Trends und Akzente

DRK 2013 unter dem Motto „Radiologie ist Zukunft“!

Professor Dr. Mathias Langer, Ärztlicher Direktor der Abteilung Röntgendiagnostik am Universitätsklinikum Freiburg, wird im kommenden Jahr die Kongresspräsidentschaft des 94. Deutschen Röntgenkongresses übernehmen. Im Gespräch mit RöKo Heute skizziert Mathias Langer, welche Trends er fortsetzen und welche neuen Akzente er 2013 in dieser Funktion setzen möchte.

Prof. Dr. Mathias Langer
Prof. Dr. Mathias Langer

Herr Prof. Langer, was werden Sie als künftiger Kongresspräsident an Neuem auf den Weg bringen? Und woran werden Sie festhalten?

Mathias Langer: Die bewährten Formate des Kongresses wie etwa „Fit für den Facharzt“ oder die verschiedenen Refresherkurse werden wir auf jeden Fall fortsetzen. Auch der MTRA-Block mit seinen Fortbildungen wird natürlich
bleiben. Unser Motto für 2013 ist „Radiologie ist Zukunft“. Darauf basierend haben wir vier Themenblöcke ausgesucht, die für die Radiologie wesentlich sind. Der erste ist die onkologische Bildgebung, denn die Tumoren werden uns nicht nur in den kommenden Jahren, sondern in den kommenden Jahrzehnten in der bildgebenden Diagnostik essentiell beschäftigen. Das zweite große Thema ist die Notfallradiologie. Mit diesem Themenkomplex muss sich die Radiologie in Deutschland verstärkt beschäftigen, da wir im internationalen Vergleich nicht so gut aufgestellt sind, wie wir es eigentlich sein sollten. Es gibt bis heute keine umfassende Notfallradiologie in der Weiterbildung und in den großen Kliniken wird dieses Fach immer irgendwie mit bedient. Die Spezialisierung auf Notfallradiologie – vom Polytrauma über den Stroke bis hin zum Herzinfarkt – diese Fragen radiologisch bildgebend zu managen, ist jedoch eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Da hat die deutsche Radiologie durchaus
Weiterbildungsbedarf.

Wird nicht ein Teil der Notfallmedizin mit Bildgebung einerseits in Traumazentren und andererseits in Schlaganfallzentren abgearbeitet?

Mathias Langer: Ja, wenn der Patient auch dort hinkommt. Nur wenn der Patient ausreichend vordiagnostiziert ist, sprich vom Notarzt als Stroke identifiziert ist, wird er auch dorthin gebracht, wo er hingehört. Eine nicht unerhebliche Anzahl an Patienten kommt jedoch in große interdisziplinäre Notaufnahmen, die allgemein tätig und nicht auf diese Spezialfragestellungen fokussiert sind. Es gibt auf diesem Gebiet – bis auf wenige Ausnahmen – eindeutig zu wenig Spezialisierung.

Dort muss also ein Radiologe arbeiten, der schnell herausfindet, was der Patient braucht und welche diagnostischen Mittel die angemessenen sind?

Mathias Langer: Genau. Wenn man auf dem richtigen Pfad ist, kommen sicher auch Spezialisten zum Zuge. Das ist gar keine Frage. Aber das Thema der klassischen Notfallradiologie ist in Deutschland noch nicht vergeben. Dies ist eine Spezialisierung, die wir nicht haben. Das dritte Hauptthema – sowohl auf der Onkologie als auch auf der Notfallradiologie aufbauend – wird die Image Fusion sein. Wir werden uns in Zukunft nicht mehr damit beschäftigen, nur ein Bild einer Erkrankung von einer Modalität zur Verfügung zu haben, sondern wir werden die Bilder unterschiedlichster Verfahren zusammenführen müssen. In direkter Technologie, wie bei der PET-CT oder PET-MR, oder durch sekundäre Bildfusion, wie es für die Integration von molekularem mit morphologischem Imaging erforderlich ist. Dieses Thema wollen wir in der Radiologie stärker besetzen.

Die nachwachsende Generation an Radiologen muss den Überblick über die Methodologie haben. Junge Radiologen müssen nicht alle Verfahren bereits während der Weiterbildung in der maximalen Tiefe beherrschen, aber sie sollten die Aussagen aller Systeme kennen und Anwendungen richtig initiieren können. Sie müssen das radiologische Portfolio kennen, einschätzen und zu diagnostischen und therapeutischen Empfehlungen weiter verarbeiten können. Denn künftige Radiologen werden in Tumorboards sitzen, schnell suffizient zu verschiedenen Techniken Auskunft geben, aber nicht immer auf die Anwesenheit eines Subspezialisten zurückgreifen können. Das wäre auch nicht bezahlbar.

An diesem Punkt gibt es einen Wandel im Bewusstsein. Die Zukunft der klinischen Medizin verlangt Radiologen, die einen Überblick haben und auswählen können, welches Verfahren, wann und wie am besten anzuwenden ist. Das ist das große Ziel, das wir anstreben und das wird natürlich auf dem DRK 2013 thematisiert werden.

Das hilft dann auch Geld zu sparen?

Mathias Langer: Ja, und damit kommen wir zum vierten Hauptthema des kommenden Kongresses: die Kosten-Nutzen-Analyse. Die Radiologen – und das betrifft nicht nur die an Universitäten – sollten wissen, was  ihre Diagnostik und Therapie kostet und was sie im Gegenzug dafür leistet. Unsere Geräte sind teuer und die Nutzungszeiten unserer Systeme begrenzt. Wir müssen höchst effizient und höchst effektiv arbeiten, haben dazu aber nicht unbedingt die notwendigen Tools. Da können wir gut um Hilfe in den Disziplinen nachsuchen, die von Datenansammlung und -analyse mehr verstehen als wir, nämlich den Wirtschafts- und Betriebswissenschaften. Daher bemühen wir uns für 2013 um Referenten aus diesen Gebieten.

Wann dürfen wir uns im nächsten Jahr auf diese spannenden Themen freuen?

Mathias Langer: Im kommenden Jahr wird der Deutschen Röntgenkongress vom 29. Mai bis zum 1. Juni 2013 – also nicht an Himmelfahrt, sondern zu Fronleichnam – stattfinden. Wir müssen 2013 auf den etwas späteren Termin ausweichen, da wir das Kongresszentrum in Hamburg nur für diesen Zeitpunkt bekommen konnten. 

Herr Prof. Langer, herzlichen Dank und gutes Gelingen!

 

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Im Profil

Der in Frankfurt geborene Prof. Dr. Mathias Langer promovierte 1977 an der Universität zu Köln. Im Anschluss erhielt er von der DFG ein Forschungsstipendium in physiologischer Chemie. 1981 absolvierte er einen Forschungsaufenthalt an der Harvard Medical School. Leitender Oberarzt an der Strahlenklinik der FU Berlin wurde er 1984, im Jahr darauf erfolgte die Habilitation für das Fach Radiologie. 1989 wurde Langer zum Universitätsprofessor ernannt und auf den Lehrstuhl für Radiologie der Universitätsklinik Jena berufen. Seit 1992 ist er Ordinarius, ärztlicher Direktor und Prorektor für Forschung und Medizin der Klinik für Radiologie am Universitätsklinikum Freiburg. 2013 übernahm Prof. Dr. Langer das Amt des Kongresspräsidenten des 94. Deutschen Röntgenkongress.

 

10.05.2012

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