Ein Brückenbauer zwischen den Welten

Prof. Klaus Sartor wird mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet

Professor Dr. med. Klaus Sartor, Mentor und Modernisierer der Neuroradiologie in Deutschland, spricht diesmal auf dem DRK ausschließlich zu Studenten.

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Professor Dr. med. Klaus Sartor, Mentor und Modernisierer der Neuroradiologie in Deutschland, spricht diesmal auf dem DRK ausschließlich zu Studenten. Einen Vortrag wolle er nicht mehr halten, ließ er wissen, als ihm mit der Ankündigung zur Verleihung der Ehrenmitgliedschaft der DRG auch ein Podium angeboten wurde. Schließlich sagte er doch zu – im Studentenprogramm „Die hellsten Köpfe für die Radiologie“.

Klaus Sartor begann nach Staatsexamen und Promotion seine berufliche Laufbahn als Medizinalassistent in seiner Siegerländer Heimat. Schon bald entdeckt er seine Faszination für die Bilddiagnostik. Bei einem Aufenthalt im Mercy Hospital & Medical Center in Chicago erlernt der junge Radiologe die Techniken der prä-tomografischen Ära, darunter die Angiografie und die anfangs der siebziger Jahre üblichen, durchweg noch recht eingreifenden Untersuchungsverfahren bei Krankheiten von Gehirn und Rückenmark. Der Aufenthalt in Chicago ist prägend für seinen Beruf und seine Berufung als Neuroradiologe. Bei einer Tagung in New York im Mai 1972 trifft er Godfrey Hounsfield, den Erfinder der Computertomographie und späteren Nobelpreisträger und er sieht zum ersten Mal CT-Scans vom Gehirn. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland und der Anerkennung als Facharzt baut er neben seiner Oberarzttätigkeit die Neuroradiologie am Allgemeinen Krankenhaus Altona (AKA) in Hamburg auf.

1977 erreicht er die Inbetriebnahme eines ersten CT-Scanners im AKA. Inzwischen werden statt der reinen Kopf-Scanner auch Geräte angeboten, mit denen sich der ganze Körper untersuchen lässt, die die nicht-invasive Bildgebung des Spinalkanals ermöglichen, das ein Steckenpferd seiner wissenschaftlichen Forschung wird. Doch noch wird die Diagnostik von Gehirn- und Rückenmarkserkrankungen von Neurologen und Neurochirurgen dominiert, so dass Sartor als Radiologe auf diesem Gebiet eher zögernd Akzeptanz findet. Um die hierzulande noch von den Direktpunktionstechniken beherrschte Angiografie zu modernisieren, geht er 1974 nach San Francisco. An der University of California erlernt er den Umgang mit dünnen Kunststoffkathetern – eingeführt meist via A. femoralis – in der zerebralen und spinalen Angiografie. Danach stellt er seine Diagnostik am AKA auf das schonendere, auch universeller einsetzbare Verfahren um und macht die Technik in Deutschland publik, u.a. durch sein erstes Lehrbuch Einführung in die Neuroradiologie (1976). 1981 habilitiert er sich an der Universität Hamburg. Zwei Jahre später bekommt er ein Angebot des renommierten Mallinckrodt Institute of Radiology (MIR) der Washington University School of Medicine in St. Louis.

Wieder geht Klaus Sartor in die USA, diesmal um die die Magnetresonanztomographie kennen zu lernen. Erst die Wiedervereinigung drängt ihn zurück in die Heimat. Hier folgt er der Berufung als Neuroradiologe an die Universität Heidelberg. In den Folgejahren gelingt es ihm, aus einer kleinen Abteilung einen Anziehungs- und Ausbildungsort für die gesamte deutsche Neuroradiologie zu machen: Er betreut über ein Dutzend Habilitationen, seine Schüler bekleiden heute Lehrstühle und Chefarztposten in ganz Deutschland und der Schweiz. Dass die Neuroradiologie heute zu den Schlüsselfächern der medizinischen Versorgung zählt, ist sicherlich auch sein Verdienst. Dennoch ist er bescheiden geblieben. Er weiß, ein guter Lehrer ist der, der seinen Schülern so oft wie möglich den Vortritt lässt, sein Wissen gerne weitergibt und in klinischer, akademischer und administrativer Hinsicht Vorbild ist. „Dabei darf die Messlatte ruhig hoch liegen, solange sie nicht allgemein als unerreichbar hoch gilt“, erklärt Sartor. Die Möglichkeit zur Begegnung mit dieser Lehrerpersönlichkeit besteht in der Session „Hellste Köpfe I: Studieren und Arbeiten im Ausland“: Klaus Sartor: „Blick zurück nach vorn. Reminiszenzen an die Entwicklung der Neuroradiologie und Lehren aus einem unorthodoxen Werdegang.“

 

29.05.2013

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