Krankenhaus dauern mit 7,8 Tagen länger als die in den OECD-Statten durchschnittlichen 6,5 Tage. Auch bei den jährlichen Arztbesuchen belegt Deutschland mit 8,2 und mehr pro Einwohner einen Spitzenplatz. Zum Vergleich: In der Schweiz sind es nur vier. „Dies könnte zwar ein Hinweis darauf sein, dass Arztbesuche hierzulande nicht sehr effektiv sind“, meint Professor Neubauer. Allerdings gehen die Japaner noch häufiger zum Arzt – im Jahr 13,2 Mal. Der Blick nach Asien belegt einmal mehr, dass hohe Lebenserwartung ebenso wenig wie die Zahl der Arztbesuche die Zufriedenheit der Bürger zu steigern scheint. Auch die Krankenhausaufenthalte dauern dort länger als in anderen Ländern: Sie liegen im Schnitt bei 19 Tagen.

Das Thema Gesundheit als Grundlage für künftigen Wohlstand bestimmt nur einen Teil der Festschrift „Soziale Ordnungspolitik im 21. Jahrhundert“. Die 40 Autoren erörtern anlässlich des Geburtstags des ehemaligen Gesundheitssenators von Berlin, Ulf Fink, Themen wie Armut und Reichtum, Prävention, demografischer Wandel und eine „Kultur des Helfens“. Mit dem Buch ehren die Herausgeber Ingrid Völker, Geschäftsführerin der WISO-Gruppe, und Dr. Franz Dormann, Geschäftsführer von „Gesundheitsstadt Berlin“, das sozialpolitische Engagement von Fink. Der ehemalige Bundesgeschäftsführer der CDU und Gesundheitssenator von Berlin widmet sich seit den 1990er Jahren verstärkt den Themen Gesundheit und Prävention. Als Gründer des Hauptstadtkongresses bringt er seit 1997 jährlich rund 8000 Vertreter aus Ärzteschaft, Kliniken und Kassen, Politik, Pflege und Rehabilitation zusammen.

Am 18. Oktober 2012 stellen Herausgeber und Verlag in einer von WISO und Gesundheitsstadt Berlin organisierten Veranstaltung das Buch vor. In der Podiumsdiskussion diskutieren die Autoren: Bundesminister a. D. Dr. Heiner Geißler, Bundestagspräsidentin a. D. Professor Rita Süssmuth, DAK-Vorstandsvorsitzender Professor Herbert Rebscher und Dr. Gerhard Schick, MdB.
 

18.10.2012

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