Bildquelle: Gerd Altmann auf Pixabay

News • Erfassung von Geschlechtervielfalt

Neue Diversity-Tools für die Gesundheitsforschung

In der Gesundheitsforschung wird geschlechtliche Vielfalt noch zu wenig erfasst. Wissenschaftlerinnen des Instituts für Public Health und Pflegeforschung der Universität Bremen haben eine Handreichung entwickelt, wie bei Befragungen Geschlecht besser erfasst werden kann.

Die Toolbox mit der Bezeichnung DIVERGesTOOL (Toolbox zur Operationalisierung von geschlechtlicher Vielfalt in der Forschung zu Gesundheitsversorgung, Gesundheitsförderung und Prävention) steht auf der Webseite der Universität für Forschende frei zur Verfügung.

Wie lässt sich in der Gesundheitsforschung die geschlechtliche Vielfalt besser erfassen? An dieser Frage arbeitet ein Team um die Gesundheitswissenschaftlerinnen Gabriele Bolte und Sophie Horstmann vom Institut für Public Health und Pflegeforschung der Universität Bremen, von der Arbeitsgruppe Gender and Science der Humboldt Universität zu Berlin und der Gendermedizin der Radboud University in Nijmegen. 

Eine einfache Unterscheidung in „männlich“ und „weiblich“ [...] reicht nicht aus, um [...] Zusammenhänge zwischen geschlechtlicher Vielfalt und Gesundheit zu verstehen

Gabriele Bolte

In der quantitativen Gesundheitsforschung, beispielsweise in epidemiologischen Studien, wurde Geschlecht bisher meistens nur vereinfacht erfasst. „Das Geschlecht ist in der Gesundheitsforschung eine häufig genutzte Variable, die allerdings meistens auf eine einfache Unterscheidung in „männlich“ und „weiblich“ beschränkt wird“, erläutert Professorin Gabriele Bolte vom Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP) der Universität Bremen und Leiterin des Projekts DIVERGesTOOL. „Dies reicht aber nicht aus, um das Zusammenwirken der verschiedenen Dimensionen von Geschlecht zu untersuchen und Zusammenhänge zwischen geschlechtlicher Vielfalt und Gesundheit zu verstehen.“

„Für die Entwicklung geschlechtergerechter Gesundheitsangebote besteht aktuell ein großer Bedarf nach einer differenzierteren Erfassung, das heißt die Vielfalt innerhalb der Gruppen der „Frauen“, „Männer“ und anderen Geschlechtsidentitäten zu berücksichtigen“, betont Gabriele Bolte. „Mit der neuen Toolbox, Handreichung geben wir Forschenden jetzt etwas an die Hand, um sich intensiver mit der Erfassung geschlechtlicher Vielfalt auseinanderzusetzen. Die entwickelten Fragebogen-Items, Leitfragen und Hinweise sollen dabei unterstützen geeignete Erhebungsinstrumente für die eigene Forschung zu entwickeln und anzuwenden“, ergänzt Sophie Horstmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin am IPP im Projekt DIVERGesTOOL. 

Das Bundesministerium für Gesundheit fördert das Projekt seit Mai 2020. In diesem interdisziplinären Forschungsprojekt unter der Leitung von Professorin Bolte arbeitet die Abteilung für Sozialepidemiologie des Instituts für Public Health und Pflegeforschung der Universität Bremen eng mit der Arbeitsgruppe Gender and Science der Humboldt Universität zu Berlin und der Gendermedizin der Radboud University in Nijmegen zusammen. 

Die Forschenden sind der Frage nachgegangen, wie geschlechtliche Vielfalt und die verschiedenen Dimensionen von Geschlecht messbar gemacht werden können. Gemeinsam mit Vertretern von großen epidemiologischen Studien in Deutschland und des Gesundheitsmonitorings des Robert Koch-Instituts haben sie erstmals ein Set von standardisierten Fragen und weitergehenden Empfehlungen für Befragungen in Deutschland entwickelt, um Geschlecht adäquat in der quantitativen Gesundheitsforschung zu erfassen. Vertretungen des Bundesverbands trans* und des Vereins für intergeschlechtliche Menschen e.V. wurden dazu eingeladen, die Vorschläge zu bewerten. 


Quelle: Universität Bremen

15.07.2023

Verwandte Artikel

Photo

News • Kardiovaskuläre Erkrankungen bei Männern und Frauen

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Pladoyer für mehr Ungleichbehandlung

Die Unterschiede bei Frauen und Männern für Risiko und Ausprägung kardiovaskulärer Erkrankungen werden bisher zu wenig berücksichtigt. Die DGK fordert deshalb mehr genderspezifische Forschung.

Photo

Artikel • Wissenslücken in der Gendermedizin

Covid-19 und Geschlecht: Männer sterben häufiger

Die Corona-Pandemie hat viele Auswirkungen auch auf die wissenschaftliche Forschung gehabt – unter anderem hat sie Wissenslücken im Bereich der Gendermedizin aufgezeigt. Immer wieder fielen in…

Photo

News • Nephrologie-Forschung

Nierenschäden im Alter: Warum es Männer öfter trifft als Frauen

Ein Forschungsteam des Uniklinikums Jena liefert einen Erklärungsansatz dafür, warum Männer im Alter ein höheres Risiko für chronische Nierenerkrankungen haben als Frauen.

Verwandte Produkte

Newsletter abonnieren