Endoprothesenregister soll neue Qualitätsstandards setzen

In Deutschland werden immer mehr Hüft- und Kniegelenke implantiert. Die jährlichen Kosten hierfür betragen etwa 3,5 Milliarden Euro. Um unnötige Folgeoperationen zu umgehen und Nachbehandlungen effektiver und somit kostengünstiger zu machen, fordert die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e.V. (DGOOC) ein Endoprothesenregister.

Photo: Endoprothesenregister soll neue Qualitätsstandards setzen

Der moderne Hüft- und Kniegelenkersatz gehört mittlerweile zu den erfolgreichsten Operationen. Immer mehr ältere Patienten mit Spätfolgen unbehandelter Gelenkfehlstellungen aus vergangenen Jahren gewinnen mit diesen Eingriffen ihre verlorene Lebensqualität zurück. „Wir registrieren schon seit Jahren eine erhebliche Zunahme von Hüft- und Kniegelenks-Operationen, die sowohl medizinischen Altlasten vergangener Jahre, als auch dem demografischen Wandel geschuldet sind“, so Dr. med. Daniel Frank, Tagungspräsident des DKOU 2010 und Präsident der DGOOC. „Die Implantation einer neuen Hüfte kostet die Krankenkassen im Schnitt 7 626 Euro, was zu jährlichen Ausgaben von bis zu 1,6 Milliarden Euro führt. Um diese Kosten zu reduzieren und Patienten eine bessere Versorgungsqualität zu bieten, ist es notwendig, die klinische Struktur- und Prozessqualität zu verbessern. Ein Endoprothesenregister soll dies möglich machen.“

Mit der Erfassung klinischer Daten über die Bundesgeschäftsstelle für Qualitätssicherung (BQS) ist bereits ein großer Schritt in Richtung Qualitätsmanagement erfolgt. Hier werden schon jetzt Daten zur Häufigkeit ausgewählter Knochen- und Gelenkoperationen erfasst und ausgewertet. Um jedoch Langzeitverläufe aller endoprothetischen Verfahren in Deutschland zu registrieren, ist eine umfangreiche Datenbank notwendig, die alle Patienteninformationen unter datenschutzrechtlichen Bedingungen erfasst. In anderen Ländern wie Schweden, Kanada und Australien findet ein solches Endoprothesenregister bisher schon Anwendung und hat dort bereits zu einer deutlichen Abnahme von Nach-Operationen und Gesundheitsausgaben geführt.

Durch die Einführung des Endoprothesenregisters können auffällige Krankenhäuser einer genaueren Analyse unterzogen und die Qualität von Produkten direkt miteinander verglichen werden. Zudem ist es möglich, gezielt fehlerhafte Produkte vom Markt zu nehmen. „Der Mehrwert für Krankenkassen, Patienten und Krankenhäuser liegt auf der Hand“, erläutert Frank. „Einerseits führt dies zu einer erheblichen Kostenreduktion – wovon das Gesundheitssystem profitiert: Hochrechnungen ergeben, dass bis zu 40 Millionen Euro eingespart werden könnten. Andererseits wird ein hoher Versorgungsstandard der orthopädisch-unfallchirurgischen Versorgung in Deutschland gesichert. Kliniken gelangen zu höherem Ansehen und Patienten zu einer zufriedenstellenden Behandlung.“

 

Bildquelle: Aktion Meditech

12.10.2010

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